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Rezension zu
Die Schulz-Story

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Einblicke hinter die Kulissen

Von: Benedikt Bögle
24.10.2019

Vor bereits zwei Jahren scheiterte Martin Schulz mit seiner Vision, Angela Merkel die Kanzlerschaft streitig zu machen und selbst Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden. Zwei Jahre sind eine lange Zeit, Schulz ist mittlerweile nicht einmal mehr Parteivorsitzender. Aus seinem Wahlkampf können aber dennoch Lehren gezogen werden. Das liegt insbesondere daran, dass sich Schulz während des Wahlkampfs vom Spiegel-Journalisten Markus Feldenkirchen begleiten ließ. Aus seinen Beobachtungen entstand nicht nur eine Reportage im Spiegel, sondern auch ein Buch: "Die Schulz Story. Ein Jahr zwischen Höhenflug und Absturz" ist bei DVA erschienen. Den Beginn macht die etwas überraschende Kandidatur Schulz' nach dem Rückzug Sigmar Gabriels und der Autor zeichnet schon auf den ersten Seiten das Bild einer Partei, die sich eigentlich nicht auf den Kandidaten eingestellt hatte. Statt sich über Jahre hinweg auf diesen Wahlkampf vorzubereiten und ein Programm zu erstellen, das zum Kandidaten passt, wirkt die SPD in den Darstellungen Feldenkirchens seltsam kopflos, führungslos, planlos. Das sind, und auch dies zeigt der Autor, Probleme, die Schulz als Kanzlerkandidat trotz seiner anfänglichen Beliebtheit nicht ausgleichen konnte. Das Buch zeichnet ein sehr menschliches Bild des Kanzlerkandidaten, eben weil es ungeschminkt von der Rückseite der Kulissen berichtet. Schulz wird als Mensch gezeichnet, der schlecht gelaunt ist, der an seinem Wahlkampf und an den Umfragen leidet, der aber auch Scherze macht, um die Stimmung aufzulockern. Ein Bild absurder Beratung wird gezeichnet. Nicht, weil Politik-Beratung sinnlos wäre, sondern weil eine konsistente Beratung notwendig gewesen wäre - dagegen sieht Schulz sich immer wieder neuen Beratern und verschiedenen Meinungen ausgesetzt. Überhaupt: Schulz musste immer mehr darauf Rücksicht nehmen, was die Menschen in Deutschland Umfragen zufolge hören wollten und was nicht. Die Vereinigten Staaten von Europa etwa - eine steile Forderung wäre das gewesen. Schulz hat sie letztlich nicht laut verkündet, weil Umfragen eine gewisse Unbeliebtheit dieser Forderung zeigten. Aus einem authentischen Kandidaten wurde ein Politiker, der sagte, was alle hören wollten. Ständig fragt man sich: Was, wenn all diese Pannen, die Rückschläge, die Pechsträhnen nicht gewesen wären? Hätte Schulz Kanzler werden können? Wie wäre er als Kanzler aufgetreten? Wie hätte die SPD profitieren können? Feldenkirchens Buch zeichnet einen authentischen Kandidaten, einen nahbaren Menschen, der sich wirklich um die Probleme der Menschen kümmert, der von menschlichem Leid tatsächlich ergriffen wird. Was, wenn ein solcher Mann Kanzler geworden wäre?

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