Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
GIER - Wie weit würdest du gehen?

Thriller mit guten Ideen, aber auch klaren Schwächen

Von: Chris
23.04.2019

Das Setting von Elsbergs neustem Thriller ist wieder Deutschland – diesmal in Berlin. Die grösste Wirtschaftskrise überhaupt ist im Anmarsch. Kurz vor dem Kollaps würde man sagen. Und als ob das nicht schon genug wäre, wird auch noch ein Nobelpreisträger in einem Auto umgebracht. Jan Wutte, der das Ganze zufällig beobachtet könnte dies bestätigen – aber er wird gejagt: von den Mördern und auch von der Polizei. Doch er hat vor dem Tod der Autoinsassen noch einen Hinweis bekommen, der ihn in eine Bar führt und zu einem seltsamen Gesellen. Und auf einmal gibt es neben der Flucht für Jan Wutte auch noch ein grosses Rätsel: was für ein Geheimnis hat der Tote Thompson mit sich getragen? Was für eine Formel hatte Thompson gefunden? Und was hat die Spieltheorie mit Wohlstand zu tun? Fragen über Fragen… Und so startet man auch in die Geschichte: mit sehr vielen Fragen. Denn es geht extrem rasant los. Ein kurzes Intro mit einer kleinen Geschichte, dann Szenenwechsel und Bumm – ein Auto explodiert, die ersten Toten der Geschichte sind da und mit ihm der Protagonist Jan. Und ich muss gleich eins vorweg sagen: Jan ist nervig. Wirklich… Er ist einer der Protagonisten, die mir über das ganze Buch hinweg nie sympathisch geworden ist. Er meckert ständig rum, versteht nichts (okay, das verhilft dem Autor dazu, gewisse komplexe Belange nochmal einfacher zu erklären – dramaturgisch verständlich und sinnvoll) und seine Aktionen sind teilweise einfach völlig unlogisch. Jans Sidekick “Fitz” wird während der Geschichte immer mehr zum Hauptdarsteller. Und er ist definitiv sympathischer – und ein Wissensträger. Denn er vermittelt uns immer mehr von der komplexen ökonomischen Welt. Die ist natürlich mit vielen Theorien recht komplex, wird aber grundsätzlich verständlich dargestellt. Für die Lösung des “Rätsels” um Thompson ist das auch wichtig und interessant. Was mich aber viel mehr stört ist die Tatsache, dass der Quasi-Wirtschaftszusammenbruch vom Zusammenhang her schwer bis gar nicht zu verstehen ist und immer mehr an Bedeutung verliert. Schade. Umso besser gelungen sind Elsberg in “Gier” hingegen die rasanten Szenen. Teilweise erinnerte mich die Schreibweise und die extrem kurzen Kapitel an die Bücher von Dan Brown. Die Story wird rasant weitergeführt, Jan und Fitz sind ständig auf der Flucht und versuchen ihr Rätsel Stück für Stück zu lösen. Dabei kommen sie von einer riskanten Situation in die Nächste. Diese Teile sind meines Erachtens gut und unterhaltsam geschrieben und tragen das Buch ganz stark mit. Das führt auch dazu, dass man die Seiten schnell umblättert, weiterlesen will, um zu erfahren, wie die Protagonisten diesmal dem schachmatt entfliehen können. Das Ende passt dann grundsätzlich von der Dramaturgie her ganz gut. Die Auflösung von Thompsons “Formel” hingegen fand ich nicht so gelungen. Denn: wer etwas überlegt und sich das Intro gut durchliest, der kann schon erahnen, worauf das Ganze hinausläuft (so ist es dann nämlich auch). Nicht, dass ich die Theorie nicht grundsätzlich richtig gut finde und es bis zu einem gewissen Grad auch sinnvoll sein kann und muss. Aber es wird einfach recht schnell klar, woraus es hinausläuft. Und so ist man von der “Auflösung” dann doch etwas enttäuscht. Umso mehr feiere ich Elsberg dann für den letzten, den allerletzten Satz im Buch – denn dieser führt die ganze Sache dann ad absurdum – und ist gleichzeitig ein Spiegel für uns Menschen und der Tatsache, dass wir sind wie wir sind. Fazit Unterm Strich ist “Gier” von Marc Elsberg nach Helix wieder ein besseres Buch. Helix konnte mich nicht recht überzeugen. Auch “Gier” hat seine Mängel und Schwierigkeiten. Dinge fehlen, Dinge gehen zu wenig ins Detail, Dinge sind zu “simpel” gelöst, etc. Dennoch macht Gier sehr viel Spass, regt zum Nachdenken an und lässt den Leser mit dem letzten – perfekten – Satz etwas ratlos zurück. Richtig so Herr Elsberg!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.