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Rezension zu
Der Löwe erwacht

Der Löwe erwacht - inmitten der schottischen Unabhängigkeitskriege

Von: Ivy
10.04.2015

"Meine Herren, ich wünsche Euch zu Eurer Kapitulation alles Gute. Mögen Euch die Ketten leicht werden, meine Lords, wenn Ihr Euch hinkniet und die Hand küsst. Und möge die Nachwelt vergessen, dass Ihr einst meine Vettern sein wolltet." William Wallace schart all jene um sich, die dem englischen König Edward I., genannt Longshanks, die Stirn bieten wollen. Alle die, die bereit sind dafür zu kämpfen, dass Schottland ein eigenes Königreich bleibt und nicht bloß zur englischen Provinz herabgesetzt wird. Doch der schottische König, John Balliol, ist seines Amtes und der Kroninsignien enthoben worden. Im französischen Exil hegt er keinerlei Ambitionen, seinen Thron zurück zu holen. Dennoch werden Aufstände und Kämpfe in seinem Namen organisiert und gefochten. Aber nicht nur Getreue Balliols wollen die schottische Krone verteidigen. Auch andere, ehrgeizige Lords streben nach der Königswürde. Zum Beispiel Robert Bruce. Mehr durch Zufall als alles andere gerät Hal von Herdmanston in die Gefolgschaft genau dieses Thronanwärters und findet sich wider Willen in den Wirren der schottischen Unabhängigkeitskriege wieder, in denen Loyalitäten schneller die Richtung wechseln als ein Fähnchen im Wind. Und in all dem verliebt er sich erstmals nach dem Tod seiner Frau und seines Sohnes - ausgerechnet in Isabel MacDuff, die Frau des Earls von Buchan, der für diese Demütigung auf blutige Rache sinnt. Ich liebe Schottland. Ich liebe die Landschaft, ich liebe die kämpferische Sturheit und den unbedingten Freiheitsdrang, die sich beide durch die gesammelte schottische Geschichte ziehen, und ich liebe den Akzent. Und da ich von Robert Low bereits die Wikingersaga angefangen hab, gab es für mich überhaupt kein vertun als ich hörte er schreibt eine Reihe über William Wallace und Robert the Bruce. Wenn man sich ein bisschen in dieser Geschichte auskennt weiß man, dass die Loyalitäten häufig wechselten. Heute war einer der schottischen Earls für die Aufständler, morgen hat er das Knie vor Longshanks gebeugt und um Vergebung gebeten, wofür er in der Regel seine Ländereien und Titel behalten durfte. Viel zu den Entscheidungen welche Partei man unterstützte trugen auch immer die persönlichen Clansfehden bei. Unterstützte ein verfeindeter Clan die Rebellen, schlug man sich eben auf Seiten der englischen Krone und umgekehrt. Es muss unheimlich schwierig gewesen sein das alles auseinander zu dividieren und in Buchform zusammen zu packen. Und genau das merkt man beim Lesen leider auch. Schon im ersten Buch wird eine größere Zeitspanne abgehandelt, es gibt immer mal Zeitsprünge von einem bis mehreren Monaten und plötzlich stehen alle Zeichen wieder ganz anders als im vorigen Kapitel. Für mich war es ziemlich anstrengend nachzuvollziehen, wer wann wo und mit dem verbündet oder verfeindet war oder ein Bündnis gebrochen hat. Ebenfalls irritierend war die Perspektive, die er gewählt hat. Anstatt beständig einen Charakter zu begleiten oder wenigstens nur kapitelweise die Sicht zu wechseln, switcht die Einsicht, die man in Gedanken, Handlungen und Gefühle von Charakteren hat, manchmal schon nach drei Sätzen. Das war etwas, woran ich mich erstmal gewöhnen musste. Davon ab weiß Robert Low aber genau die richtige Stimmung zu erzeugen. Schlachten werden so atmosphärisch beschrieben, dass man sich richtig hinein versetzt fühlt. Und auch mit seinen Charakteren konnte ich extrem gut mitfühlen. Denn obwohl viele tapfere Männer und Ritter waren, hatten sie alle Angst, waren im Schlachtgetümmel orientierungslos. Die Kämpfe wurden wenig glorifiziert, sondern meiner Ansicht nach sehr realistisch beschrieben. Alle Beteiligten waren nur Menschen, es gab keine heldenhaften Überkämpfer wie aus dem Märchen. Das hat mir sehr gut gefallen. Die verwirrenden Zeitsprünge also einmal ausgeklammert hat Robert Low mich mal wieder überzeugen können, mit sympathischen weil menschlichen Protagonisten und Nebencharakteren, die nicht ausschließlich Statisten waren, sondern die man entweder ins Herz schließen oder wirklich auch aus seinem tiefsten Inneren verabscheuen konnte. Und auch die Liebesgeschichte zwischen Isabel und Hal war nicht zu dick aufgetragen. Man hatte immer noch das Gefühl sich in einem historischen Roman zu befinden, in dem es um die Geschicke Schottlands geht und nicht ausschließlich um die Liebelei des kleinen Lords von Herdmanston. Diese Reise ins mittelalterliche Schottland, das geprägt wurde von Sir William Wallace, Edward I. und Robert Bruce, habe ich sehr genossen. So sehr sogar, dass ich umgehend mit Band 2 angefangen habe. Ein ordentlicher Bonuspunkt war natürlich auch, dass meine beiden Lieblingsfiguren überlebt haben - wobei ich an dieser Stelle natürlich besser mal keine Namen nenne, denn sonst ist ja die Spannung weg. Für "Der Löwe erwacht" gibt es abschließend vier von fünf Blümchen.

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