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Rezension zu
Im Zeichen der Mohnblume - Die Schamanin

Kleine und große Grausamkeiten

Von: Nico aus dem Buchwinkel
28.01.2020

Fantasy, geschrieben von einer Autorin, spielend in einer an das feudale China angelehnten Welt und mit einem Mädchen als Hauptfigur. Wenn das nicht mal etwas erfrischend Neues ist! Rebecca F. Kuangs Debütroman, bereits 2018 im englischsprachigen Raum erschienen, wurde nun unter dem Titel „Im Zeichen der Mohnblume“ ins Deutsche übersetzt und ich muss ehrlich fragen: Warum hat das so lange gedauert? Schließlich war „The Poppy War“ überaus erfolgreich, hat Preise abgeräumt und war für den Nebula und den Locus Award nominiert. Ein Land im Krieg Nikan, das Kaiserreich, in dem diese Geschichte spielt, schlittert in einen grausamen Krieg mit dem Nachbarland. Rin, die Hauptfigur, muss als junges Mädchen für ihre Zieheltern im Drogenhandel unter sklavereiähnlichen Zuständen arbeiten. Den Ausweg aus diesem Leben findet Rin durch die Aufnahme in die beste Militärakademie des Landes. Doch auch dort wird nicht alles gut, denn Rin wird aufgrund ihrer Herkunft verspottet und ausgegrenzt. Im kauzigen Jiang findet Rin einen Mentor und erkämpft sich langsam so etwas wie Respekt in dieser für sie fremden Umgebung. Lange vor Ende ihrer Ausbildung muss Rin allerdings in den Krieg ziehen und die Gräueltaten, die sie zu Gesicht bekommt, hinterlassen dunkle Schatten auf ihrer Seele. Kleine und große Grausamkeiten Die Beschreibung der Kriegsverbrechen in „Im Zeichen der Mohnblume“ gehört zu dem Brutalsten, was ich bisher gelesen habe, eine Szene verfolgte mich sogar bis in meine Träume. Es kommt zu Vergewaltigung, Folter und Genozid. In ihrer lesenswerten Rezension schreibt Elisa von reisenderbuecherwurm.com, dass die Handlung grob auf dem zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg basiert, unter anderem auf dem Massaker von Nanking. Das alles ist beim besten Willen nicht einfach zu lesen und frau* sollte sich vorher überlegen, ob sie das möchte. Gutes Debüt mit Schwächen Elisa äußert in ihrer Rezension viele Kritikpunkte, unter anderem stereotype Nebencharaktere und mangelnder emotionaler Umgang mit den Kriegsverbrechen. Ich teile diese Kritik, allerdings gibt es auch einiges, was den Roman für mich sehr lesenswert macht. Da wäre zum einen die Welt, die mit ihrem Politiksystem, ihren Ritualen und ihren Schauplätzen nicht nur erfrischend anders, sondern auch in sich sehr stimmig ist. Da ist auch die Magie, die schamanisch angehaucht ist und in der sich Magienutzer*innen ihre Kräfte von Göttern aus einer anderen Welt borgen müssen. Der Zugang zu diesen Kräften hat immer auch einen Preis und nur die, die ihn zu zahlen bereit sind, werden wirklich mächtig. Mir gefiel es, dass die Nutzung von Magie Konsequenzen hatte. Und da ist außerdem das Bauernmädchen Rin und deren Aufstieg von der kleinen Drogenkurierin hin zu etwas ungleich Mächtigerem. All die Gräueltaten, mit denen Rin konfrontiert wird, ändern ihren Blickwinkel auf die Welt und lassen diese Geschichte zu einer sehr düsteren werden. Eine düstere Geschichte also, die zwar Schwächen hat, die ich aber gerne weiterlese, schließlich kann ich mit dem klassischen Helden in strahlender Rüstung wenig anfangen. Der zweite Band liegt bereits auf Englisch auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Ich vergebe vier von fünf Sterne an „Im Zeichen der Mohnblume“ und werde Rin auf jeden Fall weiter begleiten auf ihrem schicksalhaften Weg.

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