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Rezension zu
Letzter Ausweg Tempelhof

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Gewalt, Zwangsprostitution und rechte Szene

Von: Franziska_J
19.06.2019

Berlin. Im Flüchtlingsheim Tempelhof werden die Leichen einer jungen Frau und ihrer Tochter gefunden. Der Tathergang scheint eindeutig: Die Mutter tötete zuerst ihr Kind und anschließend sich selbst. Doch das Motiv bleibt unklar. Die Polizei tippt auf eine Verzweiflungstat, doch dann tauchen die nächsten Leichen von Kleinkindern auf, die in dem gleichen Flüchtlingsheim lebten. Die Kommissarin Alexandra Gode und ihr Kollege Lepke, die man bereits aus Hilkje Hänels erstem Krimi Engel der Erlösung (2017) kennt, ermitteln wieder. Jedoch erweisen sich die Untersuchungen dieses Mal als besonders schwierig, da sie von Polizeipräsident und Innenminister höchstpersönlich boykottiert werden. Die beiden Ermittler kommen einem besonders skrupellosen Fall von Zwangsprostitution auf die Schliche und plötzlich tauchen erschütternde Videos auf, die beweisen, dass sie niemandem mehr trauen können, nicht einmal ihren eigenen Kollegen… Mit Letzter Ausweg Tempelhof liefert Hänel einen rasanten Krimi, der trotz seines fiktionalen Charakters eine ganze Reihe von Missständen im Asylrecht und im Umgang mit Flüchtlingen anprangert. „Fünfhundert Menschen in einer Halle! Das war ganz sicher nicht das ersehnte Ende einer langen Flucht. Es war nur eine weitere Station der Verzweiflung. Und wenn nicht jegliche Hoffnung schon längst gestorben wäre, die Neonröhren und ihre Ausweglosigkeit würden ihr Übriges tun.“ Die Autorin gibt an, dass dieser Krimi aus der Wut und Trauer über die Verbrechen entstanden sei, die täglich in anderen Ländern, aber auch vor unserer Haustür stattfinden. Sie sei fassungslos, wenn sie sehe, wie „Rassisten und Faschisten in hohen Ämtern über andere Menschen entscheiden und urteilen, wie sie Grenzen schließen, Mauern bauen und an dem Leid anderer verdienen.“ Diese Fassungslosigkeit vermag sie mit ihren detaillierten Beschreibungen der Zustände in Flüchtlingsunterkünften auch beim Leser hervorzurufen. Über die ganze Erzählung legt sich so eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit, der Verzweiflung und der Gewalt. Mit Alexandra Gode hat Hänel eine starke weibliche Hauptprotagonistin geschaffen. Obwohl die Kommissarin bei ihrem letzten Fall nur knapp dem Tod entkommen ist und noch immer mit den Erinnerungen an die erlittene Folter zu kämpfen hat, ermittelt sie mit vollem Einsatz in diesem nervenaufreibenden Fall und kämpft sich zurück ins Leben. Jedoch bringt sie sich dabei erneut in lebensbedrohliche Gefahr. Auch sonst schafft es Hänel durch eine sukzessive Informationsvergabe, die Personen bis zum Schluss interessant bleiben zu lassen. So gibt es nicht nur in Bezug auf die Mordfälle immer wieder spannende Wendungen, sondern auch die Personen selbst sorgen immer wieder für Überraschungen. Schade ist nur, dass die Erzählung sehr abrupt endet und der Leser mit vielen offenen Fragen zurück bleibt.

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