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Rezension zu
Das Versprechen des Bienenhüters

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Lese-Highlight

Von: Patricia Nossol
30.09.2019

„Die Bienen waren das Idealbild einer Gemeinschaft, ein kleines Paradies inmitten des Chaos. Die Arbeiterinnen legten weite Strecken zurück auf der Suche nach Nahrung, am liebsten zu den entlegensten Feldern. Dort sammeln sie Nektar aus Zitronenblüten und Klee, Schwarzkümmel und Anis, Eukalyptus und Baumwolle, in Dornengestrüpp und Heide.“ (Auszug aus dem Buch) Nuri ist Bienenzüchter und lebt mit seiner Familie im syrischen Aleppo. „Ich sorgte für die Bienen, fütterte sie, überprüfte die Stöcke regelmäßig auf Schädlingsbefall und Krankheiten. Manchmal baute ich neue Stöcke, teilte die Völker oder züchtete Königinnen…“ (Auszug aus dem Buch) Sein erfülltes Leben nahm eine jähe Wendung, als der Krieg sein Land heimsuchte. Bei einem Bombenanschlag wird Nuris kleiner Sohn Sami getötet. Seine Frau Afra erblindet. Sie müssen ihr Land verlassen, obwohl Afra sich dagegen stäubt. Nuri ist sich sicher, dass nur eine Flucht ihr Leben retten kann. Zwischen den beiden Eheleuten wird die Kluft immer größer, je länger ihre beschwerliche und gefährliche Reise durch die Welt dauert. Ihr Ziel ist es nach England zu kommen. Dort wartet Nuris Cousin Mustafa mit einem neuen Bienenstock. Wird es nach all den traumatischen Erinnerungen ein neues Leben geben, in welchem Nuri und Afra wieder zueinander finden? Spätestens seit Maja Lundes Bestseller „Die Geschichte der Bienen“ ist das Thema in aller Munde. Viele meiner Bekannten sind Imker und berichten mit Begeisterung von ihren Tieren. So ist mir überhaupt erst der Roman „Das Versprechen des Bienenhüters“ aufgefallen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, wie sehr mich dieses Buch emotional aufwühlen würde. Die Bienen umrahmen hier das dramatische Geschehen und stehen als Symbol für Gemeinschaft, Zuversicht und Glück. Ich las, dass Christy Lefteri die Sommermonate 2016 und 2017 in einem Flüchtlingslager in Athen verbrachte und dass sie die Geschichten, die sie dort hörte, nicht mehr losließen. Das inspirierte sie Buchautorin dazu, der Welt über Nuri und Afra zu erzählen. Schon auf den ersten Seiten hat mich die Autorin mit ihrem intensiven, gefühlvollen und tiefsinnigen Schreibstil mitgerissen. Lesepausen einzulegen fiel mir schwer. Zwar weiß man von Anfang an, dass Nuri und Afra in England angekommen sind, aber ob sie bleiben können, wird erst später entschieden. „ Um als Flüchtling im Vereinigten Königreich zu bleiben, muss es Ihnen unmöglich sein, in irgendeinem Teil Ihres Heimatlandes zu leben, weil sie überall Verfolgung zu befürchten haben.“ (Auszug aus dem Buch) Nuri erinnert sich zurück, denkt an den Krieg, die Bomben und die Scharfschützen, an den Tag, an dem er seinen kleinen Sami für immer verlor. Er hat seine Heimat geliebt und die Bienen. Jetzt ist alles zerstört. Er ist ein Verfolgter. Christy Lefteri erzählt in zwei Zeitebenen und gewährt tiefe Einblicke in das Seelenleben ihrer Akteure. Die Beziehung zwischen Nuri und Afra hat Risse bekommen. Jeder lebt in seinem eigenen Trauma, versucht zu verarbeiten, was nicht zu begreifen ist. Manchmal muss ich beim Lesen kurz innehalten, so sehr nehmen mich Nuris Flashbacks mit. Ihre Flucht ist bezeichnet für unzählige Schicksale. Nur wer das nötige Geld für die Schlepper aufbringen kann, wird vorankommen. Falsche Papiere müssen her. Überfüllte Boote, schlimme Zustände in den Flüchtlingslagern. Wir alle kennen die Bilder aus den Medien. Das Buch stimmt mich nachdenklich. Es beginne über den Tellerrand meines Wohlstandslebens zu blicken, fühle und leide mit den Charakteren im Buch. Es beeindruckt mich, wenn Nuri seine Gedanken zu den Bienen und zu Mustafa lenkt und daraus seine Kraft schöpft. „Wo Bienen sind, sind Blumen, und wo Blumen sind, da ist neues Leben und Hoffnung.“ (Auszug aus dem Buch) Für mich ist „Das Versprechen des Bienenhüters“ eines meiner Lese-Highlights in 2019. Ein bemerkenswertes Debüt, eindringlich, feinfühlig und tiefsinnig. Ein Buch, das aufrüttelt, nachklingt und lange im Gedächtnis bleibt! Lesen!!!

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