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Rezension zu
Wagnis und Verzicht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Kooperation und Verzicht sind für das Überleben der Menschheit zwingend notwendig

Von: Michael Pindl aus Bonstetten
05.01.2020

Im April 2018 trafen sich der Dalai Lama, das geistige Oberhaupt der Tibeter, und Michael von Brück, Religionswissenschaftler, Yoga- und Zenlehrer, in Dharamsala, um im Gespräch auf drängende Fragen der Zeit zu antworten. Aus ihrem jeweils unterschiedlichen Erfahrungsschatz heraus skizzieren sie Lösungsmöglichkeiten für eine gelingende persönliche Lebensführung und für ein gelingendes Zusammenwirken in Politik, Wissenschaft, Ökologie und Ökonomie. In den zum Teil sehr persönlichen Gesprächen blicken die Gesprächspartner zurück und sie weisen nach vorn. In der Rückschau erinnern sie sich an Menschen, die sie geprägt haben, beispielsweise an Mahatma Gandhi und an Carl Friedrich von Weizsäcker. Im Hinblick auf drängende Fragen unserer Zeit hebt der Dalai Lama immer wieder die Bedeutung von Erziehung und Bildung hervor. Bildung dürfe sich nicht nur auf die Vermittlung von Faktenwissen beziehen, sie müsse unbedingt auch die Entwicklung innerer Werte mit einschließen. Alle Instrumente des Wissens seien zu entwickeln: das Denken, das Fühlen, das Gedächtnis, die Willenskraft. Der Dalai Lama betont immer wieder, dass die menschliche Natur grundlegend von Mitgefühl geprägt sei. Für die Zukunft des menschlichen Zusammenlebens, für die Zukunft unserer Lebensgrundlagen komme es darauf an, dass Menschen bewusst Mitgefühl entwickeln und mitfühlend miteinander umgehen. Natürlich kommen die beiden Gesprächspartner auch auf die Rolle zu sprechen, die die Religionen im Hinblick auf das menschliche Zusammenleben und die Verständigung unter den verschiedenen Kulturen spielen können. Es ist interessant, dass beide betonen, dass wir eine von Vernunft geleitete Religiösität und nicht blinden Glauben brauchen. Michael von Brück skizziert insbesondere in dem von ihm am Ende des Buches geschriebenen Aufsatz „Globale Ethik im interkulturellen Kontext“ die Bedingungen dafür, wie sich Religionen transformieren können, um zu Frieden und gemeinsamem Handeln in der Einen Welt beizutragen. Kennzei-chen transformierter Religionen sind für ihn Vernunftbasierung und pluralistische Orientierung. Zentral für eine transformierte Relgiosität sei die Erkenntnis, dass wir Dinge immer nur aus einem bestimmten Blickwinkel wahrnehmen. Diese Erkenntnis widerstehe je-dem Fundamentalismus und Fanatismus. Sie mache bescheiden und offen für andere Standpunkte. Besonders schön an dem Buch ist es, diese Verbundenheit der Menschen, ja aller Lebewesen, welche die Gesprächspartner immer wieder propagieren, in den Gesprächen selbst zu spüren. Herrlich ist es, wie der Dalai Lama und Michael von Brück die buddhistische-christliche Wechselbeziehung exemplarisch vorführen. Michael von Brück interpretiert Verse aus dem Hauptwerk Shantidevas, der Dalai Lama die Verse 31 - 46 aus dem 25. Kapitel des Matthäus-Evangeliums. Die gemeinsame Quintessenz: Die heilende Hinwendung zu allen We-sen ist das zentrale Ziel sowohl im Buddhismus als auch im Christentum. Bewusstseinsschu-lung – und dies bedeutet näherhin: geistige Klarheit, emotionale Reife, spirituelle Einsicht - ist unerlässlich, um sich diesem Ziel anzunähern. Insofern bilden Bewusstseinsschulung und Altruismus selbst die wechselseitige Bezogenheit alles Seienden ab. Altruismus aber bedeutet, das Einssein der Menschen zu begreifen und das Wagnis einzugehen, Verzicht zu üben, was die Stabilisierung des eigenen Ego zuungunsten gemeinsamer Interessen angeht. In dem vorliegenden Buch machen der Dalai Lama und Michael von Brück deutlich, dass Kooperation und die Bereitschaft zu Verzicht für das Überleben der Menschheit zwingend notwendig sind. Leidenschaftlich engagieren sie sich für den Erhalt der Erde und eine Sichtweise, die Menschsein und In-der-Welt-Sein als verbundenes Sein versteht. Das Buch erscheint am Beginn der 20er Jahre des 21. Jahrhun-derts. Ihm und seinen Gedanken ist eine weite Verbreitung zu wünschen.

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