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Rezension zu
Ruhet in Friedberg

Schwarzer Humor aus Österreich

Von: Buch SUCHT Blog
12.03.2020

Eigentlich haben Andi und Fipsi ein gutes Leben: beide schieben als Aushilfen beim Bestatter des kleinen Provinznestes eine ruhige Kugel. Andi studiert nebenher in Wien und träumt davon, ein großer Autor zu werden, während Fipsi Kriminalromane schreibt, aber nicht veröffentlicht. Doch als eines Tages ein Sarg mehr wiegt als er eigentlich sollte, hat Andi einen schrecklichen Verdacht: Will da einer der Kollegen heimlich jemanden verschwinden lassen? Und plötzlich stapeln sich die Leichen in der Leichenhalle von Friedberg…   „Ruhet in Friedberg“, der Debutroman Rudolf Ruschels ist eine schwarzhumorige, oftmals sehr makabre Kriminalgeschichte, die in ihren besten Phasen an die Brenner-Romane von Wolf Haas und die Fernsehserien David Schalkos („Braunschlag“, „Altes Geld“) erinnert. Denn Ruschels Friedberg wird von einigen ziemlich skurrilen Gestalten bevölkert. Neben Andi und Fipsi, den unfreiwilligen Helden der Geschichte, treffen wir Geri, den bemüht jugendlichen katholischen Dorfpfarrer, der seiner Jugendlichkeit mit dem Handy-Klingelton „I like to move it“ Ausdruck verleihen will und seltsamerweise ständig obszöne SMS-Nachrichten bekommt, den ersten Bestatter Macho, seinen Stellvertreter Gustl, den herzensguten, aber ziemlich dummen Hubsi und einige serbische Mafiosi.   Stilistisch ist „Ruhet in  Friedberg“ durchaus herausfordernd, denn ähnlich wie bei Wolf Haas, bei dem sich der Erzähler auch einmal direkt an den Leser wendet, erzählt hier der Erzähler seine Geschichte einem unbekannten Zuhörer (und damit auch seinen Leser*innen). Und dabei nutzt der Autor eben die Sprache des Volkes und nicht die Schriftsprache. Das führt zu Szenen wie dieser:   Wie der Gustl in das Zimmer seiner Mutter ist, hat er sie sofort gesehen. Ganz zusammengefallen, leblos und tot war sie. Früher oder später musste das ja passieren. „Du hast vergessen, die Orchidee zu gießen“, hat er gemault, aber nur in seinem Kopf. Wirklich gesagt hat er zu seiner Mutter nie etwas. Warum auch, zurück kam eh immer nur die selbe Leier.   Das ist ungewöhnlich, ich musste mich zumindest erst daran gewöhnen. Außerdem springt der Erzähler, dessen Identität erst ganz am Ende des Buches aufgedeckt wird, in der Geschichte immer wieder hin und her, was  gerade anfangs etwas Probleme bereiten kann. Aber schnell fügen sich die einzelnen Szenen wie Mosaiksteinchen zu einem klaren Bild zusammen.  Und so entspinnt sich eine schwarzhumorige, oft bitterböse Kriminalfarce, wie ich schon lange keine mehr gelesen habe.  Dabei geht es oft auch durchaus blutig zu, allerdings schildert Ruschel diese Gewaltexzesse nicht in allen Details, so dass das Buch nicht übermäßig brutal ist.   Es gibt immer wieder einmal Bücher, die aus dem Rahmen fallen, die anders sind und die Leserschaft überraschen. „Ruhet in Friedberg“ gehört für mich unbedingt in diese Kategorie. Ein Buch, auf das man sich einlassen muss, das einen dann aber auch wirklich sehr gut unterhält. Wer schwarzhumorige Geschichten mag, der kann hier unbesorgt zugreifen.

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