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Rezension zu
Der Bücherdrache

Neues für Moers Fans!

Von: Buntes Tintenfässchen
13.04.2019

Ein neues Buch von Walter Moers! Als großer Anhänger der zamonischen Literatur war ich begeistert von dieser Nachricht - vor allem, da das neue Werk des Autoren den vielversprechenden Titel "Der Bücherdrache" trägt. Und bereits der Klappentext verrät: Es geht zurück in die Katakomben von Buchhaim. Allerdings anders, als man vielleicht vermuten würde. Denn diesmal ist es nicht der Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz, dem wir in das verschlungene Labyrinth tief unter der Stadt der träumenden Bücher folgen, sondern der Buchling Hildegunst zwei. Wer "Die Stadt der träumenden Bücher" und seinen Nachfolger kennt, erinnert sich bestimmt: Die Buchlinge sind kleine, knuddelige Zyklopen, die in der Ledernen Grotte leben und ihr ganzes Dasein dem Lesen und Studieren von Büchern widmen (ein bisschen steckt also in jedem von uns ein Buchling). Jeder Buchling wird nach einem großen zamonischen Schriftsteller benannt und verbringt sein Leben damit, dessen Werk auswendig zu lernen. Und in "Der Bücherdrache" treffen wir nun auf Hildegunst zwei, den Buchling, der nach Hildegunst von Mythenmetz, der Hauptfigur in "Die Stadt der träumenden Bücher" und fiktiver Autor eben dieses Romans, benannt ist. Schon dieser Umstand ist nicht nur witzig, sondern genial. So haben wir in dieser Geschichte zwar wieder einen Protagonisten namens Hildegunst, dieser ist aber grundverschieden von seinem Namensgeber und gehört nicht zuletzt einer völlig anderen zamonischen Lebensform an. Ein sehr interessanter Aspekt, denn in "Der Bücherdrache" liegt der Fokus ganz klar auf den Buchlingen, deren Leben und deren Kultur. Schon seit "Die Stadt der träumenden Bücher" habe ich mir gewünscht, noch mehr über diese niedlichen und faszinierenden Wesen zu erfahren. Für mich ist "Der Bücherdrache" also per se das perfekte Buch. Allerdings verlässt Hildegunst zwei bereits zu Beginn der Geschichte die Lederne Grotte, um sich in den Orm-Sumpf aufzumachen. Dort soll nämlich der Legende nach der Bücherdrache Nathaviel hausen - ein Wesen, das vom Orm durchdrängt ist. Mir gefällt diese Allegorie - denn gewissermaßen verkörpert Nathaviel die Vorstellung von einem Über-Autoren, der vor Orm nur so strotzt. Jede seiner Geschichten ist literarischer Hochgenuss, er weiß auf jede Frage eine Antwort und ist sozusagen unfehlbar. Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass Walter Moers mit der Kreation des Bücherdrachen das Bild, das seine Leser von ihm haben, in Worte fasst - und damit großartig auf die Schippe nimmt. Schließlich ist Walter Moers einer dieser Autoren, die man nicht nur für genial, sondern fast schon für übermenschlich und definitiv für unfehlbar hält. Und die einen deswegen umso mehr enttäuschen können (mich zum Beispiel hat Moers vor allem mit "Das Labryinth der träumenden Bücher" enttäuscht, das ich sogar abgebrochen habe). Der Verlauf der Handlung in "Der Bücherdrache" zeigt nämlich ganz deutlich, dass das Orm nicht alles ist. Und dass auch der, der vom Orm durchdrängt ist, nicht unfehlbar ist. Vor allem aber, dass er kein erfülltes und glückliches Leben führt. Wenn das nicht eine Aussage ist! Im Großen und Ganzen folgt "Der Bücherdrache" dem Stil, den wir auch aus Moers´ anderen Werken kennen. Das Tempo ist eher gemächlich, die Handlung explodiert nicht unbedingt vor Action - dafür liegt der Fokus einmal mehr ganz deutlich auf der Liebe zum Wort. Ein Großteil der Handlung besteht aus Gesprächen zwischen Hildegunst zwei und dem Bücherdrachen und dabei beweist Moers wieder einmal, auf welch spektakuläre Weise er Sprache einsetzen kann. In dem ein oder anderen Schlagabtausch, den tiefsinnigen Monologen des Bücherdrachen und Hildegunsts Nachgrübeln über das, was er mit seinem Leben anfangen will, kann man sich beim Lesen gut verlieren. Man spürt, wie viel Wahrheit in den Worten steckt, lässt sich aber gleichzeitig treiben und taucht so voll und ganz ein in die fantastische Welt der Katakomben und der Worte. Natürlich ist "Der Bücherdrache" nicht nur sprachlich, sondern auch optisch wieder ein echtes Highlight. Moers kehrt in diesem Buch zurück zu den skurrilen und einfach genialen Illustrationen, die wir aus seinen früheren Büchern kennen. Wer die pastellfarbenen Aquarelle aus "Weihnachten auf der Lindwurmfeste" und "Prinzessin Insomnia" also nicht so sehr mochte, kommt hier wieder voll und ganz auf seine Kosten. Überhaupt wird diese Geschichte getragen von dem, was wir aus Moers´ früheren Werken kennen und lieben. Ich mochte sie insgesamt wirklich gerne, muss aber sagen, dass sie sich irgendwie unfertig anfühlt - "Der Bücherdrache" ist weniger ein Roman als viel mehr eine Episode, ein kurzer Ausflug nach Zamonien. Ein Tagestrip sozusagen. Und wenn man so begierig nach neuen Geschichten aus Zamonien lechzt, ist das am Ende ein bisschen unbefriedigend. Der Ausflug ist viel zu schnell vorüber und hallt nicht unbedingt lange nach - vor allem, wenn man so dringend auf "Das Schloss der träumenden Bücher" wartet. Mein Fazit "Der Bücherdrache" ist durch und durch ein echter Moers - von den großen, auf so fantastische Weise miteinander verschlungenen Worten über die sensationellen Illustrationen bis hin zur sagenumwobenen Welt Zamonien. Wie auch in seinen anderen Geshichten, spielt Walter Moers wieder genial mit sprachlichen Bildern und der Vorstellungskraft des Lesers - und hat mich einmal mehr verzaubert. Auch wenn dieser kurze Ausflug nach Zamonien am Ende tatsächlich etwas kurz war - er hat sich gelohnt.

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