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Rezension zu
Die verlorenen Briefe des William Woolf

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Berührend, spannend und mit einer aussergewöhnlichen Handlung

Von: Livia
09.09.2019

Inhalt: William Woolf arbeitet in einem Traumberuf und darf im Depot der verlorenen Briefe in London dafür sorgen, dass aufgrund von unleserlichen oder fehlenden Adressen unzustellbare Briefe doch noch ihre Empfänger erreichen. Er selber steckt aber in der mittlerweile unglücklichen Ehe mit Clare, die ihn zugleich bemitleidet und ihm auch fehlenden Ehrgeiz vorwirft, fest. Schliesslich ist er es, der damals den Traum einer Schriftstellerkarriere aufgegeben hat und sich nun täglich durch fremde Post wühlt. während sie als erfolgreiche Anwältin viel Geld verdient. So einfach ist die ganze Geschichte aber nicht und als William wunderschöne Briefe findet, die scheinbar an ihn adressiert sind, realisiert er plötzlich, dass er in seinem eigenen Leben nur noch eine Statistenrolle einnimmt und beginnt, unbeholfen aber immer überzeugter die Spur der rätselhaften "Winter" zu verfolgen, während sein eigentliches Leben, seine Ehe und sein ganzes Umfeld erschüttert werden. Meine Meinung: Bei Friedelchen finde ich jeweils die wundervollen Bücher aus dem Wunderraum-Verlag und habe bei ihr auch schon "Wenn der Rest der Welt schläft" entdeckt, das mich ebenfalls begeistert hat. Mit William habe ich das Depot der verlorenen Briefe kennengelernt. Ein Ort, der aus Träumen gemacht scheint. Schliesslich darf man dort, was sonst verboten ist: in fremden Briefen schnüffeln. Und als wäre das nicht genug, gelingt es manchmal sogar, diese verlorengegangene Post wieder auf den richtigen Weg zu schicken und so den eigentlichen Empfänger glücklich zu machen. Ist das nicht eine wundervolle Idee? Weiter bin ich beeindruckt von der Art und Weise, mit der Helen Cullen es schafft, die Entfremdung zwischen Clare und William darzustellen. Es sind kleine Alltagssituationen, fehlende Gesten der Zärtlichkeit, eine fehlende Kommunikation und gewisse Verhaltensweisen, welche sich die beiden angeeignet haben, um einander aus dem Weg zu gehen, die in ihrer Gänze zeigen, wie sehr sich Beziehungen verändern können, auch wenn man das so gar nicht will. Williams Suche nach "Winter" führt ihn nach Dublin, wo er an glückliche Zeiten erinnert wird, während er einem Phantom hinterherjagt. Dies ist manchmal amüsant, meistens aber sehr schmerzlich und voller Mitgefühl und Hoffnung habe ich atemlos Seite um Seite umgeblättert, um herauszufinden, ob und wie unser - genau wie seine Briefe - verlorener Protagonist doch noch den Platz in seinem eigenen Leben finden kann. Schreibstil: Sanft und einfühlsam schildert Cullen einen Mann, der einfach nur irgendwie ein wenig aus seinem Leben gefallen ist, der eigentlich alles hat, aber nicht wirklich glücklich sein kann, weil er gar nicht weiss, was er wirklich will. Immer wieder nutzt Cullen die Briefe, die William nicht nur von "Winter" sondern auch von anderen Absendern findet, als Mittel, William eine Tür zu einer neuen Entscheidung oder einem neuen Abenteuer zu öffnen und hat letztendlich mit diesem Buch eine Hommage an den (hand-)geschriebenen Brief verfasst, die Lust macht, gleich selber zu Papier und Stift zu greifen. Mit viel Liebe zum Detail zeigt sie, was ein Brief alles im Sender und Empfänger bewirken kann und lässt zudem viel Poesie und Humor in eine Geschichte einfliessen, die von der ersten bis zur letzten Seite berührt. Meine Empfehlung: Ich bin so froh, dieses Buch gelesen zu haben, weil es mich an viele wundervolle Stunden erinnert hat, in denen ich Briefe geschrieben und gelesen habe und weil es mit einer aussergewöhnlichen Handlung, einem liebenswerten Protagonisten und einer einfühlsamen Erzählsprache überzeugen und berühren kann.

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