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Rezension zu
Lottes Träume

Lottes Träume – heutige Selbstverständlichkeiten – zu Beginn es 20. Jahrhunderts eine Sensation und ein Akt der Frauenemanzipation

Von: hedwigf
16.10.2019

Der Roman „Lottes Träume“ wurde mir vom Blanvalet Verlag als Vorabexemplar für die Rezension zur Verfügung gestellt. Das Cover empfinde ich als sehr gelungen: In der oberen Hälfte eine Frau mit Rock (aus heutiger Sicht ungewöhnlich) und mit Skiern in der Hand vor einer winterlichen Gebirgskulisse – in der unteren Hälfte die winterliche Silhouette einer städtischen belebten Prachtstraße zu Beginn des 20. Jahrhunderts – alles in Pastellfarben gehalten. Wäre mir dieses Cover in einem Ebook-Shop begegnet, hätte es mich auf jeden Fall dazu animiert mich näher mit dem Klappentext zu beschäftigen. Hauptprotagonistin ist Lotte Seidl, die in einem Gebirgsdorf aufgewachsen ist, damals schon Ski fahren gelernt hat und nach dem Tod des Vaters in Wien eine Anstellung sucht und diese schließlich als Verkäuferin im Geschäft von Mizzi Langer-Kauba findet. Mizzi Langer-Kauba ist eine Person, die historisch tatsächlich existiert hat. Sie führte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eigenständig ein Ladengeschäft – was für eine Frau in der damaligen Zeit an und für sich schon ungewöhnlich war. Dass es sich um das erste Wintersportgeschäft überhaupt in Wien handelt, ist geradezu sensationell. Dass außerdem noch eine eigene Skimode für Frauen verkauft wurde (und noch andere „Ungeheuerlichkeiten“ passieren), ist aus der Sicht der damaligen Zeit ein eklatanter Verstoß gegen die Konventionen und – man sollte es aus heutiger Sicht nicht meinen - ein revolutionärer Akt der Frauenemanzipation. Der Roman schildert schwerpunktmäßig aus der Sicht und den Erlebnissen von Lotte die damalige Entwicklung und gesellschaftliche Stimmung – auch unter den Angestellten und den Kunden - von der Lotte als Verkäuferin in diesem Sportgeschäft besonders betroffen ist. Die Liebesbeziehungen der Beteiligten kommen nicht zu kurz und bergen gesellschaftlichen Sprengstoff. Die ist nicht der erste Roman, den ich von Beate Maly gelesen habe. Diese Autorin kann mit ihrem Sprachstil den Leser fesseln. Es gelingt der Autorin eindrucksvoll, die gesellschaftlichen Lebensumstände der einzelnen Bevölkerungsgruppen sehr bildhaft darzustellen, seien es die Wohn- und Arbeitsverhältnisse von Arbeitern und Angestellten, deren Versorgungslage bei Krankheit, Unfällen, Tod, Schwangerschaft, seien es die Einstellungen zu Frauen im Allgemeinen und zu eigenständigen und berufstätigen (nicht zu den Dienstboten gehörenden) Frauen im Besonderen, sei es die Einführung neuer Vertriebsstrukturen (Kaufhäuser). Die historischen Grundlagen hierzu erscheinen mir gründlich recherchiert. Hierfür vergebe ich 5 von 5 Sternen. Nicht überzeugen konnte mich dagegen die Darstellung der Charaktere der Protagonisten. Ich empfinde sie als eindimensional; die Guten sind immer gut, die Bösen immer böse. Die Ausnahme bildet der Ehemann von Mizzi Kauba. Aber auch bei ihm sieht man keine Entwicklung des Charakters, sondern es erfolgt in der Erzählung ein abrupter Wechsel seiner Darstellung. Außerdem ist die Häufung von positiven Zufällen, die alles wieder ins Lot bringen, in meinen Augen unglaubwürdig. Aus den genannten Gründen schwanke ich bei meiner Bewertung zwischen 4 und 5 Sternen. Der Roman ragt auf jeden Fall aus der Masse der historischen Bücher heraus, kommt aber nach meinem persönlichen Werteschema nicht an die Bücher einer Sabine Weigand oder Diana Gabaldon heran, die von mir bei Rezensionen uneingeschränkt 5 von 5 Sternen erhalten haben.

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