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Rezension zu
Teuflischer Walzer

"Teuflischer Walzer" von Frank Tallis

Von: Fraggle
05.02.2020

Fazit: Wenn auf einem Buchcover neben dem eigentlichen Titel zusätzlich „Ein Fall für Max Liebermann“ steht, dann ist davon auszugehen, dass es bereits weitere dieser Fälle gibt, mit denen sich der Leser hätte konfrontiert werden können, es sich also um eine Buchreihe handelt. Und auch im vorliegenden Fall ist das so, denn Frank Tallis schreibt bereits seit seit 2006, als mit „Die Liebermann-Papiere“ der erste Teil erschien, an dieser Reihe. Und manchmal ist es schwierig, als Leser mit Teil sieben in eine solche einzustiegen. Frank Tallis jedoch gelingt, das Kunsstück, dass man „Teuflischer Walzer“ auch ohne gänzliche Vorkenntnisse und als Einzelband lesen könnte. Und das ist nicht der einzige Punkt, der seinen Krimi zu einem lesenswerten Vertreter des Genres macht. Und das obwohl es auch einiges zu kritisieren gäbe. So könnte man negativ herausstellen, dass man über die Charaktere abseits ihres persönlichen oder familiären Umfelds nicht viel erfährt, Handlungsmotivationen, Denk- und Sichtweisen somit weitgehend im Dunklen bleiben. Hierzu muss man aber einerseits anführen, dass „Teuflischer Walzer“ eben schon Teil sieben einer Reihe ist und eine umfassende Charaktereinführung mutmaßlich – „mutmaßlich“ deswegen, weil ich bislang noch nichts von Frank Tallis gelesen habe – schon vorher stattgefunden hat und zum mittlerweile in der Reihe erreichten Zeitpunkt auch albern wäre. Dafür funktioneren die Charaktere untereinander sehr gut zusammen. Sowohl das Zusammenspiel zwischen Inspektor Reinhardt und seinem Assistenten Haussmann als auch das zwischen Reinhardt und seinem Freund und Kollegen Liebermann liest sich ausgesprochen unterhaltsam und punktet mit sehr unterschwelligem Humor. Unterschwellig nicht im Sinne von humorlos, sondern eher Sinne von feinsinnig. Auch die Nebencharaktere fallen im schlechtesten Fall nicht negativ auf und sind im besten Fall recht gut gelungen. Stilistisch kann man Tallis ebenfalls wenig Vorwürfe machen. Er teilt seinen Roman in vier Teile mit insgesamt ganzen 70 Kapiteln ein, die Kapitel als solche sind also relativ kurz, sorgen aber dafür, dass oftmals eine halbe oder gar eine ganze Seite frei bleibt, sich der Krimi in Summe also recht schnell lesen lässt. Positiv fallen hierbei insbesondere die Dialoge auf, die Tallis bzw. dessen Übersetzer Klaus Beer, dem dafür ein großes Lob gebührt, passend zum Jahr 1904, also auf eine gewisse Art zeitgemäß klingen zu lassen, ohne es diesbezüglich zu übertreiben bzw. anachronistisch zu wirken. Hierbei muss allerdings bemerkt werden – dafür können allerdings weder Frank Tallis noch Klaus Beer etwas -, dass sich neben einer Handvoll Rechtschreibfehler wie „auf den Schoss gegossen“ auch oftmals eine eher merkwürdige Zeichensetzung bei den Dialogen bemerken lässt. So werden die Abführungszeichen mehrmals erst mehrere Sätze, nachdem die eigentlich wörtliche Rede beendet ist, gesetzt. Das mag man überlesen und ich möchte dem auch nicht mehr Bedeutung beimessen, als es hat, nur ich persönlich – und ich bilde mir ein, dass es auch anderen Leserinnen und Lesern so geht – bin so konditioniert, dass ich, wenn mir ein solcher Fehler öfter auffällt, ich förmlich danach zu suchen beginne, was meistens zulasten der Aufmerksamkeit für den eigentlichen Inhalt des Gelesenen geht. Kurz: Man kann das also ignorieren, ich konnte es jedoch weniger, deswegen sei es hier erwähnt. Die Handlung verwirrte zumindest mich zu Beginn durch die Einführung einer Vielzahl von Personen und Schauplätzen, bei denen zum Teil erst vergleichsweise spät aufgeklärt wird, wie die alle zusammenhängen, dafür dann aber umso schlüssiger. Ein riesiger Spannungsbogen voller atemlosen Staunen mag „Teuflischer Walzer“ zwar fehlen, aber die Handlung ist, wenn man die Zusammenhänge mal begriffen hat, in sich logisch, lässt den Leser lange im Dunklen und wird spannend erzählt. Da gibt es also wenig zu meckern. Darüber hinaus fällt spätestens im Nachwort auf, wie gut recherchiert dieser Krimi ist. Selbst zu eigentlich nur beiläufig erwähnten Details, beispielsweise einer Rechenmaschine, stellt Tallis kurz die historischen Fakten vor, was für mich als geschichtlich interessiertem Menschen immer ein wahres Fest ist und in ausgiebigem Googeln endete. Da das für gewöhnlich in erster Linie historische Romane bei mir schaffen, kann man mit einem Krimi, der so etwas bewirkt, nicht viel falsch gemacht haben. Wer historische Krimis mag oder die Reihe sogar schon kennt, ist mit Tallis „Teuflischer Walzer“ auf der sicheren Seite.

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