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Rezension zu
Der Typ ist da

Der Typ ist da

Von: Franziska_J
10.03.2019

„Der Typ ist da. Als Mia von der Bibliothek nach Hause kommt, steht er vor der Haustür. Ruhig, wartend, als sei er sich ganz sicher, dass sie kommen werde. Sie will schon an ihm vorbeigehen und die Haustür aufschließen, als er sie auf Italienisch anspricht. Es ist dieser vertraute, melodische Klang, den sie noch vor Kurzem täglich in Venedig gehört hat.“ Mit diesen Worten beginnt Hanns-Josef Ortheils Roman Der Typ ist da, der jetzt erstmals bei btb als Taschenbuch erscheint. Es ist ein Roman darüber, dass die Vergangenheit nie wirklich vergangen ist und darüber, wie verschiedener Welten und Lebensphilosophien zusammenprallen und daraus etwas Wunderbares entstehen kann. Vor allem aber ist es ein Roman über Identität und wie wir uns definieren, was uns letztlich zu den Menschen macht, die wir heute sind. Besagter Typ, der das Leben aller Menschen um ihn herum durcheinander bringt, heißt Matteo. Eines Tages steht der junge Restaurator aus Venedig vor Mias Wohnung und bittet um Einlass. Er sei der Einladung gefolgt, die Mia während ihres Auslandssemesters in Italien ausgesprochen hatte. Von nun an lebt der Venezianer zusammen mit ihr und zwei weiteren Frauen in einer WG irgendwo in Köln und stellt dabei nicht nur das Leben seiner Mitbewohnerinnen gehörig auf den Kopf… Mit Matteo hat Ortheil eine psychologisch sehr interessante und sympathische Figur geschaffen: Er ist unaufdringlich, unauffällig, still und höflich, aber doch auch sehr bestimmt. Der junge Venezianer, der seine Heimat zuvor noch nie zuvor verlassen hat, eröffnet den Menschen in seiner Umgebung mit seinem offenen, unschuldigen Charakter ganz neue Perspektiven und bringt sie mit seiner Ruhe und Gelassenheit dazu, tiefer über die Dinge in ihrer Umgebung nachzudenken. Er scheint sie regelrecht wachzurütteln und sie, ohne dass es seine Absicht gewesen wäre, von ihren trägen Alltagsroutinen zu befreien. „Er hat jetzt in Köln ein Stück Venedig entdeckt, ja, er ist der Heimat auch in der Fremde ein wenig nahe.“ Eigentlich haben Matteo jedoch familiäre Gründe aus der Heimat vertrieben. Im Kölner Dom begibt er sich auf die Suche nach einer Verbindung zwischen dem Kölner Norden und dem Venezianischen Süden und gerät dabei an die Abgründe seiner eigenen Existenz. Es scheint so, als versuche er in diesem fremden Land zu sich selbst zu finden, doch ist nicht ganz klar, ob ihm das gelingt. Ortheil, der an der Universität Hildesheim im Studiengang ‚Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus‘ lehrt, überzeugt auch in diesem Roman wieder durch sprachliche Eleganz. Jeder Satz wirkt einfach und mühelos, fast spielerisch geschrieben, doch hinter dieser so lockeren Fassade aus Witzen und Wortspielen kommt ein raffiniert konstruierter Roman zum Vorschein, der wohl eine der wichtigsten Fragen behandelt, die wir uns je stellen können: Die Frage danach, wer wir eigentlich sind und wie wir werden können, wer wir sein wollen. Der Typ ist da – eine wortgewandte Erzählung über das Entkommen aus dem Alltags und der Gewohnheit, über Perspektivenwechsel und sich kreuzende Lebenswege, aber vor allem über die ewige Suche nach Glück. Unbedingt lesenswert…

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