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Rezension zu
Das Licht in deinen Augen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Melancholische Familiengeschichte

Von: miss_lia48
23.10.2019

“Die Dielen fallen und neigen sich und richten sich senkrecht auf. (...) Ich muss schneller laufen, mein Kopf stößt gegen die Wand und ich pralle mit dem Knie gegen das Sofa.“ (S.23) INHALT: Der zweite Weltkrieg ist zu Ende und Helena und ihre Familie bauen in einem Dorf in Finnland ein neues Zuhause. Für die blinde Helena bedeutet das, dass sie sich komplett neu orientieren muss. Lediglich als Säugling konnte sie kurz sehen, bis sie erkrankt ist. Doch auch der Vater jagt ihr Angst ein. Seit dem Krieg hat er sich stark verändert. Eines Tages eröffnet er seiner Tochter, dass diese die Familie verlassen muss, um in Helsinki eine Blindenschule zu besuchen. Für Helena ist dies zunächst ein Schock. Gleichzeitig hat sie dadurch die Chance auf ein eigenständiges Leben... Helenas Neffe Tuomas ist traurig, als seine Geschwister nach und nach von Zuhause ausziehen. Doch irgendwann entschließt auch er sich dazu, seine Heimat weit hinter sich zu lassen, bevor irgendjemand bemerkt, dass er schwul ist... MEINUNG: In diesem äußerst melancholischen Familienroman, wird abwechselnd aus Helenas und Tuomas' Perspektive erzählt. Helenas Geschichte wird dabei aus der Ich-Perspektive geschildert, wodurch man ihr beim Lesen besonders nahe kommt. Mit ihr habe ich regelrecht mitgefiebert. Ihre Gefühle kommen unglaublich stark beim Leser an, wecken großes Mitgefühl. Eindrucksvoll konnte mir hier u.a. durch die differenzierten Beschreibungen ihrer Wahrnehmung vermittelt werden, wie es ist, blind zu sein. Und ich hatte großen Respekt vor ihr, wie sie mithilfe ihrer anderen Sinne versucht hat sich zurechtzufinden und ein eigenständiges Leben zu führen. Bei Tuomas hat sich der Autor für eine Erzählung aus der dritten Person entschieden, wodurch mir seine Figur mit der Zeit etwas zu distanziert wirkte. Doch anfangs konnte ich mich auch sehr gut auf seine Geschichte einlassen. Beide Erzählstränge beginnen in der Kindheit der zwei Protagonisten. Als gelernte Erzieherin habe ich manchmal Schwierigkeiten, wenn aus Kinderperspektiven erzählt wird, weil es bei mir nicht jeder Autor schafft, dass die Gedanken & Gefühle dem Alter entsprechend auf mich authentisch wirken. Doch Tommi Kinnunen hat dies für meinen Geschmack mit Bravour gemeistert! Und wer nach detailreiche Beobachtungen und Schilderungen sucht, wird in diesem Buch definitiv fündig. Vom Klappentext her hatte ich irgendwie erwartet, dass sich das Buch bgzl. Helena noch mehr mit Musik beschäftigt. Tatsächlich wird dieser Teil aber recht klein gehalten. Dafür sind die Beschreibungen über die Kindheit der beiden Figuren recht ausführlich dargestellt. Danach setzen in der Handlung immer wieder große Zeitsprünge ein. Diese waren mir vor allem bei Tuomas etwas zu groß, so dass ich ihn zwischendurch mehrmals etwas verloren habe. Trotzdem habe ich die Lebenswege von beiden gerne verfolgt. Für mich war dies eher eine etwas anspruchsvollere Lektüre, die meine ganze Konzentration benötigte. Da manches nur angedeutet wird, bin ich mir auch nicht sicher, ob ich tatsächlich immer alles richtig verstanden habe. Doch auch vage Andeutungen können durchaus ihren Reiz haben. So hat man als Leser selbst einen gewissen Interpretations-Spielraum... FAZIT: Eine melancholische Familiengeschichte, die den Alltag und Lebensweg der blinden Helena eindrucksvoll in den Mittelpunkt rückt. Tuomas' Geschichte blieb mir dagegen etwas zu distanziert. Trotzdem insgesamt ein lohnenswertes Buch, das ich gerne weiterempfehlen möchte! 4/5 Sterne!

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