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Rezension zu
Adrian hat gar kein Pferd

„Adrian hat gar kein Pferd“ …oder doch?

Von: SimoneD
15.01.2020

„Adrian Simmer erzählt jedem, der ihm zuhört, dass er ein Pferd hat. Manche Kinder glauben ihm. Ich aber nicht.“ Adrians Mitschülerin Zoe beobachtet den Jungen mit den roten Haaren ganz genau und erzählt uns, was sie sieht. Erzählt vom kleinen Haus, in dem Adrian mit seinem Opa wohnt. Von den Löchern in seinen Schuhen. Von seinem unordentlichen Schulpult. Sie versteht nicht, warum es niemandem etwas ausmacht, dass dieser Junge lügt. Bis ihre Mama beim gemeinsamen Gassigehen mit dem Familienhund einen anderen Weg einschlägt als sonst. Sie in einer Gegend landen, in der die Häuser wirken „als ob sie jeden Moment zusammenbrechen würden.“ Und plötzlich sind sie da. Bei Adrian. Nirgends ein Pferd…oder doch? Mitten im Trubel der Frankfurter Buchmesse fiel mir „Adrian hat gar kein Pferd“ in die Hände. Hüllte mich in seine warmen Farben. Verzauberte mich geradezu. Corinna Luykens Illustration nahm mich vollkommen ein. Diese Kinder, die sich mit verschränkten Armen gegenüberstehen. Der eine, seine geballte Vorstellungskraft im Rücken. Die andere kalt, wertend. Und doch beide auf Augenhöhe. Ganz still wurde es um mich herum, während ich in diesem wundervollen Buch blätterte. Wie treffend mein erster Eindruck war, realisierte ich schnell. Dieses berührende Bilderbuch zeigt ganz unaufgeregt, dass oft mehr hinter einer Lüge steckt, als man auf den ersten Blick sieht. Dass man Mitgefühl und Verständnis manchmal den Vortritt vor Wahrheit und Aufklärung geben sollte. Dass nicht immer alles in Richtig und Falsch, Schwarz oder Weiß sortiert werden kann. Je mehr sich Zoe auf Adrian einlässt, desto mehr Farben sieht sie. Bis auch sie sein Pferd sieht. Und erkennt, welch weiten, bunten Blick die Fantasie gewehrt. Auch wenn ich eine Verfechterin von Ehrlichkeit und Aufklärung bin, immer meine Probleme mit dem Kinderbuchklassiker „Frederick“ hatte (nein, Gedichte und Erzählungen schützen nicht vor dem Hungertot und man kann auch sehr sinnliche Erfahrungen sammeln, wenn man Nüsse aufhebt oder durchs Korn streift!) – „Adrian hat gar kein Pferd“ weckt nur warme Gefühle in mir. Zwar kann ich Zoe in ihrem tugendhaften Eifer im Kampf um die Ehrlichkeit extrem gut verstehen. Gerade als sie kleinere Kinder aufklärt, bin ich im Grunde bei ihr. Denn ja, es stecken nicht immer friedlich-bunte, harmlose Fantasiegestalten dahinter, wenn Große versuchen Kleinere durch Lügen zu beeindrucken. Aber die Botschaft für mehr Verständnis, für Empathie, Mitgefühl und Offenheit schlägt mein Misstrauen hier bei Weitem. „Adrian hat gar kein Pferd“ ist ein Plädoyer für die atemberaubende Vorstellungskraft des Menschen und dafür, dass manchmal etwas wahr ist, auch wenn es nicht real ist. Dieses wundervolle Bilderbuch lehrt, wie wichtig es ist, aufeinander zuzugehen. Wie gut es tut, sich in andere hineinzuversetzen und zu versuchen, durch ihre Augen zu schauen.

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