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Rezension zu
Die Wälder

Die Wälder der Kindheit

Von: Sympathie-Dixer
17.02.2020

Als Kind kommt uns jeder Wald noch größer, undurchdringlicher, beängstigender vor, als er ist. Manchmal entdeckt man dann zu einem Zeitpunkt, wie Wälder auch beruhigend und angenehm sein können. Doch bei Melanie Raabe lässt es sich in den Wäldern nicht wohl leben. Bisweilen tragen wir die finsteren Wälder eben noch lange in uns. Ninas geordnetes Leben als Ärztin in einem Stadtkrankenhaus kommt durch die Nachricht vom Tod ihres besten Freundes Tim gehörig ins Wanken. Als Nina realisiert, dass Tim ihr einen Brief mit einem Auftrag hinterlassen hat, bricht alles über ihr herein. Der Weg von der sicheren Stadt zu Tims Beerdigung im Dorf ihrer Kindheit, das Nina nie wieder besuchen wollte, führt durch die Wälder, die sie noch mehr fürchtet. Er führt mitten hinein in das Trauma, das damals ihre Kindheit beendet hat, dem sie sich jetzt aber stellen muss, um Tims letzte Bitte zu erfüllen. Er zwingt sie zur Begegnung mit ihrer alten Clique, die damals zerfiel, als Gloria verschwand und Nina fortzog. Und sie muss sich dem Mann stellen, den sie am meisten fürchtet. Sie begegnet den Wölfen ihrer Kindheit. Der Thriller spielt gekonnt mit unseren Urängsten vor dem Unbekannten, der bedrohlichen Ausstrahlung finsterer Mächte und ungebändigter Natur. Entsprechend ist die Handlung an keinem konkreten Ort angesiedelt, sondern spielt emblematisch in „der Stadt“, „dem Dorf“ und „den Wäldern“ dazwischen. Die Zeit der Handlung lässt sich aufgrund spärlicher Hinweise auf das Jahr 2019, also unsere Gegenwart, eingrenzen. Der Erzähler begleitet und schildert vor allem die Erlebnisse und Gedankenwelt von Nina. Neben allen Ängsten und Grusel geht es letztlich auch um Fragen der Wahrnehmung, Erinnerung und Interpretation, nicht zuletzt auch um moralische Fragen wie Selbstjustiz. Auf einer zweiten Erzählebene werden stückchenweise die allem zugrundeliegenden Schlüsselereignisse aus dem Sommer 1999, als Gloria verschwand, eingeschoben. So ergibt sich auf der einen Seite erst allmählich ein genaueres Bild der Hintergründe. Gleichzeitig nimmt die Haupthandlung immer wieder überraschende Wendungen, die manches in ein anderes Licht tauchen, am Ende aber zu einer schlüssigen Auflösung finden. Allenfalls ein paar Unwahrscheinlichkeiten könnte man der Handlung negativ anlasten. Insgesamt war das für mich eine äußerst spannende Lektüre, die mich sehr schnell gepackt, zunächst in ein Auto und dann in die Wälder gezogen und kaum mehr losgelassen hat. Sie vereint ein wenig Kindheitserinnerungen, Ghostbusters-Grusel und eine spannende Aufklärungs- und Rachegeschichte. Wer die Wälder auf holzfreiem Papier nicht scheut, dem ist mit diesem Buch eine spannende Reise ins Ungewisse sicher!

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