Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die Hafenschwester (1)

Eine sehr gefühlvolle Geschichte mit historischem Hintergrund

Von: Daniela
22.09.2019

Die 14-jährige Martha wächst im Jahre 1892 im ärmeren Hamburger Gängeviertel auf. Obwohl Marthas Familie sich finanziell gerade noch so über Wasser halten kann, sind die Westphals glücklich. Das Schicksal ist ein mieser Verräter, als die Cholera in der Stadt wütet und unzählige Opfer fordert, darunter auch Marthas Schwester Anna sowie ihre Mutter. Anstatt auf seine Kinder Martha und Heinrich Rücksicht zu nehmen, flüchtet sich Vater Westphal in seiner Trauer in den Alkohol. Martha muss deshalb das Überleben der Familie sichern. Besondere Menschen, wie Dr. Schlüter, erkennen ihr Potenzial und sie darf eine Lehrstelle als Erika-Schwester im Eppendorfer Krankenhaus antreten, obwohl sie nicht aus der „angesehenen“ Gesellschaft stammt. Sie ist fleißig und arbeitet sich bis auf den begehrten Posten der 2. OP-Schwester hoch. Dadurch schafft sie sich nicht nur Freunde, sondern auch eine Erzfeindin! Ihr Bruder Heinrich muss auf den Besuch des Gymnasiums verzichten, weil das Geld für Miete und Lebensmittel ausgegeben werden muss. Deshalb entscheidet sich Heinrich zur See zu gehen. Marthas beste Freundin Milli wird von ihrem Stiefvater gezwungen als Prostituierte arbeiten. “Aber mach dir keine Sorgen, ich komme schon selbst zurecht. Was uns nicht umbringt, macht uns stärker, nicht wahr?” – Zitat Seite 158 In dieser Zeit kommt es in Hamburg zum politischen Umbruch. Die Hafenarbeiter streiken im Hafen von Hamburg, der Streik weitet sich auch auf andere Häfen aus. Die Frauen beginnen auch um ihre Rechte zu kämpfen. Martha lernt Paul Studt kennen und lieben … “Sie hatte viel verloren, aber sie war endlich frei. Frei, etwas Neues zu beginnen. Das Leben gehörte ihr!” – Zitat Seite 375 Dies ist mein erstes Buch von Melanie Metzenthin, aber bestimmt nicht das letzte! Schon die ersten Seiten des Buches haben mich gefesselt, der Schreibstil der Autorin ist flüssig und sehr angenehm. Ihre Beschreibungen sind bildhaft, man kann sich die Charaktere, Situationen und Örtlichkeiten gut vorstellen. Die Geschichte wird aus mehrere Perspektiven erzählt, die Handlungsstränge sind verständlich und realistisch. Alle Charaktere sind lebendig und authentisch dargestellt, es machte mir Freude, sie kennenzulernen. Martha ist sympathisch, selbstbewusst und eine kämpferische Hauptprotagonistin. Ihre beste Freundin Milli hat es als Prostituierte nicht leicht und muss mit Vorurteilen kämpfen. Milli hält an ihrem Traum fest, eines Tages nach Amerika auszuwandern. Sie will nicht in Hamburg bleiben und bricht Moritz das Herz, der immer zu ihr gestanden hat und sie heiraten will. Sowohl Martha als auch Milli haben unter ihren Vätern zu leiden, trotzdem entwickeln sich beide Frauen zu starken Persönlichkeiten. Ambivalente Gefühle hatte ich für Marthas Vater und war echt froh, dass er sich positiv verändert hat. Moritz, Heinrich und Paul sind mir ans Herz gewachsen. Die Liebesgeschichte zwischen Martha und Paul finde ich gut dargestellt, diese entwickelt sich langsam und nimmt keinen zu großen Raum. Der Roman befasst sich viel mehr mit der Choleraepidemie, die Frauenrechtsbewegung oder der Hafenarbeiterstreik. Die historischen Ereignisse sind sehr gelungen in Szene gesetzt und haben mich emotional gefesselt. Die Autorin hat wahre und fiktive Begebenheiten gekonnt verknüpft. Melanie Metzenthin konnte auf ihr medizinisches Wissen als Fachärztin für Psychiatrie und auf ihre Familiengeschichte zugreifen, zudem hat sie akribisch recherchiert. Ein informatives Nachwort rundet den Roman gelungen ab, der Leser erfährt viel über die Cholera, das Leben und die politische Lage in dieser Zeit. “Die Hafenschwester” ist eine sehr gefühlvolle Geschichte mit historischem Hintergrund, die mich tief berührt und nachdenklich gemacht hat. Ich freue mich schon auf die Fortsetzungen und vielleicht kommen Milli und Moritz doch noch zusammen 😉 Ich empfehle es gerne weiter und vergebe 4,5 Sterne.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.