Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Das Bekenntnis

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Südstaaten und Drama

Von: Michael Sterzik
27.04.2019

Der amerikanische Autor und Rechtsanwalt John Grisham ist durch seine Justizthriller – „Die Jury“ – „Der Klient“ – „Die Firma“ weltbekannt geworden. Seine Romane sind oftmals mit Hollywoodgrößen der Schauspielkunst erfolgreich fürs Kino und Fernsehen umgesetzt worden. John Grisham weiß wovon er schreibt – als Rechtsanwalt kennt er das amerikanische Rechtssystem mitsamt seinen Facetten, seinen Schwachpunkten, aber auch deren Stärken sehr genau. Die Justiz in den USA ist ganzheitlich mit der unseren Rechtsprechung kaum vergleichbar. Hin und wieder spielen sich wahre Dramen in den amerikanischen Gerichten ab – Theatralik und Dramatik par excellence. Ein Schachspiel mit all seinen Figuren. In seinem neuesten Roman „Das Bekenntnis“ erschienen im Heyne Verlag steht die Justiz allerdings auf der Ersatzbank, ein literarisches Füllmaterial. Das Storytelling handelt von Lügen, traditionellen Vorstellungen von Ehre, Moral und Anstand. Ebenfalls erzählt John Grisham durch seine Charaktere von Pflicht und Ehre, von überholten Rassengesetzten und südamerikanischen Idealvorstellungen. Gerade der letztere Punkt ist ein wesentlicher Bestandteil des Romans. Die Story spielt um das Jahr 1947 – die ersten Nachkriegsjahre. Der amerikanische Süden – traditionell verbohrt in längst überlebten Dogmen, die zum Teil nicht aufgegeben werden wollen. Vom Winde verwehte Familienverhältnisse durch den Krieg, lassen die Familie Banning nicht zur Ruhe kommen. Der Großgrundbesitzer einer Baumwollplantage Pete Banning, der als Kriegsheld im Pazifik kämpfte, ist ein angesehener Bürger, Freund und Partner für die Menschen in seiner kleinen Stadt. Eines Morgens erschießt er mit seinem 45-Colt den etwas jüngeren Pastor in dessen Arbeitszimmer. Er lässt sich teilnahmslos festnehmen – bleibt aber hinlänglich den Hintergründen seiner Tat still und schweigsam. Ein kurzer Prozess folgt – das Urteil schmettert seine Kinder und seine Schwester in ein Trauma von Lügen, unausgesprochenen Geheimnissen…. Wie Fackeln im Sturm müssen sich die beiden Kinder fühlen. Die Mutter in der Psychiatrie – aus unerklärlichen Gründen, die Tante die wie ihr Bruder schweigt. Warum hat ihr Vater einen kaltblütigen, methodischen Mord begonnen!? „Das Bekenntnis“ von John Grisham ist eine tiefgründige Charakterstudie. Erzählt wird die Story, aus einigen verschiedenen Blickwinkeln, die zwar interessant ist, aber leidlich spannend. Die wesentliche Tat lässt sich durch Analyse der Charaktere auflösen – wenn man allerdings trotzdem etwas überrascht sein darf. Die Figur Pete Banning geht während des Pazifikkrieges durch die Hölle: Kampfhandlungen, Kriegsgefangenschaft, Krankheiten, Folter und Misshandlungen lassen ihn kaum überleben. Nur der Gedanke an seine Kinder und seiner liebevollen Frau lassen ihn hoffen. Mal abgesehen von einer Handlung, die wenig spannend ist, transportiert John Grisham eine sehr feingetunte und sehr sensible Charakterzeichnung die nachhaltig fesselt. „Das Bekenntnis“ ist eine Familientragödie die letztlich in rechtliche Fragen konsequent eskaliert. Allerdings zeigt es sich, dass Justizia hier wirklich blind bleibt, weil niemand ihr die Augenbinde abnimmt. Schicksale, die also im dunklen bleiben. Dem Autor gelingt es aber die tiefverwurzelten Moralvorstellungen, die manchmal jenseits aller Logik und Vernunft existieren, darzustellen. Aber wie gesagt, in den später 40er Jahren des letzten Jahrhunderts war „noch“ alles anders. Als Kind des Südens erklärt sich das vielleicht dann doch noch ganz anders. Das Schicksal der Protagonisten rührt einen, selbst für den Mörder kann man Verständnis aufbringen, auch wenn das vielleicht aus der medizinischen Perspektive so ist. Völlig deplatziert und zu stark inhaltlich ausgebaut wurden die Kriegserlebnisse von Pete Banning. Die Schilderungen von Folter, Krankheiten, willkürlichen Morden der Japaner sind allzu drastisch und konzentriert erzählt. Letztlich hätte die Handlung für eine Kurzgeschichte absolut gereicht. Die erzählerische Wucht wäre tiefgehender gewesen. Fazit „Das Bekenntnis“ von John Grisham ist kein Justizthriller – eine tiefgründige Charakterstudie, die das eingesperrte moralische Universum der Südstaaten eindringlich erzählt. Leidlich spannend – aber trotzdem unterhaltsam erzählt. Michael Sterzik

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.