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Rezension zu
Mörder

"Ein Leben für drei Leben."

Von: Travel Without Moving
09.03.2019

"Ein Leben für drei Leben." (Seite 77) Der ehemalige Strafverteidiger Veikko Bartel, von dem ich letztens ‚Mörderinnen‘ gelesen habe, erzählt in seinem neuen Buch von Männern, die er verteidigt hat, z.B. von einem überkorrekten Beamten, der seine Ehefrau tötet, von zwei Männern aus einer Drückerbande, die aus Verzweiflung einen Mann erwürgen, und von einem Auswanderer, der in Thailand seine Freundin erschlägt. Neben den Biografien der Täter, dem Tathergang und den Besonderheiten der Verhandlung berichtet Bartel in ‚Mörder‘ von deutschem Strafrecht, von Schuldfähigkeit, vom Strafmaß, von Auslieferungsantrag, von Mord versus Totschlag versus Körperverletzung mit Todesfolge, von Maßregelvollzug und Sicherungsverwahrung. Vor ein paar Tagen befand ich mich mitten in einer Leseflaute, was mir schon seit geraumer Weile nicht mehr passiert ist. Ich habe gerade auf wenige Bücher richtig Lust, aber da ich kürzlich ‚Mörderinnen‘ von Bartel gelesen habe und mich das Buch gut unterhalten und gefesselt hat, habe ich nun zu ‚Mörder‘ gegriffen, das erst vor wenigen Tagen erschienen ist. Und tatsächlich ist mein Plan aufgegangen: Meine Leseunlust wurde durchbrochen, und das Buch hat mich (obwohl ich durchaus Kritikpunkte habe) über seine 250 Seiten hinweg bei der Stange gehalten. Ich empfand das Buch als sehr spannend, doch ‚Mörderinnen‘ hat mir letztendlich besser gefallen, vielleicht weil ich fand, dass ‚Mörder‘ psychologisch noch weniger tief als ‚Mörderinnen‘ ist und noch mehr an der Oberfläche kratzt, vielleicht aber auch aus dem simplen Grund, dass grauenvolle Verbrechen, die von Frauen begangen werden, wahrscheinlich automatisch packender und schlimmer wirken. Nichtsdestotrotz hat mich Bartel sehr gut unterhalten und mir zudem ein paar Informationen über das Strafrecht vermittelt, die mir bislang noch nicht bekannt waren. Besonders eine der Geschichten hat mich sehr angesprochen und zudem sehr berührt, obgleich sie die brutalste Geschichte im Buch ist: die Geschichte eines Jungen, der mit alkoholkranken Eltern aufwuchs, der Vernachlässigung und Gewalt erfuhr, der nie die Unterstützung und die Schulbildung erhielt, die adäquat gewesen wären. Mir persönlich gefallen Bartels Bücher trotz meiner Kritikpunkte besser als die von Ferdinand von Schirach, weil ich von Schirachs Ausführungen, als ich vor ein paar Jahren ‚Verbrechen‘ las‚ oft zu überheblich und zudem reißerisch fand. Veikko Bartel: Mörder. Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers. Mosaik Verlag, 2019, 256 Seiten; 18 Euro.

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