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Rezension zu
Der Stift und das Papier

Durch's Schreiben ins Leben finden

Von: Alexandra Graßler
17.04.2019

Dieses Buch ist eine autobiographische Reise in die Kindheit des Autors. Er hat eine sehr eigene und tragische Geschichte zu tragen. Er ist der jüngste von 5 Söhnen und der einzige der noch lebt. All seine Brüder sind verstorben und dieses Trauma hat dazu geführt, dass seine Mutter nach dem Krieg für Jahre verstummt war. Das gleiche wiederfuhr ihm. Er schwieg über Jahre und das führte dazu, dass er in der Schule so gut wie keine Chance hatte. Dieses Buch ist nicht nur ein Rückblick auf diese Geschichte, sondern wird oft aus der Sicht des Kindes erzählt, so dass man wie hineingezogen wird in dieses seltsame Leben. In dem Begriffe keine Bedeutung haben, einfachste Wörter nicht zugeordnet werden können und die Welt dadurch zu einem Ort wird, der einem ständig das Gefühl gibt nicht richtig zu sein. Seinem Vater ist es zu verdanken, dass Hanns Ortheil doch noch einen Zugang in die Welt der Wörter fand und später zu einem preisgekrönten Schriftsteller wurde. Dieser Weg dorthin führte über eine besondere Art der Schreibschule, die sein Vater mit ihm begann. Im Westerwald in einer Jagdhütte, die zu einer Schreibhütte wurde, wenn man so will. Es waren kleinste Übungen am Anfang um überhaupt das Gefühl eines Stiftes auf Papier zu entdecken. Anfangs noch vollkommen ohne Worte, nur im Spüren der Materialien. Danach folgten einfache Wörter und kleine Beobachtungen. Alles wurde auf extra Zettel geschrieben und akribisch sortiert und in einem Archiv aufbewahrt. Dieses Archiv wuchs weiter durch den Beginn von Tageschroniken, die Beobachtungen aus dem laufenden Tag beinhalteten. Diese Schreibreise bewegt sich immer weiter bis hin zu Erfolgen in der Schule und darüber hinaus. Die Mutter fand in einem späteren Verlauf ebenfalls eine eigene Art ihrem Sohn Schreibaufgaben zu geben. Welche große Bedeutung Wörter und das Schreiben für Hanns Ortheil für sein gesamtes Leben haben, spricht aus jeder Zeile dieses wunderbaren Buches. Mich hat es sehr berührt diesen Weg zu verfolgen aus der Sprachlosigkeit hin zu einer Schreib- und Sprachfülle zu gelangen. Wer sich für ungewöhnliche Lebenswege interessiert und vielleicht selbst dem Schreiben etwas abgewinnen kann, wird hier eine faszinierede Lektüre finden.

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