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Rezension zu
Schwarzer Leopard, roter Wolf

Marlon James: “Schwarzer Leopard, roter Wolf” (Heyne Hardcore)

Von: Christian Funke
05.11.2019

Der erste Roman der Dark Star-Trilogie Der im Jahr 1970 in Kingston, Jamaika geborene Schriftsteller Marlon James ist kein Autor einfacher Lektüre. Sein sprachgewaltiger, zum Teil sehr verschachtelter Stil, sein unglaublich komplexer, ausschweifender inhaltlicher Aufbau und seine Schonungslosigkeit in puncto Gewalt traf man bereits in seinen früheren Geschichten, macht aber auch Schwarzer Leopard, roter Wolf zu einem literarischen Brocken, den man sich hart erarbeiten muss. Die mehr als 800 Seiten dienen hier als Einstieg in eine geplante Trilogie, die Elemente der Fantasy und des Horrorgenres auf afrikanische Mythen und Sagen treffen lässt und sich dabei nicht von irgendwelchen stilistischen oder erzählerischen Beschränkungen einengen lässt. Als Leser benötigt man, auch wenn der Stil sehr lesenswert und in seiner klaren Sprache flüssig ist, ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, um sich gänzlich in die morbide Welt des Autors zu begeben, sich komplett auf das Geschehen einlassen zu können. Kennt man die anderen Bücher des mehrfach preisgekrönten Marlon James, weiß man, dass einem hier definitiv kein herkömmlicher Fantasy-Roman geboten werden wird. Und so betritt man eine surreale Welt des Aberglaubens, der Fabelwesen und Dämonen, erkennt jedoch auf einer Metaebene gleichzeitig die sehr persönliche Geschichte eines talentierten Autors, der die großen Vorbilder des Genres kennt und offensichtlich ausgiebig studiert hat, sich gleichzeitig jedoch die Freiheit nimmt, sämtliche Grenzen aufzubrechen und den Leser mit mehrzügigen, teilweise sich überlagernden Handlungen zu fordern. Seine Beschreibungen sind dabei sehr freizügig, seine im Roman vorkommende Gewalt monströs. Die Titelfigur, genannt „der Sucher“, soll in einem phantastischen Afrika jenseits unserer Zeitrechnung ein verschlepptes Kind finden, welches die ursprüngliche Thronfolge eines weit entfernten Königreichs wieder herstellen soll. Doch seine Suche ist gefährlich, voller Irrwege und geheimnisvoller Weggefährten. Marlon James nimmt sich die erzählerische Freiheit, eine gänzlich eigene, nach seinen Regeln funktionierende Welt aufzubauen, die er jedoch geschickt mit Elementen afrikanischer Sagen, griechischer Mythologien und Inspirationen aus der klassischen Fantasy vermengt. Keine einfache Lektüre, die es sich jedoch zu erkämpfen lohnt. Schwarzer Leopard, roter Wolf (Originaltitel: Black Leopard, Red Wolf - The Dark Star Trilogy 1, USA 2018) erscheint als gebundenes Hardcover mit Lesezeichenband in einer Übersetzung von Stephan Kleiner bei Heyne Hardcore (832 Seiten, 28 €). Neben der Geschichte befinden sich Karten, eine erklärende Auflistung der Figuren dieser Erzählung zur besseren Übersicht, mehrere schwarz-weiße Abbildungen und eine Danksagung des Autors in dem voluminösen, wunderschön aufgemachten Buch. Schwarzer Leopard, roter Wolf ist ein komplex aufgebauter, afrikanische und griechische Sagen und Mythen mit eigener Fantasy vermengender Brocken von einem Roman, der einen fulminanten, Grenzen sprengenden Einstieg in eine bildgewaltige Welt darstellt. Ein Autor, der erzählerisch Haken schlägt und den Leser damit herausfordert, ihm zu folgen, ohne dabei den Anschluss zu verlieren. Ich bin sehr gespannt, wohin mich dieser Weg noch führen wird! Christian Funke

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