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Rezension zu
Das Weingut. In stürmischen Zeiten

Eine Liebe in Kriegszeiten, die nicht sein darf

Von: Klusi liest
27.02.2019

Entdeckt habe ich die Autorin für mich, als ich vor drei Jahren „Blut und Seide“ gelesen habe. Das Buch hat mich mitgerissen und begeistert, und darum warten inzwischen auch die anderen Bücher von Marita Spang in meinem Regal darauf, gelesen zu werden. Ja, Marie Lacrosse ist Marita Spang! Als mir das klar wurde, kam auch das Weingut gleich auf meine Wunschliste. Während die unter ihrem Namen Marita Spang veröffentlichen Romane zeitlich eher im Mittelalter und der frühen Neuzeit angesiedelt sind, spielt ihre Dilogie „Das Weingut“, die unter diesem Pseudonym Marie Lacrosse veröffentlicht wurde bzw. wird, in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im ersten Band „In stürmischen Zeiten“ lernen wir die junge Waise Irene kennen. Schon im Prolog erfährt man einiges über Irenes Geburt und ihre Mutter, wenn man auch vieles noch nicht genauer zuordnen kann. Die Schwestern im Waisenhaus hüllen sich in Schweigen, wenn Irene nach ihrer Herkunft fragt. Als eines Tages der betuchte deutsche Weinhändler Wilhelm Gerban im Heim auftaucht und Irene als Dienstmädchen auf sein Weingut im Elsass holt, scheint das ein Glücksfall für die junge Frau zu sein. Bald lernt sie Franz Gerban, den Sohn des Hauses kennen und verliebt sich in ihn. Diese Liebe beruht auf Gegenseitigkeit, aber das Glück wird bald getrübt, denn Europa befindet sich am Vorabend des Deutsch-Französischen Kriegs. Franz ist ein junger Mann mit hohen Idealen. Er glaubt an die französische Revolution und schließt sich bei Kriegsbeginn der französischen Seite an. Aber nicht nur das Kriegsgeschehen setzt dem jungen Liebespaar zu, sondern Irene und Franz müssen gegen gemeine Intrigen und Lügen ankämpfen, und je mehr man erfährt, umso hoffnungsloser erscheint ihre Liebe. In Franz‘ Abwesenheit macht Wilhelm Gerban Irene das Leben schwer und möchte sie mit Gewalt aus dem Haus und der Familie drängen. Sehr bewusst wird einem beim Lesen die Kluft zwischen den Gesellschaftsklassen der damaligen Zeit. Durch die Augen von Franz, der einige Zeit als ganz normaler Arbeiter im Weingut seines Onkels tätig ist, sieht man das Leid der Menschen, die für wenig Geld in den Weinbergen schuften und keine wirkliche Perspektive haben. Franz versucht, sich für diese Menschen einzusetzen, aber bei Vater und Onkel beißt er da auf Granit und kann nur zu sehr geringen Verbesserungen der Lebenssituation der Arbeiter beitragen. Insgesamt wirken die meisten Gerbans nicht sonderlich sympathisch, egal ob man nun Wilhelm oder auch seinen Bruder Gregor samt Ehefrau Ottilie ansieht. Franz‘ jüngere Schwester Mathilde ist eine launische und verwöhnte junge Frau und entpuppt sich im Lauf der Zeit immer mehr als intrigantes Miststück. Pauline, Wilhelms französische Ehefrau und die Mutter von Franz und Mathilde, ist eine liebe aber schwache Frau, die sich immer öfter in ihre eigene Welt zurückzieht und Trost im Laudanum sucht. Die Charaktere sind allesamt sehr intensiv ausgearbeitet, wobei Wilhelms und Mathildes Gemeinheiten für mich oft nicht nachvollziehbar waren. Irene ist Mathilde vom ersten Moment an ein Dorn im Auge, eigentlich grundlos, wie mir scheint. Zwar neigt Mathilde generell zu Biestigkeiten, aber wieso sie gerade auf Irene derart bösartig herum hackt, hat sich mir nicht immer erschlossen. Wilhelms Verhalten dagegen birgt ein Geheimnis, das man zwar bereits früh ahnen kann, aber definitiv erst ziemlich zum Ende der Geschichte erfährt und wodurch vieles verständlicher wird. Das Cover des Buches, mit dem schönen alten Gutshaus, den Weinbergen in der Sonne und den Rosen am Wegesrand, vermittelt einen friedlichen, idyllischen Eindruck, aber das täuscht gewaltig. Tatsächlich gibt es im ganzen Roman nur sehr wenige schöne oder gar romantische Momente. In der Handlung dominiert das Kriegsgeschehen. Die Autorin hat hier große Recherchearbeit geleistet und sich bei ihren Schilderungen an die überlieferten Tatsachen gehalten. So ist ihr auch ein sehr authentisches Bild der damaligen Verhältnisse gelungen. Gerade wenn man sich Franz ansieht, das Kind einer französischen Mutter und eines deutschen Vaters, wird der Wahnsinn hinter diesem Krieg offensichtlich. Bei den Schilderungen wusste ich manchmal nicht, wer denn jetzt eigentlich Freund und wer Feind ist. Es war einerseits interessant, etwas über diesen Krieg zu erfahren, denn darüber wusste ich bisher kaum etwas, aber ich muss gestehen, mir war es dann oft zu viel. Häufig musste ich beim Lesen pausieren, weil mir die Grausamkeit und die Hoffnungslosigkeit vieler Szenen und Schicksale so an die Nieren gegangen sind. Da liest man beispielsweise viele Seiten lang nur über die Bergung der Opfer nach der Schlacht. Es ist ein guter Roman, keine Frage! Die Autorin kann einen mit ihrem erzählerischen Talent mitreißen, aber in diesem Buch hat mir doch ein wenig der Hoffnungsstreifen am Horizont gefehlt, denn die Tendenz der Handlung war weitgehend düster und trostlos. Das Ende dieses ersten Teils lässt viele Fragen offen, und ich bin darum auch sehr gespannt auf die Fortsetzung. Ich hoffe nur, dass die Tendenz im zweiten Teil etwas positiver ist.

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