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Rezension zu
Der dunkle Bote

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Historisch interessanter Krimi mit nur kleinen Schwächen

Von: Buchbesprechung/Sigismund von Dobschütz
07.11.2019

Der im Oktober mit dem Österreichischen Krimipreis ausgezeichnete, auch für andere Preise nominierte Kriminalroman „Der dunkle Bote“ ist nach „Der zweite Reiter“ (2017) und „Die rote Frau (2018) der dritte Band der unter dem Pseudonym Alex Beer veröffentlichten Erfolgsreihe der österreichischen Schriftstellerin Daniela Larcher (42) um den Wiener Kriminalinspektor August Emmerich. Wir befinden uns im Wien des Jahres 1920, Monarchie und Adel sind abgeschafft, das gesellschaftliche System ist zerrüttet. Sozialisten und Kommunisten bekämpfen sich mit konservativen Republikanern, die Bevölkerung leidet unter der Hungersnot, die Inflation vernichtet den Geldwert, Arbeitslose und Bettler bestimmen das vom Krieg geschundene Straßenbild, Kriegsgewinnler und mafiöse Banden teilen die Stadt für ihre Machenschaften unter sich auf. An einem kalten Oktobertag wird ein grausam zugerichtetes Mordopfer gefunden, dem die Zunge herausgeschnitten wurde. Diese wird später, verpackt in einer mit einer römischen Ziffer beschrifteten Schachtel, der sich für Frauenrechte einsetzenden Zeitungsreporterin Alma Lehner von einem „dunklen Boten“ zugestellt. Emmerich übernimmt diesen Fall gemeinsam mit seinem jungen Assistenten Ferdinand Winter. Der Fall weitet sich aus, als neue Morde nach ähnlichem Muster folgen. Doch Emmerich fehlt nicht nur jeglicher Ansatzpunkt zur Aufklärung der Morde, sondern wird auch durch Privates abgelenkt: Xaver Koch, der aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrte und zum brutalen Schläger mutierte Ex-Mann seiner Lebensgefährtin Luise und Vater ihrer Kinder hat die Familie entführt, um sich an Emmerich zu rächen. Koch täuscht außerdem einen sozialistischen Putsch gegen die konservative Regierung vor, um mit den dafür erbeuteten Waffen zum kriminellen Herrscher Wiens zu werden. In dieser verworrenen Situation kämpft Emmerich, selbst vom Krieg gezeichnet, voller Leidenschaft und beseelt im Glauben an Recht und Ordnung gegen kriminelles und soziales Unrecht. Alex Beer gelingt es auch in ihrem dritten Band, das gesellschaftlich und politisch so facettenreiche Wien des Jahres 1920 lebendig werden zu lassen. Dank ihrer im Nachwort mit Quellen belegten Recherche beschreibt sie Zeitgeschehen und Örtlichkeiten sehr treffend. Nur mindert dies gelegentlich die Spannung. Unglaubwürdig wird dann auch Assistent Winter, an den sein Chef solche Erläuterungen richtet. Mag Winter auch jung und in der Polizeiarbeit unerfahren sein, dürfte er sich doch als Spross aus gebildetem Adelshaus in Geschichte und Gegenwart Wiens auskennen. Schließlich ist es doch Winter, der dank eigener Bildung seinem Chef den fehlenden Ermittlungsansatz liefert. So zeigt dieser dritte Band im Vergleich zu den zwei ersten leichte Schwächen, auch manche Länge. Fast scheint es, als wolle Beer dieses Manko mit der Aufnahme gleich mehrerer Handlungsstränge ausgleichen, fehlende Spannung also durch zusätzliche Aktion ersetzen. Doch die Abschnitte um Luises Entführung hätte sie sich besser sparen sollen, zumal der dramatische Schluss doch allzu überzogen wirkt. Trotz genannter Schwächen bietet „Der dunkle Bote“ insgesamt – auch für Leser ohne genaue Ortskenntnis Wiens – doch wieder ein interessantes, spannendes Lesevergnügen und setzt mit Wiener Schmäh und manchem humorvollen Einschub die Krimireihe reizvoll fort. Auf den für Mai 2020 angekündigten vierten Band um Kriminalinspektor August Emmerich darf man gespannt sein.

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