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Rezension zu
Die fabelhafte Welt der Ameisen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bauern, Räuber und Vampire

Von: Edith N.
17.12.2019

Dass man vor der Realisierung eines Bauvorhabens schon mal Hamster, Echsen oder Käfer umsiedeln muss, hört und liest man ja öfter. Dass auch bestimmte Ameisenarten zu den geschützten Tieren gehören, denen man eine neue Bleibe besorgt, wenn der Mensch sich ihren bisherigen Lebensraum aneignet, war mir neu. Ich hatte mir auch nie Gedanken darüber gemacht, wer solche Umsiedlungen überhaupt vornimmt, was das für eine Knochenarbeit ist und wie man zu so einen Job kommt. Die Diplom-Biologin Christina Grätz erzählt uns in ihrem Buch mit einer solchen Begeisterung von dieser Tätigkeit, und Manuela Kupfer, gleichfalls Diplom-Biologin, bringt uns das Alltagsleben und die faszinierenden Fähigkeiten der kleinen Krabblerinnen so nahe, dass man quasi aus dem Stand zum Ameisen-Fan wird. :-) Niemand hat Christina Grätz an der Wiege gesungen, dass sie mal (unter anderem)mit dem Umsiedeln von Ameisen ihre Brötchen verdienen würde. Ihr Fachgebiet als Biologin ist die Botanik. Sie hat in einem Ingenieurbüro gearbeitet und dort die Bauvorhaben naturwissenschaftlich begleitet. Als auf einem Baugrundstück plötzlich 20 Ameisennester umgesiedelt werden müssen, tritt Ameisenheger Bernhard Helbig auf den Plan. Er erklärt sich bereit, die Aufgabe zu übernehmen, doch weil er das umfangreiche Projekt nicht alleine stemmen kann, muss ihm jemand helfen. Christina Grätz hat Mitgefühl mit den Ameisen, die jetzt ihre Heimat verlieren sollen – und den Job an der Backe. Und wie rettet man nun Ameisen? Indem man die Nester ausfindig macht, sie vorsichtig abträgt, die Nestinhalte in große Papiersäcke füllt, diese penibel beschriftet, zum Auto trägt und am Zielort alles wieder so aufbaut, wie man es ursprünglich vorgefunden hat. Da kommt oft schweres Gerät zum Einsatz und man bewegt eine enorme Menge an Material. Auf den Fotos im Buch sieht man die Ameisenretter bis zur Hüfte in einer ausgehobenen Grube stehen. Also alles kein Spaß! Bei diesen Rettungsaktionen gibt es so manche Überraschung: Nester, die so spät entdeckt werden, dass eine Notfallrettung bei denkbar ungünstiger Witterung vorgenommen werden muss oder Nester, die deutlich größer sind als es zunächst den Anschein hatte. Wie bei Eisbergen liegt auch bei Ameisennestern der größte Teil unter der Oberfläche. Und plötzlich hat man einen enormen Arbeitsaufwand, mit dem kein Mensch gerechnet hat und möglicherweise viel zu wenig Personal. Dass Baumstümpfe in Ameisennester eingearbeitet werden, ist normal. Aber was hat es zu bedeuten, wenn man im Fundament eines Nestes Bierflaschen findet? Eine Ameisenparty? Nicht immer gelingen die Umsiedlungen so, wie Christina und ihre Kolleg*innen sich das vorstellen. Mal gefällt den Tieren der neue Standort nicht und sie ziehen wieder um, mal kommt das Rettungsteam zu spät. Sehr berührend ist die Geschichte von den 11 Nestern, die einer Überschwemmung zum Opfer fallen. Doch das zwölfte Nest, das an einem etwas höheren Standort liegt, bietet eine handfeste Überraschung ... Die optisch abgesetzten Info-Texte, die sich mit den lebhaften Schilderungen der Ameisenretterin abwechseln, sind sehr wissenschaftlich aber dennoch außerordentlich interessant. Ich vermute, dass diese Sachtexte von der zweiten Autorin, Manuela Kupfer, stammen. Egal, was die Tierchen so machen, es klingt außergewöhnlich und spannend. Wer hätte gedacht, dass es unter ihnen Bauern, Räuber und Vampire gibt? (Bäuerinnen, Räuberinnen und Vampirinnen, um genau zu sein. Es sind ja, bis auf die Zeit des Hochzeitsflugs, reine Frauenvölker.) Da ist es kein Wunder, dass es in dem Buch Kapitelüberschriften gibt wie „Olympiaverdächtig“ und „Partywissen“. Und dass Menschen sich bis zur Erschöpfung dafür engagieren, diese Tiere zu retten, kann man nun auch nachvollziehen.

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