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Rezension zu
Ausgezählt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Interessante Heldin wird durch einen zunehmend abstruseren Plot getrieben

Von: Dirk Hoffmann
26.06.2019

Nie wird die FBI-Agentin Atlee Pine vergessen, wie sie im Alter von sechs Jahren von einem nächtlichen Eindringling überrascht worden ist, der mit einem Abzählreim zwischen ihr selbst und ihrer Zwillingsschwester Mercy entschied und schließlich ihre geliebte Schwester entführte, die sie bis zum heutigen Tage nicht wiedersah. Durch den zu lebenslanger Haft verurteilten Serienkiller Daniel James Tor, den sie im Hochsicherheitsgefängnis ADX Florence aufsucht, hofft sie nach 29 Jahren einen Hinweis auf ihren Verbleib zu erhalten, denn Tor hat sich zu der fraglichen Zeit in der Gegend aufgehalten, doch lässt er Pine frustriert wieder den Heimweg antreten. Nach diesem unerfreulichen Abstecher in ihre eigene Vergangenheit wird Pine zum Grand Canyon gerufen, in dessen Nähe sie ihr Büro unterhält. Zwei Männer des National Park Service machen sie auf ein getötetes Maultier aufmerksam, das zu einer Herde von Tieren gehörte, mit denen Touristen in die Schlucht geführt werden, um in der Phantom Ranch auf dem Grund des Canyons zu übernachten. Von dem Mann, der auf dem Muli saß, fehlt allerdings jede Spur. Jener Benjamin Priest soll für eine Vertragsfirma der Regierung gearbeitet haben, doch werfen jegliche Nachforschungen nur neue Fragen auf. Zusammen mit ihrer Assistentin Carol Blum und dem National-Park-Angestellten Sam Kettler stößt Pine auf eine gigantische Verschwörung, in der nicht nur Russland seine Finger im Spiel hat, sondern offensichtlich auch hochrangige FBI-Beamte und Vertreter anderer US-Behörden. Pine beobachtet nicht nur, wie ein Militärhubschrauber die beiden Priest-Brüder entführt hat, sondern muss im Haus des vermissten Mannes auch zwei Russen töten und sich gegen einen koreanischen Auftragskiller zur Wehr setzen. „Vielleicht ist das alles Lüge oder ein riesiger Irrtum, und ich finde gar nichts. Ich sollte lieber darüber nachdenken, was ich tue, wenn das FBI mich auf die Straße setzt. Tatsache war, dass Pine für eine Sache solcher Tragweite nicht qualifiziert war. Als FBI-Agentin wusste sie, was sie zu tun hatte, wenn es galt, einen Bankraub, eine Entführung oder einen Mord aufzuklären. Aber das hier war etwas völlig anderes.“ (S. 393) US-Bestseller-Autor David Baldacci („Der Präsident“) hat bereits etliche erfolgreiche Serien um charismatische Einzelgänger auf gefährlichen Missionen kreiert. Im Heyne-Verlag sind zuletzt die Reihen um John Puller und Amos Decker erschienen. Allerdings hat Baldacci auch immer wieder ein Herz für weibliche Heldinnen gehabt, zu denen nun auch die taffe Mittdreißigerin Atlee Pine zählt. Bereits mit dem ersten Kapitel macht der Autor den Leser mit Pines tragischer Vergangenheit vertraut. Das Trauma der Entführung ihrer Zwillingsschwester Mercy dient Pine nun als Antrieb für ihre Karriere in der Provinz von Shattered Rock, wo sie allein für die FBI-Angelegenheiten zuständig ist. Nach vielversprechendem Beginn – zu dem auch der ungewöhnliche Tod des Mulis im Grand Canyon und die im Kadaver eingeritzten Buchstaben J und K zählen – nimmt die thematisierte Verschwörung, bei der es nicht weniger um einen atomaren Krieg geht, allerdings zunehmend unglaubwürdigere Züge an. Es ist dem sympathischen FBI-Duo Pine/Blum und der männlichen Begleitung durch Kettler zu verdanken, dass man als Leser dem irrwitzigen Plot trotzdem folgt, denn mit pointierten Dialogen, der richtigen Portion Action und immer wieder eingestreuten emotionalen und humorvollen Momenten hält Baldacci den Leser bei der Stange. Die Nebenfiguren bleiben allerdings enttäuschend blass, das Finale wirkt etwas halbgar. Da Baldacci seine Heldin aber mit einer interessanten Lebensgeschichte ausgestattet hat, zu der es noch viel zu schreiben gäbe, und einer faszinierenden Mischung aus Furchtlosigkeit und Verletzlichkeit, könnte die Serie um Atlee Pine nach durchwachsenem Beginn dennoch eine Zukunft haben.

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