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Rezension zu
Alles richtig gemacht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Coming of age-Story vor dem Hintergrund der Wiedervereinigung

Von: artWORDising Diana Wieser
01.11.2019

Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall ist das Thema Ost-West-Beziehungen immer noch aktuell. Der in Schwerin geborene und mit dem 3Sat-Preis ausgezeichnete Autor Gregor Sander macht dies ebenso zum Thema, indem er seine zwei Hauptprotagonisten vor und nach der Wende begleitet. Die Reise beginnt in Roststock, führt nach Berlin, beschreibt die Metamorphose der Stadt vom Plattenbau zur Hippster-Hochburg – und sie baut kleine Schlenker durch Irland, Frankreich und New York ein. Im Mittelpunkt stehen die beiden Freunde Thomas und Daniel, die sich im Alter von 13 Jahren in Roststock kennenlernen. Beide sind sehr unterschiedlich. Es vereint sie der Außenseiterstatus, den sie in der Klasse einnehmen. Daniel wächst mit seiner alleinerziehenden Mutter, die ihn bereits mit 17 Jahren zur Welt gebracht hat, in ärmlichen, unkonventionellen Verhältnissen auf. Für den aus einer bürgerlichen Familie stammenden Thomas ist dies Neuland. Bald wird Daniels Mutter zum Objekt seiner sexuellen Phantasien. Während die beiden sich ins Erwachsenenleben, in Partys, Drogen und erste Beziehungen stürzen, geben sie sich stets Halt. Zum Beispiel als ihre Familien zerfallen, deren Mitglieder nach Öffnung der Mauer in den Westen ziehen oder am neuen Wirtschaftssystem scheitern. Die beiden Freunde ziehen sogar als WG-Partner zusammen. Nach der Wende schlagen Thomas und Daniel unterschiedliche Richtungen ein: Daniel ist ein Frauenheld und begnadeter Koch, der sich durch die Welt treiben lässt und im gemeinsamen Irlandurlaub auf der grünen Insel Wurzeln schlägt. Er ist und bleibt ein Anarchist. Der eher angepasste Thomas ist ehrgeizig, möchte Jura studieren und zieht nach Berlin. Er gründet eine Familie, arbeitet als Anwalt, zieht in ein ehemaliges Botschaftsgebäude. Scheinbar hat er es geschafft. Oder doch nicht? Denn plötzlich verlässt ihn seine Frau mit den beiden Töchtern, scheinbar aus dem Nichts. Oder hat Thomas nur die Zeichen nicht erkannt? Um dies herauszufinden arbeitet der Autor mit Rückblenden. Auf ein Kapitel in der Jetzt-Zeit folgt ein Kapitel in der Vergangenheit, der den Werdegang der beiden Hauptcharaktere nachzeichnet. Wer denn nun das „richtige“ Leben geführt hat, lässt der Autor offen. Wie so vieles, so auch den Schluss. Hauptthema ist die Freundschaft. Was passiert mit ihr, wenn sich die Beteiligten in konträre Richtungen weiterentwickeln? Kann Freundschaft auch Seitensprünge und bisexuelle Erfahrungen verkraften? Thomas und Daniel durchleben gemeinsam Höhen und Tiefen, auch wenn Daniel oft über Jahre hinweg ohne ein Lebenszeichen abtaucht und Thomas völlig von seinem Studium und den Vaterpflichten vereinnahmt wird. Doch die gemeinsame Vergangenheit schweißt zusammen. Sie prägt fürs ganze Leben. Der Erzählfluss lässt sich Zeit. Gerne verliert sich der Autor in Details, beschreibt das Lebensgefühl einer Generation, ohne dabei einen konkreten Spannungsbogen zu verfolgen. Er nimmt uns mit auf eine Zeitreise, die besonders die entsprechenden Jahrgänge begeistern wird, die in den 80ern und 90ern ihre Jugend durchlebt haben. Musik, Literatur, Mode, wichtige politische Ereignisse – all dies ruft er wieder in Erinnerung. Gleichzeitig schafft er ein besseres Verständnis für die speziellen Eigenheiten zwischen Ost und West. All dies, ohne zu bewerten. Hat Gregor Sander alles richtig gemacht? Dies dürfen die Leser selbst entscheiden!

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