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Rezension zu
Der Bücherdrache

Ein zamonischer Appetithappen?

Von: wortesammlerin
27.03.2019

Meine Liebe zu den Zamonienromanen ist wohl inzwischen kein Geheimnis mehr. Walter Moers ist meiner Meinung nach einer der talentiertesten Fantastik-Autor seiner Zeit (ich bitte alle hartgesottenen Fantasy-Liebhaber Gnade walten zu lassen). Seine Figuren sind einge-spielt mit der Welt Zamonien, alles hat seinen Sinn und ist am rechten Fleck. Immer wieder begegnen uns Freundschaften, Gespräche und Geschichten, die so nie zustande kämen, nicht zuletzt auch wegen des unverwechselbaren Humors, der immer zwischen zamonischen Zei-len wabert. In diesem Fall finden wir uns in Hildegunst von Mythenmetz’s Traum im Traum im Traum wieder. Ein liebevoller Comic überführt den Leser von der zuletzt von Mythenmetz erschienenen Reihe der Stadt bzw. des Labyrinths der Träumenden Bücher hinüber zu einer Nacht mit dem zamonischen Erfolgsschriftsteller. Natürlich nur in seinem Hirn, also in den Bildern, die er sich im Traume ausmalt. Unter diesen Umständen begegnet er dem kleinen Buchling Hildegunst Zwei, den wir in der Stadt bereits kennengelernt haben. Seit er dazu berufen wurde, Mythenmetz’s Gesamtwerk auswendig zu lernen, hat sich einiges getan. Vor allem eines: Er ist der Legende des berüchtigten und vom Orm durchströmten Bücherdra-chen Nathaviel auf den Grund gegangen. Und das als kleiner Buchling, der von diesem My-thos gerade erst im Schulunterricht erfahren hat. Dass dieser Drache nicht ungefährlich ist und dass er von Geheimnissen weiß, von denen Hildegunst Zwei nur träumen kann, muss unser kleiner Abenteurer auf die harte Tour lernen, und dabei auf die Kraft der Freundschaft und auf eine Theorie vertrauen, die er sich im Biologie-Unterricht selbst zusammengeträumt hat. Hiermit schlägt unser Moers die Brücke zwischen Insomnia und den Träumenden Bü-chern. Die traumgesättigte Atmosphäre und die hohe Erwartung, die die Fans schon lange an die kommenden Romane haben, verbinden sich zu einer schönen kleinen Geschichte, die fantasievoll daherkommt, uns aber mit unserem Wissensdurst zugegebenermaßen im Regen stehen lässt. Denn wer denkt, dass er Hinweise auf das Schloss der Träumenden Bücher ent-hält (wie ich beispielsweise), der muss enttäuscht werden. Ein wenig erinnert die Erzählung an die Märchennähe von Ensel und Krete, vor allem aber ist sie eine eigenständige Geschich-te ohne zeitlichen Zusammenhang zu etwaigen Fortsetzungen jeglicher Zamonienromane. Ausschließlich der altgekannte Mythenmetz schreibt sich wieder in seine eigenen Geschich-ten hinein, ebenso eitel, wie wir es von ihm gewohnt sind. Das Spannende der Erzählung ist, dass sie auch ohne die schiere Länge der Stadt oder den Detailüberfluss des Labyrinths zu seinem träumerischen Stil kommt, die uns ohne große Ab-wägung in die Welten unter Buchhaim katapultiert. Außerdem lernt der Leser alles mögliche Neue und Unglaubliche über ebendiese Katakomben, von denen er bereits dachte, sie voll-kommen durchschaut zu haben. Mitnichten, liebe Mitleser, mitnichten. Da versteckt Moers doch glatt, wie er es so gerne tut, Geschichten in der Geschichte, die er der Fantasie über-lässt, ohne bösartig zu werden. Eine Kraft, die die vorliegende Geschichte nur umso stärker wirken lässt, detailreicher, echter, greifbarer und liebevoller konstruiert. So kommt es, dass man nach der Lektüre dieser Erzählung eher noch mehr Stoff aus die-ser Erzählung braucht, ein Geschichtenbuch zum Traum im Traum im Traum etwa. Mehr Zamonien, mehr Buchlinge, mehr zu den Katakomben, den Dichtern, Ungetümen und weisen Drachen. Mehr Moers, das braucht man nach einer Lektüre von Moers. Das ist sicher. Alles andere ist hoffen auf die nächsten Geschichten aus der Feder des Schriftstellers (wie bei-spielsweise die Leseprobe zum nächsten Roman, der Insel der Tausend Leuchttürme…).

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