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Rezension zu
Totenfrau

Eigenwillige Thriller-Kunst, die begeistert!!

Von: WortGestalt
31.03.2015

Man könnte bei diesem Thriller die provokante These aufstellen, dass man ihn entweder lieben oder hassen wird. Weniger den Thriller an sich, aber doch den Stil den Autors Bernhard Aichner. Den muss man mögen. Und ich mag ihn! Ja, ich finde ihn sogar großartig! Weil er eigenständig ist, weil er aus der Masse heraussticht, weil er unkonventionell ist und weil er auf einer ganz subtilen Ebene Emotionen vermittelt. Das ist in jedem Fall speziell. Das muss man wirklich mögen. Ich würde ja gerne einen Vergleich anbringen, einen Tipp ähnlich „Wer das mochte, wird auch dies hier mögen“, aber ich kenne bisher nichts Vergleichbares. :) „Totenfrau“ erzählt die Geschichte von Blum. Mitte 30, Mutter, Bestatterin, Witwe. Der Tod gehört auf vielerlei Arten zu ihrem Leben, bekommt jedoch an dem Tag, an dem ihr Mann stirbt eine völlig neue Gewichtung. Unfalltod, Fahrerflucht, Blum glaubt zunächst an einen schrecklichen Zufall, als ihr Mann kurz nach dem Verlassen des eigenen Grundstücks auf dem Motorrad von einem Wagen erfasst und überfahren wird. Doch schon bald entdeckt Blum Tonbandaufzeichnungen, die vieles in Frage stellen. Und während ihr mühsam errichteter Schutzkokon einer heilen Familienidylle mit dem Tod ihres Mannes zerbricht, erhebt sich Blums Alter Ego und sinnt auf Rache. Und aus diesem recht gängigen Rache-Motiv kreiert Bernhard Aichner mit einem ungewöhnlichen Stil und einer ungewöhnlichen Protagonistin einen ebenso ungewöhnlichen Thriller. Der Plot selbst ist dabei nicht neu, auch die Figuren erfüllen die ihnen zugedachten Rollen erwartungsgemäß, wir haben typische Täter, einen typischen Handlungsverlauf. Aber einen alles andere als typischen Erzählstil. Stakkatohaft, hämmernd und treibend reiht Autor Bernhard Aichner kurze Sätze wie Gedankenfetzen, wie Geistesblitze aneinander und legt ein Tempo vor, bei dem man sich direkt außer Atem liest. Die knappen Ausführungen schaffen es dennoch, eine Unmenge bedrückender und beklemmender Emotionen zu vermitteln, sie schaffen eine ganz eigene Atmosphäre beim Lesen. Stil und Hauptfigur unterstützen sich dabei gegenseitig und formen ein stimmiges Bild, mit einer anderen Sprache hätte man der Figur Blum gar kein Leben einhauchen können, hätte sie kaum so wirkungsvoll darstellen können. Weder Blum noch der Thriller werben um die Gunst des Lesers, sie sind kompromisslos, reflektieren nicht, erklären nicht, sie sind einfach da, verstörend, schnell, schön. Fazit: Kompromisslos, provokativ, subtil. Eigenwillige Thriller-Kunst, die begeistern kann. Aichner erzählt und schreibt so extravagant, dass es dafür von mir 5 Sterne gibt.

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