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Rezension zu
Das Bekenntnis

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Familiensaga statt Thriller

Von: NRW Alternativ
12.12.2019

Der gelernte Rechtsanwalt John Grisham ist seit Jahrzehnten eine feste Größe im Thrillergenre. Begeisterte „Das Original“ mit einer unkonventionellen Kriminalerzählung in ruhigerer Erzählweise, geht es im neuen Buch vom Altmeister jedoch um etwas ganz anderes. Auch darum eignet sich „Das Bekenntnis“ wunderbar als Schmöker an langen Winterabenden. Man merkt es ihm an: Grisham reicht der simple Gerichtsthrill nicht mehr, mit dem er einst Welterfolge wie „Die Jury“ oder „Die Liste“ feierte. „Das Bekenntnis“ ist sein bisher wohl komplexestes Werk, auch, wenn es wie alle seine Bücher, einfach geschrieben und strukturiert ist. Es geht dem Autor um Amerikas Südstaaten nach dem 2. Weltkrieg. Grisham macht die komplizierte Gemengelage dort zu jener Zeit an einem simplen Kriminalfall fest: Im Jahr 1946 kehrt der angesehene Großgrundbesitzer Pete Banning als Kriegsveteran aus dem Pazifik-Krieg zurück. Nur wenige Monate später erschießt er scheinbar ohne jeden Grund den Gemeindepfarrer, zu dem er keine besonders enge Verbindung hatte. Die Frage des Buches lautet an der Stelle: Was ist geschehen?, doch Banning schweigt beharrlich, und so nimmt der Justizapparat seine Arbeit auf. Die Lesenden erfahren in allen Einzelheiten, was mit dem Mörder und seiner Familie geschieht. Bereits an dieser Stelle wird das Motiv mehrfach angedeutet, doch die Angehörigen stehen vor einem Rätsel, das sie jahrelang nicht zu lösen vermögen. Während sie versuchen, mit den Folgen der Tat zurecht zu kommen, klagt die Witwe auf Schadensersatz – und mit einem Mal steht der gesamte Besitz der Familie Banning auf dem Spiel. Da erlaubt sich der Autor einen Zeitsprung und beleuchtet Bannings Leben von den Anfängen bis zu seinem Tod. Die Frage des Buches wandelt sich in diesem Abschnitt vom „Was“ zu einem „Warum“, ohne das „Was“ geklärt zu haben. Das ermüdet bisweilen, ist manchmal aber auch überraschend unterhaltsam. Ein besonders langer und spannender Abschnitt beschäftigt sich mit Bannings Erfahrungen als Soldat. Grisham lässt ihn unter anderem den Todesmarsch von Bataan mitmachen; ein hierzulande wenig beachtetes Kriegsverbrechen der Japaner im Pazifikkrieg. Der dritte und letzte Teil schildert dann wieder das Gerichtsdrama rund um den Großgrundbesitz. Diesmal spielen Bannings Kinder Liza und Joel die Hauptrolle, die um ihren Besitz kämpfen müssen und noch immer nicht wissen, was ihren Vater zu dem Mord getrieben hat. Erst ganz am Schluss erfahren sie die dramatische Wahrheit, die alle Lesenden zu dem Zeitpunkt schon mehr oder weniger kennen werden, denn die Handlungsstränge überlappen sich immer wieder und die Hinweise auf den Tathergang sind mehr als deutlich. Darum taugt „Das Bekenntnis“ nicht als Kriminalroman – zu ausführlich sind die Schilderungen der Nebenschauplätze, persönlichen Befindlichkeiten sowie Rassen- und Klassenunterschiede, zu simpel der Kriminalfall. Wer aber eine Familiensaga lesen möchte, die gesellschaftliche und historische Kontexte gekonnt mit Einzelschicksalen verwebt, der darf mit „Das Bekenntnis“ ausführlich in eine längst vergangene Zeit eintauchen und miterleben, wie eine weiße Familie an den Grenzen der damaligen amerikanischen Gesellschaft zu Grunde geht. Das Hörbuch wird von Charles Brauer gesprochen, dessen altväterliche Stimme gut zum Stil des Buches passt.

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