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Rezension zu
Gott bewahre

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein tiefsinniger Roman voller Witz, skurriler Figuren und vor allem voller beklemmender und nackter Wahrheit - ein typischer Niven

Von: Pink Anemone
07.03.2019

Kaum hat Gott sich im Himmel eine kleine Auszeit gegönnt und seinem Sohn Jesus Christus die Geschäftsführung überlassen, schon herrscht auf Erden das nackte Chaos. Bürgerkriege, Umweltsünden, Armut, Hassprediger, tödliche Krankheiten, moralischer Verfall und gnadenloser Kommerz, so weit das Auge reicht. Was wurde aus der Menschenliebe und dem einzig wahren Gebot: »SEID LIEB«? Gott denkt nach und findet nur eine Lösung – sein Sohn Jesus muss erneut auf die Erde zurückkehren, um Gutes zu tun. Doch werden die Menschen auf JC hören?... (Klappentext) ✞✞✞✞✞ ">>Aber....aber, das sind Tiere da unten. Sie werden den Jungen in Stücke reißen. Beim letzten Mal war es ja schon schlimm genug. Aber heutzutage? Dagegen werden die Römer Sozialarbeiter aussehen<<" (S. 69) Stellt Euch vor, um Gott und den Himmel ist es ganz anders bestellt als wir bisher dachten, bzw. als uns weis gemacht wurde. Gott ist ein alter Hippie, trinkt gerne Scotch und raucht auch gerne mal einen Joint. Die 10 Gebote sind einzig alleine auf dem Mist von Moses gewachsen, da er mal wieder übertreiben musste und Gott hält von dem ganzen Religionsmist so gar nichts. Gott liebt alle Menschen, egal welcher Farbe oder sexueller Orientierung. Tja, wenn er gewusst hätte wie sich die Menschheit entwickelt, hätte er wohl keinen Urlaub genommen, um angeln zu gehen und schon gar nicht hätte er alles in die Hände von Jesus gelegt. Dieser zupft lieber mit Jimi Hendrix auf der Gitarre herum und zieht sich dabei einen Joint nach dem anderen rein. Kein Wunder, ist er seit der Sache mit den Römern nicht allzu gut auf die Menschen zu sprechen. Als Gott 2010 vom Urlaub zurück kommt, trifft ihn fast der Schlag. Was wurde nur aus seiner Welt? Religionskriege, Intoleranz wohin man nur blickt und dieses Fernsehen und die Sucht nach Fame...grauenhaft! Am besten wäre es einen Meteoriten auf diesen Misthaufen von Erde zu werfen und nochmals von vorne anzufangen. Doch Jesus ein weiteres Mal auf die Erde zu schicken, um die Menschen zur Vernunft zu bringen scheint dann doch eine bessere Idee zu sein. Und schwups...wandelt Jesus wieder auf der Erde und versucht Gutes zu verkünden. Als Gitarrist und Sänger einer Indie-Rockband geht das am besten und zwar bei einer so vertrottelten Castingshow, der Millionen von Menschen gebannt folgen. Seid bereit für die wahre Geschichte und höret auf den Propheten, der ein weiteres Mal seine Jünger um sich schart. ">>Ich sag Ihnen mal was<<, fährt die Frau entrüstet fort. ICH SAG IHNEN MAL WAS ist in der Regel ein ziemlich guter Indikator dafür, dass man kurz davor steht, sich einen Haufen Blödsinn anhören zu müssen. >>Ich bete jeden Morgen und jeden Abend zu unserem Herr....<< >>Wissen Sie was Lady?<<, seufzt Jesus, >>Sie können auch jeden Abend einen Hund als Superman verkleiden. Der kleine Scheißer wird trotzdem nicht herumfliegen und die Welt retten.<<" (S. 188) Das Buch ist in 6 Themen-Kapitel unterteilt. Man beginnt im Himmel, blickt dabei hinter die Kulissen und was Gott von all dem hält, dann begleitet man Jesus auf Erden, lernt ihn dabei näher kennen und begibt sich mit ihm und seinen Freunden auf einen abgefahrenen Roadtrip und schließlich in die Welt der Castinshows. Hierbei treffen John Niven-Leser auf einen bekannten Protagonisten. Wer sonst könnte der macht- und geldgeile Boss der Castingshow sein als Steven Stelfox? Diesen kennen manche bereits aus "Kill your friends". Er ist natürlich immer noch der Arsch wie wir ihn kennen und jetzt stellt Euch vor er trifft auf Jesus. "Die beiden Männer reichen sich die Hände - Stelfox' Griff ist kalt, unmenschlich, und sehen sich einen Moment lang an: Stelfox blickt in Augen, blau wie Kornblumen, die auf dem Pazifik treiben. Jesus dagegen blickt in Augen, die schwarz sind wie das All, bodenlose Löcher des Nichts, Fledermäuse kreisen in den Brunnen der Pupillen, stürzen in das Vakuum der Seele. Ein kalter Schauer läuft Jesus über den Rücken. Auch Stelfox empfindet etwas Ungewohntes [...] Er spürt die Gegenwart eines Widersachers. (S. 221) Im nächsten Teil begeben wir uns mit Jesus in das weite flache Land Texas, wo sie Land und eine Ranch kaufen, um als Selbstversorger zu leben und die Welt zumindest dort etwas besser zu machen. Irgendwo muss man ja anfangen. Das so eine Hippie-Kommune im streng konservativen Amerika nicht gern gesehen ist, muss ich wohl nicht erwähnen. Wieder hat Jesus zu kämpfen, wieder läuft alles aus dem Ruder und es droht sich alles zu wiederholen. John Niven hat mit diesem Buch wieder eine total abgefahrene Story kreiert. Die Werke dieses Autors beinhalten immer Gesellschaftskritik und Milieustudie in einem, doch hier hat er die ganze Menschheit im Visier. Diese kommt hier nicht allzu gut weg. Tja, und recht hat er. Doch wer sonst als Niven kann einem während des Lesens zum Lachen und gleichzeitig zum Nachdenken bringen? Ja, es ist sowohl beklemmend und auch traurig uns Menschen einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Es ist aber auch absolut zum Schreien komisch. Diese Story enthält so viel Witz und noch viel mehr nackte Wahrheit und einmal mehr wird einem klar, dass ein Meteorit nicht unbedingt die schlechteste Idee wäre. Der Roman könnte auch als 2. Teil der Stelfox-Reihe gelten, kann jedoch durchaus eigenständig gelesen werden. Fazit: Hier liegt wieder ein Niven vor mir, der mich begeistert, aber auch nachdenklich zurück lässt. Kein anderer Autor schafft es Humor, skurrile Figuren und die bittere Wahrheit an den Leser zu bringen wie er. Derb, direkt und doch mit einer Sprachgewalt die einem mitreißt, zum Nachdenken anregt und noch lange nachhallt. Schottische Literatur vom Feinsten! © Pink Anemone (inkl. Leseprobe, John Niven über das Buch, passendem Sound und Autoren-Info)

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