Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Kaffee und Zigaretten

Zu viele Lückenfüller...

Von: Patricia Nossol
06.04.2019

Ein neuer Schirach, sein persönlichstes Buch, erschienen am 04.03.2019 bei Luchterhand Verlag. Für mich, als bekennender Schirach-Fan, Pflichtlektüre! Cover und Verpackung des Buches sind schlicht, aber hochwertig. In „Kaffee und Zigaretten“ erwarten den Leser 48 durchnummerierte Abhandlungen, teils sind es Kurzgeschichten, teils kurze Notizen oder Textschnipsel. Wie angekündigt, wird Schirach zunächst persönlich. Er verrät viel aus seinem Leben, spricht über Erlebnisse, Familie und Schwächen. Aber er bezieht auch Stellung, distanziert sich von Rechts. Überhaupt scheint mir Schirach in diesem Buch besonders melancholisch. Ich mag seinen auf das Wesentliche reduzierten Schreibstil. Unverkennbar - kurz und knapp, aber dennoch tiefsinnig! Mit diesem Buch habe ich mich trotzdem zwischendurch schwer getan. Nachdem Schirach von seiner Jugend und einem Kinobesuch erzählt, schweift er in Belanglosigkeiten ab, z.B. zu einer Analyse des Films „Der Schwimmingpool“. Weiter thematisiert er den Dokumentarfilm über das Leben dreier Anwälte- Otto Schily, Hans-Christian Ströbele und Horst Maler. Wofür diese Seitenfüller? Mit Kapitel 5, in welchem Schirach den Vollzug der letzten Hinrichtung eines Mörders in Moabit beschreibt, hatte mich der Autor wieder erreicht. Eine Geschichte, wie man sie von ihm kennt, mit dem Aha-Effekt, der die grauen Zellen in Wallung bringt. Auch die Kurzgeschichte um Will Purvis hat mir gefallen. Im Prozess beteuert er seine Unschuld spricht einen Fluch gegen die Richter aus: „Ihr werdet alle vor mir sterben“. Interessant fand ich die Auseinandersetzung mit dem Thema Ehe. Stimmt nachdenklich. Mit anderen Episoden konnte ich weniger anfangen. Sie wirkten auf mich unvollständig, lieblos inszeniert, zusammengeschustert. Manchmal waren es nur Fakten, Ereignisse, die 50 Jahre auseinander liegen, wie z.B in Kapitel Neunzehn. War meine Erwartungshaltung zu hoch? Ist es das Phänomen „Bestsellerautor“ - schreiben und liefern im Akkord? Abgesehen von einigen beeindruckenden Geschichten, kommt dieses Buch in seiner Gänze qualitativ nicht an die vorangegangen Werke heran. Herr Schirach, das können Sie besser! Gut Ding will Weile haben. Wer dem Meister der Kurzgeschichten verfallen ist, für den ist „Kaffee und Zigaretten“ allemal lesenswert. Schirach-Neulinge sollten besser zu Werken wie „Schuld“, „Verbrechen“ oder „Strafe“ greifen.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.