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Rezension zu
Der Bücherdrache

Wieder typisch zamonisch

Von: kapitel7
02.04.2019

Zurück nach Buchhaim! Im neuen Roman von Walter Moers, Der Bücherdrache, ist es nicht Hildegunst von Mythenmetz selbst, sondern der gleichnamige Buchling, Hildegunst Zwei genannt, der die Geschichte eines Abenteuers in den Katakomben von Buchhaim erzählt. Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass Hildegunst Zwei und Mythenmetz wieder aufeinander treffen? Buchlinge können schließlich nicht an die Oberfläche kommen, der Sauerstoffgehalt würde sie umbringen. Damit beide sich begegnen können, beginnt der Roman mit einem kleinen Trick. Die ersten Paar Seiten sind als rätselhafter Comic gestaltet, in dem Mythenmetz in einen Traum eintaucht. Et voilà, schon sind Dichter und Buchling vereint und können miteinander sprechen. Traum? Tatsächlich passiert? Frei erfunden? Wie immer spricht Moers damit hier die Frage an, was Erzählen und Literatur eigentlich sind. Was Hildegunst Zwei erzählt, ist ein kurzes, unterhaltsames Abenteuer. Im Unterricht lernen die jungen Buchlinge über den Mythos des Bücherdrachen Nathaviel, der im Ormsumpf hausen soll. Sechs Klassenkameraden, eine Gruppe von Sitzenbleibern, verrät Hildegunst Zwei von ihrem Geheimbund. Die Aufnahmeprüfung? Geh in den Ormsumpf und schnapp‘ dir eine Schuppe des Bücherdrachen. Naiv wie er ist, macht der junge Buchling sich auf den Weg. Der Ausflug wird zum Abenteuer, denn der sagenumwobene Drache existiert tatsächlich. Negatives zuerst: Was schade ist, ist dass das Buch etwas kurz geraten ist. An einigen Stellen hatte ich das Gefühl, dass durchaus noch Potential vorhanden gewesen wäre, die Geschichte auf über 200 Seiten auszubauen. Der Weg von Hildegunst Zwei in den Ormsumpf zum Beispiel wirkt sehr stark gerafft. Ganz großartig dagegen sind viele Dialoge. Das ist Moers in Topform, so wie man ihn von den ersten Zamonien-Romanen kennt: frech und humorvoll, mit Hang zum Grotesken. Zielscheibe des Spotts sind in Der Bücherdrache vor allem die Alten und ihre Weisheiten. Insbesondere die alten Griechen, die die Namensgeber für die sechs Buchlinge der „Klassikerbande“ sind. Warum sie sich genau diese Dichter ausgewählt haben? "Da muss man viel weniger auswendig lernen als bei den meisten Dichtern. Die Sprüche müssen nicht mal gut sein, wie du siehst." Auch der Bücherdrache selbst ist zumindest teilweise eine Anspielung auf die alten Griechen. Als mysteriöses Ormrakel parodiert er den griechischen Orakelkult. Und genau wie das Apoll-Orakel von Delphi gehören möglichst kryptische Sprüche zu seinen Spezialitäten. Die Leute wollen einfach nur eine Antwort, meint er. Wenn er selbst keine Ahnung hat, reicht also ein kryptischer Spruch, aus dem die Fragenden sich dann selbst ihre Lösung basteln können. "Nie um einen Rat verlegen sein! Nur so gerät man in den Ruf der absoluten Unfehlbarkeit. Frechheit siegt." Und wie oben schon angesprochen, sind wie immer bei Moers auch das Erzählen und die Literatur selbst an vielen Stellen wieder ein Thema, das sich auch über den kurzen Comic hinaus durch den Roman zieht. Illustriert ist das Buch dieses mal wieder von Walter Moers selbst, nachdem zuletzt zweimal Lydia Rode die Illustrationen machte. Fans seiner Zeichnungen dürfen sich also freuen. Der Bücherdrache ist zwar kurz, aber dafür sehr unterhaltsam. Das Buch hat Spaß gemacht und macht Lust auf mehr. Daher ist es gut, dass eine Leseprobe zu Die Insel der 1000 Leuchttürme angehängt ist. Es scheint als wäre der nächste Moers nicht weit entfernt. Nach Jahren der Dürre nimmt die Zamonien-Reihe wieder Fahrt auf. Ich kann Der Bücherdrache definitiv empfehlen.

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