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Rezension zu
Die Kosmetikerin

Kolumbienkrimi jenseits der Kartelle

Von: Eva Krafczyk
13.11.2019

Kosmetik statt Kartelle, ein Blick in die Welt der privilegierten Senoras und die durch Hautfarbe manifestierte soziale Trennung statt bleigeladene Spannung aus den Bergen der Drogenbaron - Mit "die Kosmetikerin" hat Melba Escobar einen kolumbianischen Krimi geschrieben, in dem zwar Kokain und die Verflechtungvon Politik und Drogengeschäften angeschnitten werden. Doch weitaus mehr geht es um die nicht minder komplizierten gesellschaftlichen Regeln, die klaren Trennungen zwischen dem Oben und dem Unten der Gesellschaft, um Alltagsrassismus und eine Macho-Gesellschaft, in der Frauen gefälligst schön und verfügbar zu sein haben. Karen, die aus der Küstenprovinz in die Hauptstadt gekommen ist und als Kosmetikerin in einem angesagten Schönheitssalon nahe dran an den Privilegierten ist, träumt von einem besseren Leben. Anfangs hofft sie noch, ihren kleinen Sohn möglichst bald zu sich in die Stadt holen zu können, ihm eine gute Schulbildung bieten zu können. Traumatische Erfahrungen und ein Nebenjob als Prostituierte werfen sie jedoch auf ein anderes Gleis. Die Psychologin Claire und Lucia, Autorin von Büchern über Lebenshilfe, sind Kundinnen von Karen und fasziniert von der jungen Frau und ihrer Ausstrahlung. Um so mehr, als Karen unbeabsichtigt in einen Kriminalfall verwickelt wird: Ein junges Mädchen, dass sie von Karen für ein Rendesvous schön machen lässt, wird tot aufgefunden. Karen glaubt nicht an die Hypothese eines Unfalls, eines Selbstmords womöglich. Und auch die verzweifelten Eltern des toten Mädchens lassen nichts unversucht, um herauszufinden, was in den letzten Stunden des Lebens ihrer Tochter geschah. Sie ahnen nicht, dass einflussreiche Kräfte versuchen, die Wahrheit zu verschleiern. Auf den ersten Blick wirkt "Die Kosmetikerin" wie ein Kriminalroman, doch zugleich seziert Escobar eine Gesellschaft, die von Korruption, Rassismus und Diskriminierung geprägt ist. Wer manipuliert wen? Wechselnde Erzählperspektiven sorgen hier für teils überraschende Wendungen. Soziale Schranken und Barrieren erweisen sich letztlich als unüberwindlich. Düster und ohne heile Welt-Versprechungen zeichnet Escobbar ein faszinierendes Gesellschaftsporträt einer Welt, die gleichermaßen von Privilegien und Mauern geprägt ist.

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