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Rezension zu
Das Seelenleben der Tiere

faszinierend & lehrreich zugleich

Von: Yvonne
20.02.2020

Bereits mit »Das geheime Leben der Bäume« konnte mich der studierte Forstwirt Peter Wohlleben begeistern, sein zweites Buch »Das Seelenleben der Tiere« gewährte mir nun einen interessanten und auch beeindruckenden Einblick in das Gefühlsleben der Tiere. Trauernde Rehe; Raben, die feste Beziehungen eingehen; Elstern, die gern mal fremdgehen; Meisen, die flunkern; Mauersegler, die im Flug schlafen; trauernde und sich gegenseitig tröstende Mäuse oder weniger als einen Millimeter große Bärtierchen, die in Mooskissen leben und dort bei extremen Bedingung in einen todesähnlichen Zustand verfallen können – diese und andere faszinierende Fakten bringt Wohlleben dem Leser auf anschauliche und verständliche Weise nahe. Zusätzlich reichert er fundiertes Wissen mit persönlichen Anekdoten und Erfahrungswerten an und schafft damit eine wirklich spannende, unterhaltsame Leseerfahrung, die noch dazu äußerst lehrreich ist. Es ist sicher keine rein wissenschaftliche Abhandlung, der Autor hebt auch nicht den mahnenden Zeigefinger und belehrt, vielmehr versteht er sich als Botschafter, als Dolmetscher und Fürsprecher. Durch seine sympathische Art und seine verständliche Erzählweise bringt er dem Leser Fachwissen beinahe »spielerisch« näher, lehrt uns mit offenen Augen durch die Natur zu gehen und uns selbst nicht auf einen überhöhten Sockel zu stellen. »Gibt es wirklich nur den einen, den menschlichen Weg, um Gefühle intensiv und möglicherweise bewusst zu erleben?« Wohlleben wirft ethische und philosophische Fragen in den Raum, die zum Nachdenken und Reflektieren zwingen und deren Beantwortung nicht einfach, ja zum Teil wohl auch unmöglich ist. Ich glaube aber, dass es genau das ist, was er erreichen möchte: Uns (und unseren Platz in der Umwelt) sowie unser Verhalten gegenüber den Tieren zu hinterfragen und gegebenfalls neu zu bewerten. Er sieht sich nicht als Problemlöser, weist auch stellenweise darauf hin, dass es seine persönlichen Überzeugungen sind, die er wiedergibt. Und trotzdem – oder vielleicht sogar gerade deshalb – ist es für mich ein Buch, das Wissen hervorragend vermittelt. »Wenn alle Argumente ausgetauscht sind und es eigentlich klar ist, dass man Tieren viel mehr Fähigkeiten zugestehen muss, als es allgemein der Fall ist, dann wird häufig im letzten Moment noch die große Keule hervorgeholt: die Vermenschlichung. Wer Tiere mit Menschen vergleiche, verhalte sich unwissenschaftlich, träumerisch und vielleicht sogar esoterisch, lautet ein häufiger Vorwurf. Im Eifer des Gefechts wird dabei eine Binsenweisheit übersehen, die schon in der Schule gelehrt wird: Der Mensch ist, rein biologisch gesehen, ebenfalls ein Tier und sticht somit nicht aus der Reihe anderer Arten heraus.« Und auch wenn es natürlich wortwörtlich um die inneren Werte (wie hier bei den Tieren) und damit um den Inhalt gehen sollte, so kann und möchte ich die Optik und Haptik hier nicht außen vor lassen: Der Bildband mit dem vollständigen Text der Originalausgabe ist sicher jeden Euro wert. Ein leinengebundenes Hardcover mit bedrucktem Schutzumschlag und Lesebändchen, hervorragende Fotoqualität der zahlreichen tollen Motive, die das Geschriebende perfekt untermauern. Eine wahre Perle, die ich sicher immer mal wieder zur Hand nehmen werde. Fazit: Wenn wir Menschen bereit dazu sind, einmal beiseitezutreten, von unserem hohen Ross abzusteigen und unseren Blickwinkel zu korrigieren, dann können wir Erstaunliches und Faszinierendes bei den Tieren beobachten und vielleicht sogar einiges von ihnen lernen. Wohlleben versucht eine Brücke zu bauen, um uns diesen Schritt zu erleichtern und meiner Meinung nach ist ihm das wieder einmal sehr gut gelungen. (4.5 Sterne)

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