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Rezension zu
Die Schwestern von Marzahn

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der Blick von ganz oben

Von: Miriam Z.
02.05.2019

"Die Schwestern von Marzahn" ist unterhaltsam und angenehm zu lesen. Christiane Tramitz nimmt ihre Leser direkt mit, mitten nach Marzahn, heute trostlose Plattenbausiedlung und Heimat derer, die es sich woanders nicht mehr leisten können. Früher war es mal der Traum der jungen Leute, denn dort gab es Wohnungen mit Heizung und Bad, und die allerersten packten sogar selbst mit auf der Baustelle an, um das Viertel fertig zu stellen und endlich die eigenen vier Wände zugeteilt zu bekommen. Ihr Protagonist Fabian Krüger ist einer von ihnen, vom 11. Stock in einer Platte aus blickt er auf das Leben seiner Nachbarn und Mitbewohner im Viertel. Niemals jedoch blickt er von oben auf sie herab - obwohl es immer einen gibt, der noch weiter unten gelandet ist als er selbst. Ein Mindestmaß an Würde hat er sich immer behalten, aber so richtig Arbeit hat hier schon lange keiner mehr. Fabian trifft zwei kleine Mädchen, die ein paar Stockwerke unter ihm leben, und beginnt, sich um sie zu kümmern. So werden sie immer wichtiger für ihn, und der Leser merkt viel schneller als er selbst, warum auch er für die beiden so wichtig wird. Man begleitet Fabian durch Höhen und Tiefen und fühlt mit ihm, in seinem Selbstverständnis als einer mit gutem Kern trotz aller Rückschläge und Fehltritte, in seinen Beobachtungen oder in seiner Rolle als Saufkumpan der früheren Kollegen. Christiane Tramitz' Buch handelt von Fürsorge und Bedürfnissen, von der Verantwortung der Eltern für ihre Kinder, von Gefühl und Mitgefühl, Anstand und Würde, gerade wenn kein Wohlstand mehr übrig ist. Ein paar Umstände erschließen sich dem Leser nicht so recht, zum Beispiel wie die Märklin-Eisenbahn aus Fabians Kindheit so vollständig in die DDR gekommen sein mag, gut situiertes Elternhaus hin oder her, und wie die Eltern von Fabian im beschriebenen Umfeld überhaupt die Eigentümer ihrer Villa in der DDR geworden sind. Alles in allem aber ein sehr nahbarer Schreibstil, man erlebt das Heute und die Vergangenheit aus verschiedenen Perspektiven, ein Buch, das sich auf jeden Fall lohnt.

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