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Rezension zu
Wenn das Leben dir eine Schildkröte schenkt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Familiengeschichte - Ein Schildkrötenleben

Von: Reenchenz
22.11.2019

Das Wort „Schildkröte“ in einem Romantitel ist für mich das, was die Glocke für den Pawlowschen Hund war. Wenn ich es auf einem Buch entdecke, muss ich einfach zugreifen. Is’n Reflex. Dabei habe ich eigentlich gar kein besonderes Faible für die gepanzerten Echsen. Es ist vielmehr die Neugierde darauf, wie man ein so possierliches und gemütliches Tierchen in eine spannende Romanhandlung einwebt. Doch zunächst besticht das vorliegende Büchlein von Heike Duken durch eine wunderschöne Optik mit einer niedlichen Covergestaltung, die mich als Leserin allerdings etwas in die Irre führte. Die Geschichte beginnt mit einem großen Schock für jeden Turtle-Fan. Die Schildkröte Charly hat während des Winterschlafes im Kühlschrank sein Leben ausgehaucht und Großmutter Frieda lädt die Familie zur feierlichen Beisetzung in den Garten der alten Villa ein. 40 Jahre lang war Charly Teil der Patchworkfamilie und vor 40 Jahren beginnt auch die Geschichte des Buches. Heinrich, der Großvater, bringt sie als Geschenk für die Kinder, aber auch ein Geheimnis mit. Das Buch erzählt die Lebenswege von Heinrich und Frieda, ihren Kindern und Enkelkindern bis hin zum Tag im Garten, an dem die Schildkröte zu Grabe getragen wird. Ich war sehr überrascht von dem Buch. Der Erzählstil und die Sprache sind schnörkel- und schonungslos. So hart, wie die Dinge sind, die den Protagonisten des Buches passieren, werden sie von der Autorin auch geschildert. Dies hätte ich bei dem harmlosen Cover und dem spielerischen Titel nicht erwartet. Der Aufbau der Geschichte ist ziemlich wirr. So wird nicht nur auf der Zeitachse wild hin und her gesprungen, sondern auch die Perspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel, mal als Ich-Erzähler, mal aus der 3. Person. Jedes Mal steht hierbei ein anderes Familienmitglied im Mittelpunkt der Erzählung. Aus einem so harmlos scheinenden Büchlein wird dadurch ein wirklich anspruchsvolles Stück Literatur, das meine Geduld als Leserin herausgefordert hat. Die Charakterisierungen, vor allem der Ich-Erzähler, waren für mich dabei besonders spannend und unterhaltend. Insbesondere die Schilderungen von Enkel Max haben mich begeistert und das ein oder andere Schmunzeln in mein Gesicht gezaubert. „Mütter dürfen einfach nicht klug sein, weil sie sonst ihre Kinder sofort ins Heim bringen würden. Also mich auf jeden Fall.“ Ein schlauer Gedanke für einen vorpubertären Teenager. Und ein nachvollziehbarer dazu. Am Ende hat mich diese etwas wirre, aber durchaus realistische Familiengeschichte gut unterhalten. Ein bisschen mehr „Schildkröte“ hätte es aber schon sein können. Obwohl ich kein Turtle-Fan bin.

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