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Rezension zu
Love to share – Liebe ist die halbe Miete

Spannend, unterhaltsam und mit Tiefgang

Von: Susanne Edelmann
20.11.2019

Vor der lit.Love 2019 hatte ich mich anhand einiger Leseproben auf die teilnehmenden AutorInnen vorbereitet (soweit ich sie und ihre Bücher nicht eh schon kannte). Dabei ist mir Beth O’Learys Roman „Love to share“ aufgefallen und spätestens, nachdem ich sie dann auf der lit.Love kennenlernte, war klar: Dieses Buch muss ich unbedingt lesen – nicht nur, weil es in London spielt, wo ich kürzlich einen traumhaften Urlaub verbringen durfte. In London sind die Wohnungsnot und die exorbitanten Mietpreise noch schlimmer als bei uns in München. Deshalb erscheint es nur folgerichtig, dass Leon, der dringend Geld braucht, nicht nur für seine Wohnung einen Mitbewohner sucht, sondern auch noch anbietet, das Bett zu teilen – nein, natürlich nicht gleichzeitig: Leon arbeitet in der Nachtschicht einer Palliativstation und schläft tagsüber. Nachts hingegen könnte jemand, der einen normalen 9-to-5-Job hat, im Bett schlafen, so seine Idee. Für Tiffy kommt dieses Angebot genau richtig: Frisch getrennt von ihrem Freund und obendrein pleite, braucht sie dringend eine neue Wohnung, die nicht zu viel kosten darf. Dass Leon eine feste Freundin hat, über die auch die Abwicklung der Formalitäten läuft, scheint ihr vertrauenswürdig zu sein, auch wenn sie natürlich schon gerne wissen würde, wer ihr Vermieter denn eigentlich ist. Mit der Zeit gewöhnen sich Tiffy und Leon an dieses Arrangement und beginnen, sich kleine Nachrichten auf Post-its zu schreiben. Das beginnt mit Alltagsdingen wie „Hab noch Essen übrig, bedien Dich ruhig“, doch bald bekommt der Austausch von Post-its eine ganz andere, persönlichere Dimension und wird für beide zunehmend wichtiger. So erfährt Tiffy auch, wofür Leon so dringend Geld braucht: Sein jüngerer Bruder sitzt unschuldig im Gefängnis und Leon muss den Anwalt für das Berufungsverfahren bezahlen. Leon wiederum erfährt, dass Tiffy noch immer unter der Trennung von Justin leidet, wobei ihr mit der Zeit klar wird, wie sehr Justin sie manipuliert und ihren eigenen Willen untergraben hat, ohne dass sie es selbst so richtig merkte. Nur langsam gelingt es Tiffy, sich innerlich von Justin zu lösen – doch immer, wenn sie wieder ein Stück ihres Weges geschafft hat, steht Justin plötzlich vor ihr und stürzt sie in ein komplettes Gefühlschaos, weshalb sie schließlich psychologische Hilfe in Anspruch nimmt. Inzwischen fühlen sich Leon und Tiffy immer mehr zueinander hingezogen, die Neugier auf ein richtiges Kennenlernen wächst, doch dann verläuft das Aufeinandertreffen ganz anders als erwartet. Und bevor die beiden sich endlich so richtig nahe kommen können, steht plötzlich Justin vor der Tür – woher weiß er, wo Tiffy nun wohnt? Mich hat dieser Roman von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Ich mochte den Schreibstil der Autorin, der voller Wortwitz und Herzenswärme steckt. Die Kapitel sind abwechselnd aus Leons und aus Tiffys Perspektive geschrieben und das merkt man auch: Während Tiffy quirlig, aufgeweckt, sprudelnd und kreativ ist, ist Leon eher ruhig, um nicht zu sagen wortkarg, sehr überlegt und verhalten. Das spiegelt sich auch im Schreibstil wieder, was mir sehr gut gefallen hat. Durch den Austausch der Post-its hat mich der Roman streckenweise an „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer erinnert, allerdings nur oberflächlich, denn die Post-its nehmen hier längst nicht so viel Raum ein wie die E-Mails in Glattauers Roman. Und die wirklich ernsten Probleme der beiden Protagonisten – hier die Justizungerechtigkeit, dort der manipulative Ex-Freund – gaben der Geschichte deutlich mehr Tiefgang, als der Buchtitel zunächst vermuten ließe. Jedenfalls habe ich den Roman in einem Wochenende gelesen, ich konnte ihn gar nicht mehr weglegen. Wie die Autorin auf der lit.Love erzählte, hat sie selbst, genau wie ihre Protagonistin Tiffy, in der Verlagsbranche gearbeitet. Den ersten Entwurf zum Roman hat sie übrigens auf ihren täglichen Bahnfahren von ihrem Zuhause zur Arbeit geschrieben: Eine Stunde Bahnfahrt mit dem Laptop auf den Knien – das machte eine ausgeklügelte Technik nötig, sich am Bahnsteig genau dort zu positionieren, wo sich die Zugtüren öffnen, so dass sie auch sicher einen Sitzplatz ergattern konnte. Und die Mitreisenden, die ihr beim Schreiben über die Schulter schauen konnten, haben von dem Roman notgedrungen viel eher erfahren als ihre Kollegen und Freunde. Mittlerweile hat sich das geändert: „Love to share“ wurde in mehr als 35 Länder verkauft und Beth O’Leary hat ihren Verlagsjob an den Nagel gehängt, um sich dem Schreiben in Vollzeit widmen zu können. Ihr nächster Roman „Time to love“ soll im Juni 2020 erscheinen.

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