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Rezension zu
All das zu verlieren

Bedeutet Ehefrau und Mutter zu sein automatisch, dass man glücklich ist?

Von: ulistuttgart
20.07.2019

Adèle lebt mit ihrem Ehemann Richard, einem erfolgreichen Chirurgen, und ihrem kleinen Sohn Lucien in Paris. Sie arbeitet für eine Pariser Tageszeitung und hat, wie es scheint, ein sorgenfreies Leben. Dennoch ist sie nicht zufrieden. Sie trifft sich mit fremden Männern, hat Sex mit ihnen, kann nicht anders. Nur so kann sie sich spüren, fühlt, dass sie noch am Leben ist. Sie weiß, dass die Gefahr groß ist alles zu verlieren, doch sie geht jedes Risiko ein, um die Leere in sich zu füllen … Slimani hat mit ihrem Roman wieder einmal einen wunden Punkt unserer Gesellschaft getroffen. Sie beschreibt die Zerrissenheit dieser Frau, die in ihrer Kindheit nicht besonders viel Liebe erfahren durfte, und nun mit ihrem vielbeschäftigten Mann und ihrem kleinen Sohn nicht die totale Zufriedenheit erleben kann. Sie sucht den Kick, indem sie sich anderen Männern hingibt. Sie wirft sich ihnen regelrecht an den Hals. Für uns Leser wirkt die Art von Adèle eher abstoßend. Aber man leidet mit ihr, kann teilweise ihr Handeln verstehen und spürt die Zerrissenheit in ihr. Sie hat Angst vor dem Spießbürgerleben. Sie will nicht nur dafür da sein die Kinder zur Schule zu fahren, zum Gitarrenunterricht, zu überlegen was die Kinder essen wollen … Sie ist genervt, auf dem Spielplatz, genervt von der Spießigkeit ihres Mannes, der nichts dem Zufall überlässt. Doch es wird von ihr erwartet zu funktionieren. Sie sollte tun, was von ihr verlangt wird. In ihrem anderen Leben macht sie Männer verrückt. Sie spürt die Lust und das Begehren. Als Richard ihr auf die Schliche kommt, zieht die Familie fort. Er will sie wieder ganz für sich. Eingesperrt, unselbständig, still. „Sie hat keine Arbeit mehr, keine Freunde, kein Geld. Nichts, nur dieses Haus, wo der Winter sie gefangen hält und der Sommer ihr etwas vorgaukelt… wie ein verstörter Vogel, der mit seinem Schnabel gegen die Scheiben stößt, …“ Doch letztendlich wird Richard alleine dastehen, denn keiner lässt sich einsperren, wie ein Vogel im Käfig. Ein Buch, das man nicht mehr weglegen mag. Wie ein Sog hat mich die Autorin durch die Geschichte gezogen. Sehr detailliert beschreibt sie Gefühle und Handeln. Absolute Leseempfehlung. 5 Sterne

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