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Rezension zu
Mein Ein und Alles

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Missbrauch in allen denkbaren Formen

Von: Myriade
04.11.2019

Die 14jährige Protagonistin Julia, die sich selbst Turtle nennt, lebt mit ihrem heißgeliebten und ebenso gehassten Vater ziemlich einsam in Nordkalifornien zwischen Wäldern und Küsten. Der Vater ist ein Waffennarr, der überzeugt ist, dass die Welt demnächst untergehen wird. Vielleicht sind amerikanische LeserInnen nicht ganz so schockiert wie ich, wenn sie von einer Vierzehnjährigen lesen, die sich mit allen möglichen Waffen in Theorie und Praxis bestens auskennt, sich täglich mit Schießübungen und dem Reinigen und Auseinandernehmen ihrer Waffen beschäftigt und einige davon auch in die Schule mitnimmt, ohne dass irgendjemand es bemerkt. In weiterer Folge wird es schlimmer. Langsam kristallisiert sich heraus, dass es um extreme Gewalt, um sexuellen und psychischen Missbrauch geht. Der Text ist nicht leicht zu lesen, vor allem die Selbstgespräche von Turtle, die sich selbst als Schlampe, Fotze, Spalte beschimpft, muss man aushalten, wie auch die ebenso bedrückende wie schriftstellerisch hervorragende Charakterisierung der Personen. Die Interaktion und das Ineinandergreifen der Persönlichkeiten von Vater, Tochter und Großvater sind erschreckend realistisch beschrieben. Auch die anderen Personen der Handlung: Nachbarn und deren Kinder, eine Lehrerin handeln völlig plausibel. Es geht um Vernachlässigung und Gewalt , es geht auch um Liebe und ihre Pervertierung. Die sehr einleuchtende Beschreibung der gegenseitigen Abhängigkeit von Vater und Tochter, der Mechanismen der Verschleierung der Gewalt und der Hassliebe der Tochter für den Vater hat mich sehr beeindruckt. Sowohl, was die literarische Qualität als auch was die glaubwürdige psychologische Charakterisierung betrifft. Es war mir aber auch etwas zu viel Gewalt dabei. Die seitenlange, in allen Details geschilderte Schießerei zwischen Turtle und ihrem Vater wäre auf ein Zehntel der Länge und der Details reduziert immer noch sehr brutal gewesen. Gefallen hat mir wiederum, dass das Ende offen bleibt. Es scheint mir sehr einleuchtend, dass solch eine Situation nicht innerhalb von ein paar Wochen in Normalität übergehen kann, auch bei noch so gutem Willen aller Beteiligten. Insgesamt hat für mich die Qualität des Textes über die manchmal unnötig breitgetretenen Gewaltszenen deutlich überwogen

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