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Rezension zu
Die myrrhischen drei Könige

Eine Weihnachtsgeschichte der anderen Art

Von: Aleshanee, Weltenwanderer
12.01.2020

Der Klappentext hat mir hier eine etwas andere Handlung vermittelt, zumindest hatte ich mir diese Geschichte etwas anders vorgestellt. Wirklich spoilern kann er nicht, da ich denke, dass die Geschichte im Grundgerüst ja jedem einigermaßen bekannt ist, aber es entwickelt sich doch etwas anders, als ich erwartet hatte. Es sind zwar alle drei "Heiligen Könige" mit dabei, aber im Grunde geht es hauptsächlich um Balthasar. Er ist ein gewiefter Dieb und hat sich als "Geist von Antiochia" einen Namen gemacht. Und zwar derart, dass sogar König Herodes auf ihn aufmerksam wird und Jagd auf ihn macht. Zur gleichen Zeit geht ein seltsam hell strahlender Stern über Bethlehem, während Maria und Josef in einem Stall Unterschlupf finden. Es gibt viele Details aus der biblischen Geschichte, aber der Autor hat sich hier immens viel Spielraum für seine eigene "Interpretation" gelassen. Wie gesagt liegt das Hauptaugenmerk auf Balthasar, dessen Vergangenheit eine große Rolle spielt und ihn dahin gebracht hat, wo er ist: ein Dieb, der sich nicht um andere Menschen oder ihr Eigentum schert und dessen Leben von einem harten Schicksalsschlag geprägt ist. An harten Schlägen mangelt es hier übrigens auch nicht, denn passend zu dieser zeitlichen Epoche geht es teilweise sehr rabiat zu, wenn die römischen Krieger den Protagonisten in die Quere kommen. Da spritzt schonmal das Blut, Knochen brechen oder Gliedmaßen werden abgetrennt, davor sollte man sich nicht scheuen, spiegelt aber sehr gut das Gewaltpotenzial wieder. Auch von Herodes selbst, der wegen der Prophezeiung und der Angst vor dem Kommen des Messias sämtliche männliche Neugeborenen abschlachten lässt. Herodes Rolle wird hier sehr überzeugend und originell dargestellt, wie überhaupt der ganze Handlungsverlauf. Es liest sich sehr flüssig und auch wenn viele Details an die damaligen Begebenheiten angepasst sind, bleibt der Stil auch in den Dialogen eher in unserem Jargon. Das hat mich aber überhaupt nicht gestört und war dadurch auch recht gut zu lesen. Auch der Humor hat nicht gefehlt, der an passenden Stellen mit eingebracht wurde. Trotz des rauen Umgangs klingen in der Beleuchtung von Balthasars Leben viele persönliche Feinheiten durch, die Momente zum innehalten schaffen: das Hadern mit Verlusten, die Trauer über das Scheitern und die damit verbundenen Zweifel am Glauben. Auch wenn der Autor hier (sehr unkonventionell) die Geburt Jesu und ihre Folgen erzählt, wirkt das Thema Religion nicht aufdringlich und ich hatte nicht das Gefühl, überzeugt werden zu müssen. Er bleibt in dem Rahmen, eine Geschichte zu erzählen, aus der sich jeder Leser selbst rauspicken kann, wie er zu all dem steht. Das einzelne Schicksal, der eigene Wille, oder der große Plan ... ob von einem Gott, von uns selbst oder vom Zufall ist kaum zu erklären oder zu verstehen und welche Meinung jeder für sich findet, sollte jedem frei stehen. Jedenfalls hab ich diese Botschaft hier so aufgenommen und war wirklich begeistert, wie originell der Autor hier schreckliche Zustände der Gewalt mit den einzelnen Menschen verknüpft und eine einzigartige Sicht auf diese Ereignisse entwirft.

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