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Rezension zu
Die Todesfee der Grindlay Street

und Schottlands Bühne färbt sich rot

Von: Miss Cooper
06.03.2019

Im Irischen Volksglauben heißt es, eine Todesfee, besser bekannt als Banshee sei eine Geistergestalt aus der Anderswelt. Ein weibliches Wesen das den Tod eines autochthonen Irischen Familienmitglieds voraussagt. Ihr Schrei so erzählt man sich, sei so Markerschütternd das er einen in den Wahnsinn treiben kann. Es ist ein Klagelied das die Banshee in so erschütternder Weise anstimmt. Sie betrauert damit den Totgeweihten. Einige die glauben einer Banshee begegnet zu sein, berichten, sie sei stets in ein weißes Gewand gehüllt, ihre Haut sei so bleich wie die eines Toten selbst, ihre Augen leuchtend rot und die Zähne in ihrem Mund würden auf groteske Weise hervorstehen. Die Person deren Tod bevorsteht, hört ihr Klagen selbst allerdings nicht. Es ist der diabolische Schrei einer Todesfee, der während der finalen Aufführung von „Macbeth“ im Londoner Lyceum Theatre ertönt. Zeitgleich ereignen sich hinter der Bühne zwei weitere Vorfälle. Während die begnadete Lady Macbeth Darstellerin Ellen Terry auf ihrem Schminktisch ein in blutgetränktes Hirn entdeckt, stößt der Theatermanager Bram Stoker auf eine mit Blut geschriebene Botschaft. Die da lautet… „Heil dir! Macbeth, bald findest du den Tod Heil dir! Und Schottlands Bühne färbt sich rot“ Es ist eine Prophezeiung, darin ist sich die Theatertruppe rund um den großen Theatermacher Henry Irving einig. Dennoch werden die geplanten Vorstellungen im Royal Lyceum Theatre in Edinburgh nicht abgesagt. Nur wenige Tage bevor „das Schottische Stück“ in Edinburgh Premiere feiern soll, wird unter der Regent Bridge eine in weiß gekleidete Frau gesichtet, deren infernalischer Schrei die Stille der Nacht auf ohrenbetäubende Weise durchbricht. Die Erscheinung hinterlässt allerdings weit mehr als nur aufgeschreckte Bürger. Eine weitere mit Blut geschriebene Botschaft prangt auf der Straße. Um der Sache nachzugehen wird die schottische Polizei hinzugezogen. Eigens für solch absonderliche Fälle wurde eine spezielle Einheit ins Leben gerufen. Die „Kommission zur Aufklärung ungelöster Fälle mit mutmaßlichem Bezug zu Sonderbarem und Geisterhaften“. Diese besteht aus zwei detectives, dem grobschlächtigen und harschen Adolphus McGray, der, nachdem seine Schwester ihre Eltern getötet und ihm im Wahn einen Finger abtrennte nur noch „Nine-Nails“ genannt wird. Sowie dem kultivierten waschechten Londoner Ian Frey, der sich zwei Jahre zuvor alles andere als bereitwillig nach Schottland hat abkommandieren lassen. Doch noch despektierlicher als in Schottlands Hauptstadt geistig zu verkümmern, empfindet Frey die Tatsache für „Nine-Nails McGray“ zu arbeiten. Einen Mann den er für einen schludrigen, groben Klotz mit einer haarsträubenden Ausdrucksweise hält. Aber auch McGray kann sich für den eitlen Pfau Frey nicht unbedingt erwärmen. Und so werden sie es niemals müde dem jeweils anderen mit gutgezielten Spitzen, mitzuteilen was sie voneinander halten. „‚Anmerkungen von I.P.Frey‘ , las McGray laut vor. ‚Ich wusste gar nicht, dass sie einen zweiten Vornamen haben. Wie lautet er?‘ ‚Das tut jetzt nichts zur Sache. Was jetzt hingegen sehr wohl …‘ ‚Petunia?‘ ‚McGray!‘ ‚Peaches?‘ Resigniert legte ich mir eine Hand auf die Stirn. Er würde jetzt nicht mehr lockerlassen. ‚Na schön. Er lautet Percival, und wenn sie jetzt endlich…‘ ‚Och, Sie sind ei Percy? Das ist ja zum Schreien!‘“ Während Frey die Erscheinung der Todesfee für einen inszenierten Werbegag hält, der die Kartenverkäufe ankurbeln soll. Ist McGray sicher, dass sie es mit einem echten Phänomen zu tun haben. Als man unter der Regent Bridge eine blutdurchtränkte Tasche findet, bringt „Nine-Nails“ dieses Beweisstück auf schnellstem Wege zu der Wahrsagerin seines Vertrauens. Madame Kathrina orakelt das am dreizehnten, also am Tag der Premiere von „Macbeth“ mindestens eine Person ums Leben kommen wird. Während McGray sich bestätigt sieht, hält Frey das ganze für Humbug und setzt alles daran zu beweisen, dass die vermeintliche Todesfee weltlicher Natur entspricht. Nachdem er die Theaterbesatzung befragt hat wird der Kreis der Verdächtigen immer kleiner, bis schließlich der großspurige und vollständig von sich eingenommene Macbeth Darsteller Henry Irving zu den Hauptverdächtigen zählt. Doch auch der vom Übernatürlichen besessene Bram Stoker trägt ein Geheimnis mit sich. Nach „die Schatten von Edinburgh“ und „der Fluch von Pendle Hill“ ist „die Todesfee der Grindley Street“ der dritte Fall der um das ungleiche Ermittler-Duo gestrickt wurde. Ein weiteres Mal vereint Oscar de Muriel wirklichkeitsgetreue Ereignisse mit Okkultismus. Und ein weiteres mal gelingt ihm dieser Spagat messerscharf. Zunächst tat ich mich etwas schwer in das Buch hineinzukommen, da es mit Fragmenten diverser Briefe und Tagebucheinträgen beginnt, mit denen ich vorerst noch nichts anzufangen weiß. Vermutlich wollte de Muriel dadurch die Aufmerksamkeit steigern und Spannung erzeugen. Einige dieser Auszüge werden im laufe des Buches wiederaufgenommen, die meisten jedoch erst am Ende des Werkes vollständig aufgeklärt. Ähnlich verwirrend sind auch die etlichen kryptischen Sätze mit denen der Band gespickt ist. Doch noch befremdlicher empfinde ich, dass er einem realen Viktorianischen Theaterensemle erneut leben einhaucht. Henry Irving, Ellen Terry und Bram Stoker haben in dieser Konstellation tatsächlich einmal gelebt. Oscar de Muriel hat ihre Leben und Werke mit Sicherheit hervorragend recherchiert, dennoch fühlt es sich seltsam an, dass ihnen nun bestimmte Wesenszüge, Haltungen und Aussagen angedichtet werden. Andererseits hätte ich mir stellenweise mehr sprachliche Kreativität gewünscht, denn einige Passagen werden in genau dem gleichen Wortlaut niedergeschrieben, wie sie schon in den ersten beiden Bänden zu finden waren. Auch im dritten Band fungiert Inspector Ian Frey als Berichterstatter. Der Großteil des Buches ist wie schon zuvor aus seiner Sicht geschrieben. Dennoch erscheint „die Todesfee der Grindlay Street“ nicht mehr ganz so mitreißend wie seine vorangegangenen Bände. Stehen in de Muriel’s erstem Werk noch die beiden Ermittler Frey und McGray im Fokus, so geraten sie im dritten Band immer weiter in den Hintergrund. Was ich persönlich sehr bedauerlich finde, denn die grundverschiedenen Welten die in Form der beiden aufeinander treffen machen de Muriel’s Bücher erst so unvergleichlich. Dennoch war „die Todesfee der Grindley Street“ absolut fesselnd und lesenswert, wenn auch mit einigen Abzügen. Es gibt ja wirklich viele die eine gute Geschichte verfassen können, aber sie durch Charaktere und Eindrücke lebendig werden zu lassen vermögen nur wenige. Oscar de Muriel gehört definitiv zu der Sorte Schriftsteller, die farbenprächtige Bilder im Kopf erzeugen.

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