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Rezension zu
Dunkelsommer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Düster

Von: Michael Lehmann-Pape
06.08.2019

Da ist dieses Mädchen. Das von seiner Mutter in die Einöde Norwegens quasi „verschleppt“ wird. Eine Mutter, die, vor allem wenn sie ihre Medikamente nicht nimmt, psychisch überaus instabil wird. Eine Mutter, die sich ein Leben „ohne Mann“ nicht vorstellen kann, die Versorgung braucht und die nun, wo der Körper verblüht und viele Türen bereits zugeschlagen wurden, sich mit Torbjörn behelfen muss. Der am Rande eines Sees einsam leb, nicht der sauberste Mann ist, aber wenigstens ein gutes Herz dem jungen Mädchen gegenüber zu haben scheint. Die, zum Glück, einen attraktiven jungen Mann vom Nachbarhof kennenlernt. Eine Aussteigerwelt, in die dortige Familie mit ihren drei Kindern nach eigenen Regeln und möglichst selbstversorgend lebt. In dieser Hinsicht, auch wenn der Leser lange nicht ahnt, was dieser Teil der Geschichte mit dem vor drei Jahren verschwundenen Mädchen zu tun haben könnte, scheinen Gut und Böse, Gefahr und Schutz eindeutig verteilt zu sein. Denn Torbjörn scheint weitestgehend gutmütig zu wirken, doch die ein oder andere Eigenart, der ein oder andere Blick, wenn irgendjemandem zuzutrauen wäre, dass er dunkel Seiten in sich trägt, dann scheint dieser Torbjörn dafür prädestiniert zu sein. Doch wie in vielem in diesem düsteren Thriller, in dem Jackson die bedrängende Atmosphäre und das „sich innerlich auflösen“ eines Vaters bestens nachvollzieht, bleibt nicht alles, wie es scheint. Auch wenn manches, wie die plötzliche Ahnung der Mutter des vor drei Jahren verschwundenen Mädchens, aus dem Nichts kommt und, zunächst, im Nichts auch wieder verhallt. Was zu Lelle führt. Ex-Ehemann und Ex-Vater, der seit jenem Tag vor drei Jahren, an dem seine Lina an einer Bushaltestelle verschwunden ist, die Sommertage Norwegens dazu nutzt, das rundum Tageslicht auszunutzen und jeden Ort, jede Hütte, jeden Weg neben der Hauptverkehrstrasse abzusuchen. Aber auch wenn er mit einem der Polizisten eng vertraut ist, außer ihm glaubt niemand dort, dass Lina noch einmal auftauchen wird oder ihre Leiche gefunden werden kann. Bis noch ein Mädchen verschwindet. Eine Touristin. Mit großer Ähnlichkeit zu Lina, wie Lelle findet. Und Meja, das junge Mädchen auf Torbjörns Hof, Entdeckungen machen wird, die sie selbst in große Gefahr bringen. Bis dahin, am Rande einer frisch ausgehobenen Grube stehen zu müssen. All das schreibt Jackson zwingend im Stil, mit klarem und konsequentem Verharren auf den äußeren Hoffnungen der Menschen im buch und deren inneren Bedrängungen, die jeder und jede der Protagonisten in sich trägt. Was nicht immer einfach im Lesefluss ist und hier und da einfach fast zu viel wird an düsterer Atmosphäre und zunehmender Verzweiflung, bzw. Weggleiten, was Mejas Mutter betrifft. Und dennoch den Leser gespannt beim roten Faden hält, denn es ist nicht schwer, sich in einen verzweifelten Vater hineinzuversetzen, dem seine äußere Erscheinung und die alltäglichen Pflichten des Lebens zunehmend entgleiten. Bis hin zur überraschenden und kaum vorherzusehenden Lösung der Hintergründe und des Schuldigen an diesem grausamen und zerstörerischen Geschehen. Eine anregende, spannende, psychologisch dichte Lektüre, die rundweg zu empfehlen ist.

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