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Rezension zu
Harz

Düster und mitreißend

Von: black nd beautiful
18.09.2019

Dieser Thriller müsste ganz klar als Psychothriller bezeichnet werden. Selten wurden die psychischen Abgründe eines Menschen so greifbar dargestellt, wie hier. Klappentext: Liv ist seit dem sechsten Lebensjahr tot, ertrunken in der Brandung. Das zumindest lässt ihr Vater Jens die Behörden glauben. Jens ist ein krankhafter Sammler, getrieben von der Angst, seine einzige Tochter zu verlieren. Und so lebt Liv in der Einsamkeit eines Containers hinter dem Hof, versteckt zwischen selbst gezimmerten Särgen und in Harz konservierten Tieren – ein sorgsam von der Außenwelt abgeschirmtes Leben, ein Leben in der Falle. Meisterhaft erzählt Ane Riel von einer scheinbar verkehrten Welt, in der aus Liebe Obsession wird und aus dem Wunsch nach Sicherheit tödliche Gefahr. Rezension: Zunächst einmal muss ich sagen, dass der Klappentext hier sehr irreführend ist und bei mir komplett falsche Erwartungen geweckt hat. Anhand der Beschreibung wirkt es, als würde Liv in Gefangenschaft leben und dürfte den Container nie verlassen. Außerdem hörte es sich für mich so an, als würde man die Geschichte ab dem Moment des angeblichen Todes begleiten. Tatsächlich ist es aber so, dass wir viel mehr Livs komplettes Leben kennenlernen, inklusive ihrer Kindheit bevor sie angeblich starb. Zudem lebt sie keineswegs in Gefangenschaft. Sie kann den Container verlassen, muss jedoch aufpassen, dass sie nie jemand sieht. Liv wächst mit ihren Eltern auf einem abgeschiedenen Hof auf, auf einem Teil einer Insel, der nur über eine schmale Landzunge zu erreichen ist. Sie kennt nur das Hofleben, die Schule hat sie nie besucht. Ihr Vater ist ein notorischer Sammler, der sich wirklich von gar nichts trennt und diese „Leidenschaft“ mit seiner Tochter teilt. Dadurch, dass sie nie etwas anderes kennengelernt hat, ist dieses Verhalten für sie natürlich völlig normal und richtig. Es erscheint für das kleine Mädchen absolut logisch, dass man all diese Dinge noch für irgendetwas benutzen kann. Dieser Aspekt ist es, der das Buch für mich so gelungen macht. Zu Beginn war ich skeptisch, war nach gut 100 Seiten noch gar nicht so viel passiert. Doch je weiter man in dem Buch kam, desto tiefer tauchte man auch in die Psyche von Liv und ihrem Vater ein. Es war klar, dass sein Verhalten falsch war. Doch man erfährt die Hintergründe und so war seine krankhafte Verlustangst am Ende nachvollziehbar. Ähnlich verhielt es sich auch mit Liv. Man hatte fast schon das Gefühl sie richtig zu kennen, das Mädchen aufwachsen gesehen zu haben. Dieses Buch liefert kaum actiongeladene Momente und wenn man es genau betrachtet, passiert generell nicht viel. Es befasst sich auf eine ganz besondere Art mit der Psyche zweier Menschen, die in ihrer eigenen Welt leben und für die diese Welt perfekt und richtig ist. Mit dem Buch erlaubt uns die Autorin einen Blick in diese Welt, die man zwar als falsch bezeichnet, aber doch verstehen kann. Ich habe noch kein Buch gelesen, in dem diese Abgründe so greifbar und nachvollziehbar dargestellt wurden wie hier. Eckdaten: Autorin: Ane Riel Verlag: btb Preis: 10,00 € – Taschenbuch Seitenzahl: 304 ISBN: 978-3-442-71553-4 Weitere Formate: eBook, Hörbuch

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