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Rezension zu
Das Gedächtnis des Herzens

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Versuch, zu lieben.

Von: Libertine Literatur
28.01.2020

Ein zwölfjähriger Junge wächst allein bei seinem Onkel auf. Einmal im Jahr kommt sein Vater ihn für wenige Wochen besuchen. Mehr Zeit kann Ko Bo Bo nicht mit seiner Familie verbringen. Warum das so ist, weiß der Junge nicht. Er weiß nur, dass er seinen Vater gerne häufiger sehen würde und, dass er eine große Narbe im Gesicht hat. Warum seine Mutter ihn nie besucht und was mit ihr sein könnte, liest Bo Bo nur zwischen den Zeilen. Obwohl sein Onkel U Ba ihn sehr liebt, sehnt sich der Junge nach seiner Familie, an die er nur vage Erinnerungen hat. Jedes Wort und jede Erzählung über sie, lässt ihn sofort aufhorchen. Und während sowohl der Lesende als auch Bo Bo wissen, dass die Geschichte um seine Familie und seine Narbe keine einfache werden kann, fühlt es sich erleichternd an, als sein Onkel endlich die Geschichte von Bo Bos Mutter und Vater erzählt. Das Gedächtnis des Herzens wird von einer Stimmung getragen, die zugleich fremd, exotisch und doch ebenso vertraut und bewegend ist. Obwohl dieses Buch der dritte Teil einer Serie ist, lässt es sich problemlos eigenständig lesen. Ich habe diesen Roman geschenkt bekommen und hatte Band 1 und 2 der Burma-Serie zuvor nicht gelesen. Trotzdem hatte ich keine Schwierigkeiten, den Roman verstehen und genießen zu können. Natürlich werden Lesende, die Band 1 und 2 gelesen haben, in manchen Szenen sicherlich mehr sehen können als andere Leser, aber ein Muss ist es keinesfalls. Da mir der dritte Band aber so gut gefallen hat, werde ich die ersten beiden bestimmt nachholen. Jan-Philipp Sendker gelingt es, uns in seinem Roman Das Gedächtnis des Herzens bereits nach wenigen Seiten zu Vertrauten des jungen Bo Bos und seiner Welt zu machen. Er ist eine jener Figuren, die man mögen muss, weil sie das Herz am rechten Fleck haben und mit sich und der eigenen Geschichte zu kämpfen hat. Er ist auf der Suche nach einem Ort, an den er hingehören darf und an dem er angenommen wird. Ein Ort, den sein Onkel ihm zwar zu geben versucht, der aber den Wunsch nach Vater und Mutter nie ganz ersetzen kann. Es ist auch diese Suche, die Ko Bo Bos Mutter in der Erzählung des Onkels anzutreiben scheint und Kinder mit Behinderungen in das Kloster führte, in dem Bo Bos Vater einst lebte. Ein Ort und ein Mensch, bei dem sie sich angenommen, geschätzt und sicher fühlen durften, bis die Ereignisse in Burma über ihnen hereinbrachen. Mit Gefühl und doch ohne Kitsch erzählt Sendker die Geschichte eines Jungen, der sich seine Familie wünscht, und zugleich die Geschichte einer Familie, die im Schatten der eigenen Vergangenheit erst zu gedeihen lernen muss.

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