Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Das Mädchen Jannie

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spannend verpackt

Von: Stage Reptiles
22.09.2019

Jannie taucht plötzlich auf dem alten Hof von Dieter auf, wo er seine Mutter pflegt und Kaninchen züchtet, um das Fleisch zu verkaufen. Das Mädchen spricht kaum Deutsch und ist eindeutig auf der Flucht vor der Bettlerbande, die immer wieder im Dorf auftaucht. Dann werden Leichen entdeckt und Dieter ist vielleicht doch nicht der liebevolle Retter, für den er sich ausgibt... Gibt man bettelnden Kindern Geld oder etwas zu essen - oder ruft man sofort die Polizei und das Jugendamt an? Diese Frage stellt sich immer wieder aufs Neue in dem aktuellen Roman von Petra Hammesfahr. Mitleid mit den Kindern, die bei Kälte, Regen und glühender Hitze von Tür zu Tür gehen oder vor dem Supermarkt stehen und betteln müssen, haben viele. Manche schicken sie weg, andere geben ein paar Cent. Jannie ist eines dieser Mädchen und kennt keine Liebe, Zuneigung, ein Sättigungsgefühl oder gar Sicherheit. Sie wächst in ständiger Angst auf, ist immer auf der Hut und flieht schließlich in Panik vor Miro, für den sie betteln gehen muss. Auf dem Hof von Dieter geht es ihr gut. Schnell findet sie Zugang zur bettlägrigen, stummen Mutter, die das Mädchen in ihr Herz schließt und lernt eifrig Lesen und Schreiben. Der Leser hat immer ein Gefühl der Beklemmung, das bis zum Schluss anhält. Die Ungewissheit, in der sich Jannie befindet, überträgt sich rasch bei der Lektüre. Die Schauplätze springen zwischen dem Hof, den Ermittlungen vom bekannten Kommissar Klinkhammer und dessen Kollegen sowie einiger Leichenfundorte hin und her. Hängt alles zusammen oder sind es unabhängige Fälle, die gar nichts miteinander zu tun haben und nur zufällig gerade entdeckt werden? Es bleibt spannend bis zur letzten Seite. Im aktuellen Roman greift Hammesfahr ein Problem auf, das in vielen Städten täglich begegnet: Bettlerbanden, organisierte Kriminalität und Prostitution. Kinder, die verkauft werden und in Deutschland zur Prostitution und zum Betteln gezwungen werden, die aufwachsen in einer Umgebung von Gewalt, Hunger, Schmerz und ständiger Angst. Hammesfahr gibt keine Lösung und urteilt nicht, wenn sie ihre Charaktere die Frage stellen lässt, was man tun soll: Geld geben, damit der Boss zufrieden ist, die Polizei holen, damit die Kinder kurzzeitig in Heime kommen, aus denen ein dubioser Verwandter kurz darauf das entlaufene Kind abholt, um es zu bestrafen und wieder auf die Straße zu schicken? Oder gibt man Obst oder Kleidung, damit die Kinder wenigstens nicht frieren und weniger hungern? Wie so oft steckt Gesellschaftskritik im aktuellen Werk und lässt den Leser sein eigenes Handeln und seine Moralvorstellungen überdenken. Ein klasse Roman, der bis zur letzten Seite spannend bleibt.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.