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Rezension zu
Die Kraft des Selbstmitgefühls

Ein Buch, das so viel mehr ist, als es den Anschein hat

Von: Koreander.net
20.01.2020

Wie oft fällt man auf das Marketing eines Verlages rein, das aus einem mäßigen Buch durch Titel, Cover und Beschreibung ein must-read macht? Und im Bereich Achtsamkeit wird mit Büchern gerade sehr viel Geld verdient. Getreu dem Motto: es ist zwar schon alles geschrieben worden, aber noch nicht von jedem. Und dann gibt es da Lienhard Valentins „Die Kraft des Selbstmitgefühls“, ein recht unscheinbares kleines Büchlein, das zwar hübsch anzusehen ist, aber ansonsten den Eindruck erweckt, das 147. Buch zum Thema Selbstmitgefühl zu sein. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis verrät, ja, es geht wieder um Metta Meditation und den wohl vielen von Michaela Huber oder Anna Trökes bekannten inneren Garten. Doch weit gefehlt. Hier wird Understatement betrieben. Bescheidenheit ist natürlich eine äußerst sympathische Eigenschaft, aber hier ist sie tatsächlich mal nicht angebracht. Denn Lienhard Valentins Buch ist so viel mehr. Eine echte Pflichtlektüre. Es ist nicht nur eine äußerst bibliophile Ausgabe, es ist vor allem ein Buch der Selbsterkenntnis und des Selbstverständnisses. Die Praxis des Kultivierens von Selbstmitgefühl ist dabei eher begleitend oder sogar Ergebnis des Selbst- und Menschenbildes, das Valentin mit leicht verständlichen Worten zu vermitteln weiß. Hier finden sich die Erkenntnisse und Lehren des Buddhismus, der humanistischen Psychologie, Anthropologie und Neurowissenschaften ohne jemals in Fachsprache zu verfallen oder Kenntnisse vorauszusetzen. Alles kurz, knapp, einfach und verständlich aufbereitet. Warum fühle ich, wie ich fühle? Wie hängt das zusammen mit der Biologie und Neurologie des Menschen, wie mit den gesellschaftlichen Bedingungen. Und wie kann ich die Teile fördern, die durch unsere Kultur und Produktionsweise verkümmern oder sogar unterdrückt werden. Auch wenn ich den Begriff des „wahren Selbst“ wenig mag, weil er suggeriert, dass es einen Kern gibt, der unabhängig von anderen Menschen ist, so wird bei Valentin doch deutlich worum es geht. Was bei Erich Fromm die Überwindung der Entfremdung ist, ist hier das Erkennen des wahren Selbst. Ziel ist bei beiden die Verbindung mit den eigenen Gefühlen wieder herzustellen. Und zwar wohlwollend. Etwa so, wie es Erich Fromm in „Die Kunst des Liebens“ beschreibt. Und hier wird auch die Reichweite von Valentins Buch spürbar. Was die humanistische Psychologie erforscht hat und theoretisch erklärt, wird hier zu einer Praxisanleitung der Umsetzung. Hier ist die Theorie nicht zum wissenschaftlichen Fortschritt gedacht, sondern als Rahmenwerk zur persönlichen Reifung, zur Entwicklung von Selbstmitgefühl, Selbsterkenntnis und letztlich einem besseren Leben für sich und für andere. „Die Kraft des Selbstmitgefühls“ ist ein Destillat. Wissenschaft, Buddhismus, Achtsamkeit (MBSR) und Berufs- wie Lebenserfahrung von Lienhard Valentin fließen zusammen und bilden auf 176 Seiten ein Konzentrat, eine Einführung in die Praxis des Selbstmitgefühls. Das Buch hat das Potenzial Leben zu verändern. Natürlich nicht allein durch die Lektüre. Aber wer hier seinen eigenen Gefühlen wieder näher kommt, wer sich wiederentdeckt, wer beginnt zu verstehen, wie Gefühle arbeiten und warum es deshalb so notwendig ist, sich sich selbst zu widmen, der kann durch Lienhard Valentins Buch den ersten Anstoß bekommen. Mehr kann man von einem Buch nicht erwarten. Ein Buch, in das man immer und immer wieder reinlesen kann (und muss).

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