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Rezension zu
Was in jener Nacht geschah

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Umfassendes Drama mit indigenem Hintergrund

Von: Michael Lehmann-Pape
02.04.2019

Komplex, das ist auf jeden Fall, was hinter jener Tat in einer kalten Nacht in Winnipeg, nicht in der besten Gegend dort, geschieht. Und Stella, die Zeugin des Geschehens, hat auch zunächst nicht den besten Stand, ihrem Mann und der Polizei gegenüber. „Ihre Gedanken zerfasern, aber sie erinnert sich an alles, immer wieder“. „Sie war klein, so kleine“. Jene junge Frau, die in Sichtweite des Hauses von Stella überfallen und wohl übel zugerichtet wird, auch wenn sich zunächst keine Spur der „Kleinen“ findet. In einer Gegend, die polizeibekannt schon an sich nicht zu den friedlichsten des Ortes gehört und daher Auseinandersetzungen, Gewalt, Alkohol und anderes bei der Polizei wenig Aufregung hervorruft. Aber in diesem Fall wird das Geschehen Folgen haben. Schlimme Folgen für ein junges Mädchen und, daran sich Seite für Seite aufbauend, eine ganze Welt voll Gewalt, Unterdrückung, miesem Verhalten und Bedrängung über Generationen hinweg dem Leser vor Augen geführt werden. Vielen Fäden folgt Vermette dabei im weiteren Verlauf der Geschichte, in deren Mittelpunkt Frauen stehen, die im sozialen unteren Bereich immer schon (und scheinbar auch weiterhin) mit den täglichen Sorgen ums Überlegen und den ebenso reichhaltigen täglichen Demütigungen im Rahmen ihrer Familien zu leben haben. Was sich als handfestes menschliches und soziales Drama im Lauf der Lektüre entfaltet, komplex verschachtelt ist und nicht immer für einen flüssigen Leseverlauf sorgt, sondern durchaus auch sperrige Sequenzen in sich trägt. Gerade weil es so viele verschiedene Eindrücke sind, bei denen es längere Zeit benötigt, auch nur einigermaßen ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das miteinander und mit der Gewalt an der „Kleinen“ in jener Nacht zusammenhängen könnte. Dunkel und düster wirkt das Leben der Personen im Buch, eher wie verschiedene Fallstudien in den Raum gesetzt, denn als durchlaufende Geschichte zu verstehen. Was Vermette sprachkräftig und mit plakativen Sprachbildern durchaus gelungen in der Düsternis vermittelt, was aber nicht durchgehend den Leser fesselt, während in anderen Teilen eine emotionale Dichte entsteht, die dann wiederum nicht einfach zu ertragen ist in all dem Elend, was sich im Buch findet. So verbleibt am Ende ein intensiver Einblick in das indigene Leben „da unten“ an der sozialen Leiter, dem eine eher durchgängige Grundgeschichte und eine gewisse Konzentration auf weniger Handlungsstränge aber besser zu Gesicht gestanden hätte.

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