Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Über alle Grenzen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein sehr emotionales Buch

Von: Frau_Heike
30.07.2019

Inhalt: Werner Alexander lebt mit seiner Ehefrau und seinen fünf Kindern im beschaulichen Bayern. In den 50er Jahren erhält der Vater, ein promovierter Tropenmediziner, ein verlockendes Angebot. Er soll den Posten des Direktors im Erfurter Zoo übernehmen. Die Familie Alexander zieht, mit der Option der Rückkehr nach Bayern, in die in Thüringen gelegene Stadt Erfurt. Für die Kinder beginnt ein Leben wie im Paradies.  Doch dann wird die Mauer gebaut und die Familie Alexander kann nicht mehr zurück nach Bayern und muss in der DDR bleiben. Der einzige Sohn Bruno, ein hochtalentierter Geiger,  kommt mit dieser Situation nicht klar. Er träumt von einem Leben als erfolgreicher Musiker im Westen. Dem frisch verheirateten Bruno gelingt in einer Nacht- und Nebelaktion die Flucht in den Westen. Zurück lässt er Frau und Kind.  Er bittet seinen Vater seiner Frau und seinem Sohn zur Flucht zu verhelfen. Werner Alexander wird dadurch zum Fluchthelfer und das Schicksal der Familie Alexander nimmt seinen Lauf. Die gesamte Familie ist den  Repressalien der Staatssicherheit der DDR ausgeliefert…. Besonders leiden Bruno‘s Eltern und dessen  Schwester Lotti mit Familie. Lotti, die eine besondere Beziehung zu ihrem Bruder Bruno hat, reist mit ihrer Familie im Jahr 1985 offiziell in die BRD aus. Dort macht sie sich auf die Suche nach ihrem Bruder Bruno, der mittlerweile ins soziale Abseits gerutscht war. Sie findet ihn im Jahr 2010 in einem Pflegeheim in Neumünster. Lotti veranlasst, dass Bruno in ein Pflegeheim nach Bayern umzieht und kümmert sich dort sehr liebevoll um ihn. Missstände im Pflegeheim und bei der Versorgung von ihrem Bruder bleiben hier nicht unerwähnt.   Meine Meinung: Es ist schon einige Jahre her als ich ein Buch von Hera Lind gelesen habe. Dieses Buch hier hat mich vom Cover aber mehr noch vom Klappentext angesprochen. Ich habe bei diesem Buch auf eine spannende und interessante Geschichte  gehofft, und ich wurde nicht enttäuscht. Im Untertitel des Romans heißt es: Roman nach einer wahren Geschichte. Aber es sind eigentlich die Geschichten von zwei verschiedenen Familien, die Hera Lind gekonnt in einer Geschichte zusammengefügt hat. In ihrem Nachwort lässt sie nicht unerwähnt, dass hier auch einige Details und Ereignisse angepasst werden mussten, damit es eine „runde“ Geschichte wurde. Auch wurde an einigen Stellen die Handlung etwas ausgeschmückt, damit alles gut zusammenpasst. Ich habe das Nachwort der Autorin und die Nachworte der beiden Zeitzeuginnen zuerst gelesen und das war für mich sehr hilfreich. Erzählt wird in der Ich-Form aus der Sicht von Lotti. Der Roman ist unterteilt in zwei Erzählstränge. Zum einen die Geschichte der Familie Alexander im Zeitraum vom Umzug nach Erfurt bis zur Ausreise von Lotti und ihrer Familie im Jahr 1985 und zum anderen die Geschichte von Bruno’s Leben im Pflegeheim ab dem Jahr 2010 bis zu seinem Tod. Jedes Kapitel beginnt mit einer Überschrift und einer Zeit- und Ortsangabe. Somit wusste man immer in welchem Zeitfenster die Geschichte spielt.   Ich bin gleich sehr gut mit dem Buch gestartet. Hera Lind verfügt über einen sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil. Ihre Beschreibungen sind sehr bildhaft, ich konnte mir die einzelnen Charaktere und die Handlungsorte sehr gut vorstellen. Die beiden Familienschicksale sind sehr gut miteinander verflochten. Die Geschichte ist von Anfang an sehr spannend und ab der Hälfte des Buches hatte sie für mich eine wahre Sogwirkung. Ich wollte nicht aufhören diese fesselnde Familiengeschichte zu lesen. Immer wollte ich wissen, wie es weitergeht, was mit der Familie Alexander geschieht. Zum Ende hin hat sich  der Spannungsbogen nochmal richtig erhöht. Die Geschichte hat Tiefgang, ist spannend und emotional. Die Zerissenheit und die teilweise Hoffnungslosigkeit der Familie Alexander hat die Autorin sehr gut dargestellt. Man wurde mitgenommen in die Welt der ehemaligen DDR,  und es wurde die Seite der DDR beleuchtet, die  weniger schön war. Oftmals schwer vorstellbar, dass es diese Machenschaften der Staatssicherheit gegeben hat, aber leider doch so wahr. Ein schweres und unschönes Stück DDR-Geschichte, welches nicht in Vergessenheit geraten sollte. Einige Dinge sind mir jedoch, so wie sie in dem Roman beschrieben wurden, nicht bekannt. Z. B. , dass es Bananen auf Rezept gab oder, dass man in den Betrieben mit Nachnamen angesprochen wurde und gleichzeitig geduzt wurde. Das war meines Wissens nach nur unter Parteigenossen üblich. Aber dies hat der sehr emotionalen und berührenden Geschichte in keiner Weise geschadet. Fazit: Ein fesselndes Buch mit welchem dem Leser ein Stück DDR-Geschichte näher gebracht wird. Mir hat das Buch, trotz der erschreckenden Machenschaften der Staatssicherheit der DDR und des schlimmen Schicksals der Familie Alexander, sehr gut gefallen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.