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Rezension zu
Sumerki

Die Übersetzung der Übersetzung der Übersetzung führt uns in ungeahnte Höhen...

Von: Knigaljub
17.05.2019

„Sumerki‟ heißt der 2007 erschienene Roman des russischen Schriftstellers Glukhovsky und stellt schon durch seinen nicht übersetzten Titel eine Verknüpfung zum Inhalt dar, in dem es ebenfalls ums Übersetzen (und die Übernahme unübersetzter Überschriften) geht: Dmitri Alexejewitsch erhält den Auftrag, einen Bericht spanischer Konquistadoren aus dem 16. Jahrhundert ins Russische zu übertragen. Wie es sein kann, dass der Protagonist seine eingerosteten Spanischkenntnisse wieder so auffrischt, dass er irgendwann scheinbar aus dem Effeff übersetzt, versteht man vielleicht ebenso wie die Tatsache, dass er Nacht für Nacht von seinem verstorbenen Hund träumt, erst gegen Ende der Geschichte. Wie gesagt, vielleicht. Denn ohne zu viel verraten zu wollen: Das Ende ist besonders, unerwartet, höchst philosophisch und meiner Meinung nach mit das Genialste am ganzen Buch. Dieses weist nämlich im Mittelteil erhebliche Längen auf. Zwar ist es interessant, den Bericht Stück für Stück mit dem Übersetzer zu entdecken, aber für mich verlor es irgendwann seinen Reiz. Und auch, wenn die Quantität des Erzählten sich veränderte, blieb es doch irgendwie lange Zeit das Gleiche. Von einer actionreichen, rasanten und abwechslungsreichen apokalyptischen Geschichte kann also nicht unbedingt die Rede sein und wer einen Blockbuster in Buchform erwartet, wird vielleicht enttäuscht werden. Auch die Reflexionen des Protagonisten über das heutige Russland sind zwar interessant, aber etwas zusammenhanglos. Passierte dem Protagonisten gerade nicht genug oder wieso wurde er immer wieder hingerissen, seinen Gedankengängen über Land und Leute nachzuhängen? Zudem lesen sich diese Reflexionen hin und wieder so, als ob hier einem Außenstehenden einige Sitten des Landes (etwa die große Bedeutung des Neujahrsfestes im Vergleich zu unserem Weihnachten) erklärt werden sollen, kamen mir (trotz allem Verständnis für das Geäußerte) also etwas aufgesetzt vor. Ein wenig zu lange hält Glukhovsky uns also hin (warum? weil es für den Autor von den seitenstarken Metro-Büchern unvorstellbar ist, weniger als 400 Seiten zu schreiben?), aber diese Zeit lässt sich bestens nutzen, um zwischendurch nachzuschlagen, welche Realia er eigentlich verarbeitet - und schließlich die wahre Stärke des Romans zu erkennen: Dieses verwebende Spiel mit Realität und Fiktion, das sich schon in der Namenswahl des Protagonisten zeigt (dessen Vor- und Vatersname identisch mit denen des Autors sind) und das sich mit der spanischen Conquista Südamerikas in Zusammenhang mit dem Untergang der Maya befasst, einen Bogen ins postsowjetische Russland schlägt und schließlich höchst philosophische Existenzfragen aufwirft, ist gekonnt und lässt mich – vor allem mit dem erhellenden und abrundenden Nachwort des deutschen Übersetzers – dann doch irgendwie fasziniert zurück. Fazit: Als wir den Raum zu diesem Buch betreten, finden wir einen atmosphärischen Einstieg in eine vielversprechende Geschichte vor, müssen dann im Mittelteil ein wenig zu oft Ähnliches lesen, sodass wir uns leicht gelangweilt das Smartphone schnappen und erstmal recherchieren. Fasziniert über die Bezüge zu historischen Figuren warten wir auf den Lift ins Finale und als dieser dann endlich kommt, trägt er uns in ungeahnte Höhen... Ein zwar manchmal zu langatmiges, aber irgendwie dann doch faszinierendes Buch! 3,5 Sterne.

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