Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Unter Wölfen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Atmosphäre und Schrecken

Von: Laberladen Blog
14.01.2020

Darum geht's: Die Umsiedlung der Nürnberger Juden in den Osten steht bevor und der Antiquar Isaak Rubinstein hat kein gutes Gefühl dabei. Am liebsten würde er mit seiner Familie fliehen, doch er weiß nicht, wie und wohin. Seine Exfreundin Clara soll Beziehungen zum Widerstand haben. Als er sie um Hilfe bittet, stellt sie eine Bedingung, die er erst entsetzt ablehnt. Denn Isaak taugt seiner eigenen Meinung nach nicht zum Spion. So fand ich's: Überwiegend werden die Juden wie die Lämmer auf LKWs verladen und verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Isaak Rubinstein und seine Eltern, die Schwester, Nichte und Neffe haben auch schon ihren Bescheid erhalten, wo und wann sie sich mit einem kleinen Köfferchen bereitzuhalten haben. Isaak hält sich nicht für einen besonders wagemutigen Menschen, aber seine Exfreundin Clara trickst ihn in eine Situation, in der er sich mitten unter die Wölfe - die Nazis und sogar die Gestapo - begeben muss, um die Flucht seiner Familie zu ermöglichen. Es geht um Leben und Tod und so tut er sein Bestes, den von Berlin geschickten Mordermittler Adolf Weissmann zu mimen. Dass die Geschichte in Nürnberg spielt, war für mich ein zusätzliches Plus, denn ich kenne viele der Straßen und Gebäude, die dort erwähnt werden. Andererseits war es dadurch für mich auch besonders bedrückend. Die Vorstellung, wie die Juden beschimpft und eingeschränkt wurden in den Straßen und auf den Plätzen, die ich gut kenne. Das macht das Ganze besonders real. Alex Beer hat es zudem sowieso ausgezeichnet geschafft, die furchtbaren Lebensumstände der Juden im Jahr 1942 lebendig werden zu lassen. Die Parallelen zu manchen Menschen, deren Stolpersteine ich in Nürnberg geputzt habe, sind mir ins Auge gesprungen. Hier wird Geschichte lebendig und greifbar und das macht das Buch nicht gerade zu leichter Lektüre. In der Maske des Adolf Weissmann muss Isaak Rubinstein einen eigentlich unlösbaren Mordfall lösen. Das macht er sehr geschickt, denn er ist intelligent, gebildet und nicht auf den Mund gefallen. Außerdem nutzt er die Obrigkeitshörigkeit der Nazis und dass nicht in Frage gestellt wird, was ein Offizier sagt und anordnet, mehr ein einmal für sich. Trotzdem ist er ständig in Lebensgefahr und man spürt die Angst und Spannung durchgehend. Diese Atmosphäre und die spannende Handlung hat mich von Anfang an gepackt und nicht mehr losgelassen. Isaak Rubinstein ist ein besonnener Mann mit einem großen Herzen, der mit gleich sympathisch war. Dazu kommen einige interessante Nebenfiguren, die alle gut ausgearbeitet und überzeugend waren. Der Schreibstil hat mir gefallen. Das einzige, was ich zu bemeckern habe ist, dass es zwar eine Vielzahl von Komplikationen gab, die aber oft zu leicht gelöst wurden. Manches leuchtete mir ein, wie dass ein forsches Auftreten und eine Gestapo-Uniform jede Nachfrage im Keim erstickt. Anderes fand ich eher unwarscheinlich, z. B. dass Isaak mit einem kurzen Blick eine Unterschrift erfasst und sie dann, aus dem Gedächtnis ein paar Mal geübt, perfekt fälschen kann und Menschen vorlegt, die diese Unterschrift im Original regelmäßig zu Gesicht bekommen. In dieser Beziehung muss man als Leser beim Realitätscheck ein bisschen großzügig sein und die Geschichte einfach so hinnehmen, wie sie erzählt wurde. Insgesamt hat mich dieser historische Krimi überzeugt und ich habe mich umgesehen nach Informationen, ob daraus eine Reihe wird oder nicht. Es wäre durchaus möglich, denn der Titel-Zusatz "Isaak Rubinstein ermittelt" deutet schon darauf hin, dass er das nicht nur einmal tun könnte. Ich würde mich sehr freuen, wenn dies der Start in eine neue Reihe wäre und ich wäre bei den Folgebänden auf jeden Fall ebenfalls dabei!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.